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KHD-Gelände in Köln-MülheimStillstand beim Millionenpoker um Industrieanlage

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Luftaufnahme der ehemalige KHD Hauptverwaltung an der Deutz-Mülheimer Straße 147

Köln-Mülheim – Ginge es nur um die politische Beschlusslage, wäre alles längst klar: Einstimmig hat der Stadtrat sich dazu bekannt, dass der letzte Rest der einstmals riesigen Industrieanlagen von Klöckner Humboldt Deutz und benachbarter Unternehmen an der Deutz-Mülheimer Straße möglichst weitgehend erhalten bleiben und für eine am Gemeinwohl der Stadt orientierte Entwicklung genutzt werden soll.

Die Künstler der Initiative „Raum 13“, die aus der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung das „Zentralwerk der schönen Künste“ gemacht haben, fordern zusammen mit vielen Unterstützern aus Wissenschaft, Kultur und Politik, hier ein „Reallabor“ für eine zukunftstaugliche Stadtentwicklung zu machen.

Architekt Paul Böhm wirbt für eine „Mustersiedlung für die Zukunft der Stadt“, mit der sich Köln nach Meinung vieler Experten europaweit profilieren würde. Dafür gibt es viel Applaus, auch von der Oberbürgermeisterin. Und doch kommt offenbar seit Monaten nichts voran, obwohl die Zeit – zumindest für die Künstler - knapp wird.

Künstlern wurde gekündigt

Der private Investor, dem das Gebäude der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung gehört, hat den Künstlern gekündigt und eine Räumungsklage eingereicht. Bereits Anfang Dezember kommt es zur Anhörung vor dem Landgericht.

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Die Künstler der Initiative „Raum13“, Anja Kolacek und Marc Leßle, im schmucken, denkmalgeschützten Treppenhaus

Die Chancen für die Kunst sind schlecht. Formal hat der Eigentümer Gottfried Eggerbauer wenig falsch gemacht, als er die jahrelange, einstmals gute Zusammenarbeit mit der von der Stadt geförderten Kunstinitiative beendete.

Er will das Haus möglichst gewinnbringend weiterverkaufen. Ein 18-Millionen-Angebot der städtischen Tochter „Moderne Stadt“ soll er nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits ausgeschlagen haben. Er hofft auf mehr.

Rat hat außerordentliches Vorkaufsrecht beschlossen

Die Stadt hat einiges getan, um ihm die Geschäfte zu erschweren. Das große schmucke Backsteingebäude ist Teil des Otto-und-Langen-Quartiers, das man weitgehend erhalten will. Der Rat hat ein außerordentliches Vorkaufsrecht beschlossen. Das soll private Interessenten abschrecken.

Ein weiteres Druckmittel ist der Denkmalschutz, der weite Bereiche vor Eingriffen und Umbauten schützen will. Denkmalpfleger haben in den vergangenen Tagen das Innere der alten, bereits denkmalgeschützten Hauptverwaltung inspiziert. Grundsätzlich steht bei einem denkmalgeschützten Gebäude auch das Innere unter Schutz. Nun sollen die Treppenhäuser „mit historischer Ausstattung“ explizit Erwähnung in der Denkmalliste finden.

Investor spielt auf Zeit

Das alles wird dem Investor nicht gefallen. Und doch pokert er weiter. Stadtentwicklungsdezernent Markus Greitemann sagt, dass die Stadt alle Fäden in der Hand habe. Doch das Tempo bestimmt sie nicht. Der Investor Gottfried Eggerbauer spielt offenbar auf Zeit.

Der Stadt könnte die Luft ausgehen. Und mit dem Rauswurf der Künstler dürfte sich die Hoffnung verbinden, dass die Idee für eine vorbildlichen Quartiersentwicklung, die Wohnen, Arbeiten, Kultur und Bildung an einem historischen Ort miteinander verbindet, ihren Motor verliert.

Im Beschluss des Stadtrats heißt es, dass die Initiative „Raum 13“ als „Ankerpunkt für eine ganzheitliche Entwicklung im Areal unterstützt wird“. Der Beschluss wird nicht mehr viel wert sein, wenn die Initiative das Feld räumen muss.

Greitemann sagt, dass er mit Investor Eggerbauer gesprochen habe. Herausgekommen ist dabei offenbar nichts. „In den Mietvertrag können wir nicht eingreifen.“ Und das Vorkaufsrecht könne man erst umsetzen, wenn zuvor ein privater Kaufvertrag zustande gekommen sei. Mit seinem Beschluss hatte der Stadtrat die Verwaltung auch beauftragt, mit den Eigentümern vor Ort eine gemeinsame, einvernehmliche Lösung anzustreben. Mit Eggerbauer scheint das bislang nicht möglich zu sein.

Land NRW ist Miteigentümer

Der andere wichtige Eigentümer ist das Land NRW, dem über die Tochter NRW Urban die Hallen – darunter die denkmalgeschützte Möhring-Halle – hinter der KHD-Hauptverwaltung gehören. Nicht wenige haben gefordert, das Land für ein wegweisendes Stadtentwicklungsprojekt mit ins Boot zu holen.

Warum auch das nicht gelingt, ist unklar. Das Land bleibt dabei – genau wie der private Investor – seinen Besitz mit Gewinn verkaufen zu wollen. Und die Stadt setzt weiterhin darauf, bei einem europaweiten Verkaufswettbewerb des NRW-Bauministeriums zum Zuge zu kommen.

Das Land hätte das Grundstück auch ohne Wettbewerb direkt an die Stadt vergeben können. Doch dafür hat die Stadt nicht die nötigen Kriterien erfüllt, so das Landesbauministerium in einer Mitteilung im Landtag.Stattdessen habe man mit dem Land eine Einigung über die Durchführung eines Werkstattverfahrens erzielt, das dem Verkaufsverfahren vorgeschaltet sei, so Land und Stadt. Man sei in dem vereinbarten Verfahren der „wichtigste Akteur“, sagt Dezernent Greitemann.

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Den Künstlern wird das ihre Sorgen nicht nehmen. Sie haben die Kölner Politik und die Stadtverwaltung aufgefordert, aktiv zu werden. Und Investor Eggerbauer soll die Kündigung aussetzen, bis klar ist, wie es an der Deutz-Mülheimer Straße weiter geht.