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Katholische Kirche in KölnKloster in Mülheim wird abgerissen

Lesezeit 3 Minuten

Das Kloster in Mülheim wird abgerissen.

Mülheim – „Wir haben alle damit gerechnet, dass es irgendwann zu Ende gehen wird“, sagt Pater Wolfgang Gerhard. „Aber dass es so schnell geht, das war schon ein Schock.“ Der 73-jährige Ordensmann ist Superior, Leiter des katholischen Redemptoristenklosters in Mülheim. Bis Ende des Jahres, das steht inzwischen fest, müssen er und seine sieben Mitbrüder das Alfonsushaus an der Holsteinstraße verlassen – Klostergebäude und Kirche werden abgerissen, die Wohnungsgesellschaft GAG will dort Wohnhäuser bauen. GAG-Pressesprecher Jörg Fleischer bestätigte die Baupläne, zu Einzelheiten wollte sich das Unternehmen am Mittwoch allerdings noch nicht äußern.

Der Orden der Redemptoristen (vom lateinischen „redemptor“ - Erlöser) wurde 1732 von Alfons von Liguori im italienischen Scla gegründet und ist heute mit rund 5700 Mitgliedern weltweit tätig.

Im Erzbistum Köln gibt es nach aktuellen Zahlen insgesamt 31 Männerorden mit mehr als 400 Mitgliedern. Darunter sind so bekannte Gemeinschaften wie Dominikaner, Jesuiten und Franziskaner, aber auch die Marianhiller Missionare, die Montfortaner oder die Scalabrini-Patres S. Raffaele. 35 Frauenorden mit mehr als 1100 Mitgliedern sind in der Erzdiözese vertreten, darunter sind 27 ausländische Gemeinschaften.

In Köln sind beispielsweise die Dominikaner in St. Andreas und in der Lindenstraße ansässig, die Jesuiten in St. Peter und die Franziskaner an der Minoritenkirche. Die Benediktinerinnen haben ihr Kloster in Raderberg, die Cellitinnen an der Gleueler Straße in Lindenthal. Die Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem aus Paris haben sich vor einigen Jahren in Groß St. Martin niedergelassen.

Zahlreiche Klöster in Köln und Umgebung beteiligen sich am „Tag der offenen Klöster“, der bundesweit am kommenden Samstag, 10. Mai, statfindet. Nähere Informationen zur Idee und den teilnehmenden Ordensgemeinschaften im Internet. (map)www.tag-der-offenen-kloester.de

„Es ist schon das dritte Kloster, das ich schließen muss“, sagt Pater Gerhard nicht ohne Bitterkeit. 2003 hat der Orden das Haus in Rheine aufgegeben, 2011 folgte die Niederlassung in Bochum. „Es ist schlimm für uns“, sagt der Pater. Der Redemptoristenorden ist wie viele andere Gemeinschaften auch überaltert, nur wenige junge Frauen und Männer rücken nach. Von den acht Bewohnern des Alfonsushauses ist laut Pater Gerhard nur einer jünger als 70 Jahre, einer ist bereits 90.

1967 hatte der Orden den neu gebauten Backstein-Komplex am alten Mülheimer Friedhof bezogen, er war seitdem auch Sitz des Provinzialats, also der Leitung der Kölner Redemptoristen-Provinz – die zuvor im nahe gelegenen Gebäude des heutigen „Warsteiner Hofs“ untergebracht war. Im Jahr 2005 schlossen sich die Kölner dann mit den niederländischen, flämischen und schweizer Redemptoristen zur Provinz St. Clemens mit Sitz im niederländischen Wittem zusammen – seitdem steht das Provinzialatsgebäude in Köln nach den Worten Pater Gerhards bereits leer.

Die Schließung des Klosters betrifft aber nicht nur die Ordensmänner selbst. Zu den Gebetszeiten und Gottesdiensten finden sich stets Katholiken aus dem Veedel in der Kapelle ein. „Zu den Sonntagsgottesdiensten kommen bis zu 80 Besucher“, sagt Pater Gerhard. Auch für sie wird der Wegzug der Redemptoristen ein Verlust sein.

Wie die Zukunft der acht Bewohner des Alfonsushauses aussieht, ist nach den Worten Gerhards noch offen. Einige werden wohl in die Wohngemeinschaft ihrer Mitbrüder im Seniorenhauses Heilige Drei Könige in der Ehrenfelder Schönsteinstraße ziehen, andere möglicherweise nach Bonn oder Trier. „Wir können Wünsche äußern“, sagt Pater Gerhard. „Aber die Entscheidung liegt letztlich bei der Provinzleitung.“