Sarah Wiener in Mülheim„Alle Kinder sollen dieselben Chancen haben, gesund zu leben“
Mülheim – NRW-Schuleingangsuntersuchungen zeigen: Jeder zehnte Erstklässler ist übergewichtig oder adipös. Eine Entwicklung in frühen Jahren, die weitreichende Folgen haben kann: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ II, Gelenkprobleme oder auch Depressionen. Was hier oft fehlt, sei der richtige Zugang zu Lebensmitteln, meint Ursula Heinen-Esser, NRW-Ministerin für Umwelt, Landschaft, Natur- und Verbraucherschutz: „Kinder wissen oft nicht mehr, woher Lebensmittel kommen und was man mit ihnen macht – Fertigprodukte sind im Kommen“.
Dabei ist eine gesunde Ernährung wichtig, damit Kinder sich positiv entwickeln können. Um diesen Gedanken in den Mittelpunkt zu stellen, setzt die Stiftung von TV-Köchin und EU-Politikerin Sarah Wiener bereits früh an: Gemeinsam mit dem NRW-Ministerium und der Barmer-Krankenkasse versucht die Initiative „Ich kann kochen!“ Kinder in den ersten Kindergartenjahren zu einer gesunden Ernährung zu bewegen.
Bisher 19.500 Menschen zu „Genussbotschaftern“ fortgebildet
„Wir wollen auch die Kinder erreichen, denen von zuhause keine ausgewogene Ernährung vorgelebt wird. Alle Kinder sollen dieselben Chancen haben, um gesund ins Leben zu starten“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer-Krankenkasse. So bietet die 2007 gegründete Stiftung für Pädagogen und Lehrer kostenlose Fortbildungen an. Vermittelt werden Grundlagen der Ernährungswissenschaft und des Essverhaltens von Kindern.
Vor allem wird hier allerdings gekocht. Das Programm wird stetig ausgebaut: „Wir versuchen in jedes Dorf zu gehen, um Lehrer und Pädagogen zu schulen“, sagt Sarah Wiener. Bisher wurden in über 1700 Fortbildungen ungefähr 19.500 der sogenannten „Genussbotschafter“ fortgebildet.
Gemeinsames kochen und Besuch auf dem Markt
Auch die Kinder werden in die Initiative, beziehungsweise in die Küche, eingebunden. „Selbst kochen zu können ist ein Grundpfeiler unserer Existenz und unseres Miteinanders – deshalb müssen wir schon bei den Allerkleinsten anfangen, wenn wir etwas ändern wollen“, sagt Wiener. Sie sollen selbst entdecken, wie frische Gerichte schmecken können. Die Rezepte werden den Kindern dann mit nach Hause gegeben. So können sie gemeinsam mit den Eltern nachgekocht werden.
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Für Sarah Wiener ist das der richtige Weg: „Geschmack wird ganz wesentlich in der Kindheit geprägt – darum gehören gerade Kinder in die Küche. Uns geht es um die Prävention, aber bei den Kindern kommt ja der Spaß an“.Zu beobachten war die Wirkung der Initiative nun im Kindergarten Villa Charlier in Mülheim: Unter der Leitung einer „Genussbotschafterin“ kochten die Jüngsten eine Kürbissuppe und backten Knäckebrot mit Kürbiskernen. Auch der vorherige Gang zum Markt, um regionale und saisonale Lebensmittel einzukaufen, gehört dazu.
Ziel: Zehn Prozent aller Grundschulen und Kitas erreichen
Der Kindergarten gehört damit zu 2700 Einrichtungen in NRW, die sich bisher an der Initiative beteiligt haben – der Höchstwert. So ist die Initiative auch im Sinne der Landespolitik: „Als Verbraucherschutzministerium wollen wir das Bewusstsein für eine ausgewogene Ernährung stärken und im Alltag der Kinder verankern“, sagte Heinen-Esser, die zur Botschafterin der Initiative ernannt wurde.
Als Ziel wurde ausgegeben, zehn Prozent aller Grundschulen und Kitas in Deutschland zu erreichen. Angesprochen auf den bisherigen Erfolg sagte Wiener: „Wir sind da auf einem sehr guten Weg. Man sieht eben, dass dieses Projekt nachhaltig ist“.