Köln – Als vor zwei Tagen um die Mittagszeit in Buchheim das Haus von Egon R. in die Luft fliegt, sitzt Simon Peters knapp zweihundert Meter weiter am Küchentisch im Haus seiner Eltern. Der Abiturient liest gerade etwas auf seinem Handy, als er den ohrenbetäubenden Knall hört, der die ganze Wichheimer Straße aufschreckt. Das Haus der Familie Peters wackelt. „Ich dachte als erstes an ein Erdbeben“, schildert der 18-Jährige, der kurz darauf zum Helden werden wird – auch wenn er das selbst nie von sich sagen würde.

Köln: In Hausschuhen auf den Trümmern

In Hauschuhen läuft Simon Peters auf die Straße. Dichter Qualm zieht aus der Lücke, wo bis eben noch ein Reihenhaus stand. Trümmer bedecken die Straße, Hausfenster und Autoscheiben im Umkreis sind geborsten.

Egon R., der die Explosion in seinem Haus vermutlich herbeigeführt hat und dabei starb, kannte Simon Peters nur vom Sehen. „Wir haben nie gesprochen, ich wusste nur, dass da ein älterer Herr wohnt, der fast nie sein Haus verlassen hat.“ Warum und wodurch die Explosion ausgelöst wurde, steht noch nicht fest, die Polizei ermittelt.

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Ohne nachzudenken, läuft der 18-Jährige mit seinem Vater zur Unglücksstelle, er stellt sich zwischen die Trümmer und hält Ausschau nach dem 79-jährigen Egon R. Andere Nachbarn laufen ziellos umher, einige sind geschockt. Peters bewahrt die Ruhe. Egon R. kann er nirgends entdecken. Er sieht, dass auch die beiden Nachbarhäuser links und rechts der Ruine schwer beschädigt sind – rechts laufen die Bewohner auf die Straße, links tut sich nichts. Ein Fenster ist durch die Detonation eingedrückt worden. Durch ein weiteres Fenster sieht der 18-Jährige eine Bewegung. Peters klingelt, nach einer Weile öffnet die Bewohnerin, sie ist 90 Jahre alt. „Sie wirkte total verwirrt und geschockt“, erinnert sich Simon Peters. Erst Stunden später wird sie begreifen, was geschehen ist.

90-Jährige kommt bei Freundin unter

Peters nimmt sie am Arm und geht mit ihr in den Garten. Er eilt nochmal zurück ins Haus, um den Schlüssel für das Gartentor zu holen, dann verlässt er mit der Seniorin das Grundstück nach hinten raus und begleitet die Frau zurück zur Straße. Dort kommen weitere Nachbarn zur Hilfe. „Wir haben sie erstmal zu uns in den Garten gebracht“, schildert Peters.

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Sanitäter kommen, untersuchen die Rentnerin, körperlich ist sie unverletzt. Am Abend holt eine Freundin sie ab, bei ihr kann die 90-Jährige vorerst unterkommen. Ihr Haus ist nicht mehr bewohnbar.

Jetzt stehen Abiklausuren an

Simon Peters findet, er habe nichts Besonderes geleistet. „Das würde jeder tun“, glaubt er. Auf seine nächste Herausforderung kann er sich nun wenigstens noch ein paar Tage vorbereiten: Gestern war sein erster Schultag nach der Corona-Pause, am 12. Mai schreibt der 18-Jährige seine erste Abiturklausur.