Willy-Brandt-GesamtschuleHunde helfen nun beim Lernen an Kölner Gesamtschule
Köln-Höhenhaus – Linda würfelt im Unterricht und wenn sie es richtig macht, wird sie dafür sogar belohnt. Für eine Besucherin einer achten Klasse der Willy-Brandt-Gesamtschule (WBG) fällt sie aber nicht nur durch ihre seltsame Beschäftigung auf – nein, sie ist obendrein erst vier Jahre alt.
„Linda ist ein Schulhund in der Ausbildung“, klärt der stellvertretende Schulleiter Johannes Gläßer auf. Um das zu erreichen, absolviert die Mischlingsdame nicht nur eine Ausbildung in ihrer Hundeschule, sondern komme seit Schuljahresbeginn regelmäßig zum Praktikum an die WBG.
Schulhunde sind pädagogische Begleithunde. Sie erhalten dafür eine spezielle Ausbildung, die mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Sie müssen über bestimmte charakterliche Eigenschaften wie Anpassungsfähigkeit oder Impulskontrolle verfügen. An der Willy-Brandt-Gesamtschule sind Schulhunde seit Mitte der 2010er Jahre im Einsatz und besuchen die Klassen ab dem fünften Schuljahr.
„Lernen mit Tieren fördert die emotionale und soziale Intelligenz"
„Damit Linda möglichst gut lernt und nicht abgelenkt wird, muss im Klassenraum alles sauber sein und niemand darf quatschen oder mit dem Stuhl kippeln“, betont Stephanie Cremer, die Halterin. Cremer ist auch Sonderpädagogin an der Schule. Die junge Praktikantin lernt heute von den Kindern, wie man würfelt. Dafür legt Cremer zwei Spielzeugwürfel auf eine Hundedecke. Schülerin Tara legt dann Leckerli unter jeden der Würfel und führt Linda behutsam mit Fingerzeigen dorthin. Indem der Hund das Spielzeug wendet, um an die Belohnung zu kommen, rollt der Würfel weiter.
„Sie macht das heute erst zum zweiten Mal“, schildert Gläßer, der das Schulhunde-Projekt leitet. Damit Linda ihre Übung auf Befehl auch ohne Leckereien macht, müsse sie diese allerdings bis zu 300 Mal wiederholen. „Nach dem 50. Mal klappt das manchmal auch schon ohne“, betont Schüler Fabian, der es auch mal probiert hat.
Schüler und Hunde lernen voneinander
Anlaufschwierigkeiten hat die tierische Auszubildende mit dem Durchqueren eines menschlichen Tunnels. Drei Jungs aus der Klasse stellen sich breitbeinig hintereinander auf und bilden so die „Röhre“, unter der Linda nun hindurchlaufen soll. Doch der Hund nimmt anfangs lieber den Weg um das Hindernis herum. Erst beim zehnten Anlauf traut sie sich zaghaft, unter den Beinen hindurch zu schlüpfen.
„Solche Übungen sind aber nicht das Einzige, was der Hund hier lernen soll“, erklärt Gläßer. Es gehe auch darum, dass Linda ihre Impulse kontrolliere und sich nicht von ihrer Aufgabe ablenken lasse. Auch gehe es darum, sich an den Umgang mit Kindern und Jugendlichen zu gewöhnen. „Ich habe gemerkt, dass die Hunde über sich hinauswachsen und die Schüler ihrerseits ebenfalls viel lernen“, bemerkt Cremer.Die vierbeinige Auszubildende ist nicht der einzige Schulhund an der WBG. Gläßer ist selbst stolzer Besitzer eines Hundes – der belgischen Schäferhündin Nessie.
Je angenehmer die Umgebung, desto mehr lernt man
Diese besucht die Klassen der Einrichtung bereits seit mehreren Jahren: „Während Linda noch als Lernende zu uns kommt, sollen die Kinder bei und mit Nessie in erster Linie lernen, wie man mit Tieren – in diesem Fall mit Hunden – umgeht.“
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„Lernen mit Tieren fördert die emotionale und soziale Intelligenz der Schülerinnen und Schüler“, erklärt der stellvertretende Schulleiter das Ziel dieser Form des Projektunterrichts. Lernen sei auch immer von Emotionen begleitet – je angenehmer, desto besser lernt es sich. Es entstehe eine positive Lernumgebung und verbale wie körperliche Aggressionen würden deutlich zurückgehen. Neben den praktischen Übungen stünden auch Themen wie Anatomie des Hundes, Hunderassen oder Hunde als Begleiter und Assistenten des Menschen – hier unter anderem Hirtenhunde, Minensuchhunde, Blindenhunde – auf dem Programm.