AboAbonnieren

Haus in Köln explodiertDas einsame Leben des Egon R., der in den Trümmern starb

Lesezeit 3 Minuten
200423_uw_Explosion_008

Nach einer Explosion ist in Köln-Buchheim ein Haus eingestürzt.

  1. In den Trümmern des Reihenhauses in der Wichheimer Straße in Köln-Buchheim fand die Feuerwehr am späten Mittwochabend die stark entstellte Leiche eines Mannes.
  2. Die Polizeisprecherin bezeichnete die Ermittlungen im Schutt als „sehr schwierig“.
  3. Vermutlich handelt es sich um den 79 Jahre alten Eigentümer Egon R., der seit etwa 40 Jahren alleine in dem Haus lebte. Wer war dieser Mann?

Köln – Auch am Tag nach der Explosion des Wohnhauses in Buchheim ist der genaue Hergang noch unklar, die Polizei vermutet nach bisherigen Ermittlungen aber Gas als Ursache. Ob die Detonation absichtlich oder versehentlich herbeigeführt wurde, stehe noch nicht fest, sagte eine Sprecherin.

In den Trümmern des Reihenhauses in der Wichheimer Straße fand die Feuerwehr am späten Mittwochabend die stark entstellte Leiche eines Mannes (hier lesen Sie mehr). Dabei handelt es sich um den 79 Jahre alten Eigentümer Egon R., der seit etwa 40 Jahren alleine in dem Haus lebte. Letzte Gewissheit brachte die Obduktion in der Rechtsmedizin am Donnerstag. Vier Nachbarn waren bei der Explosion leicht verletzt worden.

„Stadt mit K“ – Der Newsletter

Alles, was Sie heute in Köln wissen müssen

Die Corona-Krise hat unser Leben in den vergangenen Wochen bestimmt, nun kehrt langsam aber sicher ein Stück Normalität in unser Leben ein. Mit unserem Newsletter „Stadt mit K“ wollen wir mit Ihnen gemeinsam aus der Krise gehen. Mit Ausgeh-Tipps, Verlosungen und natürlich dem Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage in Köln – in nicht mal fünf Minuten Lesezeit. Bis 7 Uhr liefern wir Ihnen von Montag bis Freitag alle Infos für den Tag und erzählen Ihnen außerdem, was in Köln wichtig ist und was über den Tag wichtig wird. Als Newsletter-Abonnent erhalten Sie außerdem regelmäßig exklusive Infos und Geschichten. Alles komplett kostenlos und mit nur einem Link bestellbar. Hier geht's zur Anmeldung.

Alles zum Thema Rheinenergie

Köln: Polizeieinsatz wegen Suizidversuch

Wie zu erfahren war, soll der Rentner Egon R. der Polizei als angeblich suizidgefährdet bekannt gewesen sein. Es habe vor längerer Zeit einen entsprechenden Einsatz gegeben, heißt es. Am heutigen Donnerstag hätte der 79-Jährige einen Arzttermin gehabt, berichtet Hans Breuer (Name geändert), der in der Nachbarschaft wohnt und den zurückgezogen lebenden Egon R. wohl so gut kannte wie kein anderer, seit 30 Jahren. Breuer betont, er habe nie den Eindruck gehabt, dass R. ernsthaft suizidgefährdet gewesen sei.

Das könnte Sie auch interessieren:

Als das Haus seines Nachbarn am Mittwochmittag in die Luft flog und Mauerteile und Steine teils mehrere hundert Meter weit über die Straße, gegen Hauswände und in Autofenster schleuderte, stand Breuer 50 Meter entfernt in seinem Vorgarten. Er blieb unverletzt, den Moment der Explosion hat er so in Erinnerung: „Ich wurde so steif wie der Pfosten hier“, sagt er und deutet auf eine Eisenstange am Hauseingang. „Mein Puls schoss auf 180.“

Nachbar glaubt an einen Unfall

Breuer glaubt an einen Unfall, der sich im Keller des kurz darauf explodierten Reihenhauses zugetragen haben könnte. Egon R., um den er sich seit Jahren kümmerte, für ihn einkaufte oder ihn zum Arzt fuhr, sei ein Frickler gewesen, ein Bastler, geschickt im Umgang mit Werkzeug. „Er war früher Schlosser bei einem Schlüsseldienst, er hat sein Haus mit eigenen Händen gebaut“, sagt Breuer. Ging am Mittwochnachmittag also womöglich irgendetwas fürchterlich schief, als der 79-Jährige in seinem Keller zugange war?

Anwohner berichten, unter der Straße verlaufe eine Gasleitung mit Abzweigungen in mehrere Häuser. Das von Egon R. soll aber nicht ans Gasnetz angeschlossen gewesen sein, die Leitung endete irgendwo im Keller, der Anschluss soll versiegelt gewesen sein. Polizei und Rheinenergie prüfen das zurzeit.

Nachbarhäuser nicht bewohnbar

Die beiden Häuser links und rechts des explodierten Gebäudes sind durch die Wucht der Detonation derart beschädigt worden, dass sie vorerst wohl nicht bewohnbar sind. Am Donnerstagvormittag holten Feuerwehrleute einige Habseligkeiten heraus und übergaben sie an die Bewohner. Unterdessen ist die Wichheimer Straße auch weiterhin gesperrt, noch immer bedecken Trümmer die Fahrbahn. Brandgeruch liegt in der Luft.

Die Polizeisprecherin bezeichnete die Ermittlungen im Schutt als „sehr schwierig“. Es könne noch einige Zeit dauern, bis die Brandermittler die wahre Ursache für das Unglück kennen. Vielleicht lässt sich aber auch nie herausfinden, was in den Minuten vor dem Unglück tatsächlich geschehen ist.