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„Ist für uns ein No-Go“Initiativen streiten über Nutzung von wichtigem Kölner Industrieareal

Lesezeit 3 Minuten
Ein Teil des Otto-Langen-Quartiers im Mülheimer Süden.

Ein Teil des Otto-Langen-Quartiers im Mülheimer Süden.

Die ehemalige KHD-Hauptverwaltung soll bis zum endgültigen Bau des Otto-Langen-Quartiers genutzt werden – wie, darüber sind sich die Initiativen uneins.

Die ehemalige Hauptverwaltung von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) auf dem Otto-Langen-Quartier im Mülheimer Süden soll bald wieder genutzt werden. Die Künstlerinitiative Raum 13 steht dazu kurz vor einer Unterzeichnung eines Mietvertrages mit der Stadt (wir berichteten). Doch der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier, in dem sich 16 Initiativen zusammengetan haben, möchte das verhindern – und für sich selbst mehr Fläche in dem Gebäude herausschlagen.

Initiativkreis will mehr Fläche, als bislang vorgesehen ist

Zum Initiativkreis gehören unter anderem die Hafenakademie und die Offene Jazzhaus Schule. Nach Vorschlag des Initiativkreises soll Raum 13 für sein „Zentralwerk der schönen Künste“ nur noch 60 statt der bislang vorgesehenen 80 Prozent der Fläche erhalten. Für sich selbst sieht man 40 Prozent und damit rund 4000 Quadratmeter der insgesamt 10.000 Quadratmeter großen Hauptverwaltung vor.

Das ehemalige KHD-Gelände.

Das ehemalige KHD-Gelände.

Der Mietvertrag, der für eine Laufzeit von zehn Jahren abgeschlossen werden soll, soll eine Zwischennutzung des Industrieareals befördern; bis zu der Zeit, in der es zu einem urbanen Quartier aus Wohnen, Arbeiten und Kultur gestaltet wird. Die Stadt hatte das KHD-Hauptgebäude 2021 für rund 21 Millionen Euro gekauft. Raum 13 hatte bereits bis 2021 elf Jahre lang auf dem Gelände das „Deutzer Zentralwerk der schönen Künste“ betrieben, bis sie vom damaligen Eigentümer vor die Tür gesetzt wurden. Der Miete ist für die ersten drei Jahre auf einen symbolischen Euro festgelegt.

Initiativkreis hofft auf Einfluss der Politik

Der Liegenschaftsausschuss schob im April die Entscheidung über den Vertrag, weil er kurzfristig vorgelegt worden war, in seine nächste Sitzung – die ist am 10. Juni. „Die Zeit bis dahin wollen wir nutzen, um mit den Ratsfraktionen zu sprechen“, sagte Jörg Frank, Ex-Fraktionsgeschäftsführer der Grünen und Mitglied des Initiativkreises. „Es geht uns um gute Nachbarschaft, aber ich denke, wenn Raum 13 60 Prozent bekommt, ist das schon ein guter Schluck aus der Pulle.“

Ex-Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank ist im Initiativkreis Otto-Langen aktiv.

Ex-Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank ist im Initiativkreis Otto-Langen aktiv.

Bodo Marciniak sagte: „Raum 13 will, dass dort nur Kultur entsteht. Das ist für uns ein No-Go. Wir wollen Vielfalt im Quartier haben, mit verschiedenen Nutzungen.“ Ressentiments gegen die Initiative habe man aber nicht. „Unser Respekt vor Raum 13 zeigt sich darin, dass wir nur 40 Prozent beanspruchen. Bei der Menge an Initiativen könnten wir ohne Probleme auch die ganzen 10.000 Quadratmeter nutzen.“ Der Initiativkreis befindet sich aktuell selbst in Verhandlungen über einen Mietvertrag mit der Stadt, der ähnliche Konditionen wie der von Raum 13 haben soll.

Raum 13 sieht sich in guten Verhandlungen mit der Stadt

Anja Kolacek von Raum 13 zeigte sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ verwundert über den Vorstoß des Initiativkreises. „Der Mietvertrag ist seit drei Jahren in der Planung. Die Verteilung der Flächen war auch mit dem Initiativkreis schon im August 2023 so abgesprochen“, sagte sie. Man sei zuversichtlich, den Vertrag bald unterzeichnen zu können, da man sich mit der Stadt in einer noch offenen Frage zu Betriebskosten angenähert habe.

Marc Leßle und Anja Kolacek von Raum 13.

Marc Leßle und Anja Kolacek von Raum 13.

Raum 13 plant , Teile des Gebäudes über Untervermietungen anderen Initiativen zur Verfügung zu stellen; dazu gebe es Partner aus der Vergangenheit, man wolle aber auch neue gewinnen. „Alle Rendite davon fließen in den Zweck der Wiederbelebung des Areals“, so Kolacek. Für den Mietvertrag über das KHD-Gebäude hat die Initiative eine gemeinnützige GmbH gegründet.