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„Jämmerlicher Zustand“Kölner Drogenszene setzt sich auf Otto-und-Langen-Quartier fest

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Inzwischen wird auf dem Otto-und-Langen-Quartier regelmäßig eingebrochen.

Das ehemalige Otto-und-Langen-Quartier in Mülheim verfällt weiter. Seit die Stadt einen Teil des Geländes aufgekauft hat, soll das Künstlerkollektiv „raum13“ dort einziehen, um das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste zu reaktivieren. Das will die Verwaltung, das wollen die Kulturpolitiker aus Ratsbündnis und Opposition und auch die Künstlerinnen und Künstler selbst. Doch es gelingt bislang nicht.

„Es läuft nichts zusammen“, sagt Marc Leßle. Elf Jahre lang hat er gemeinsam mit Anja Kolacek und zahlreichen Ehrenamtlern das Areal bespielt, mit Ausstellungen, Ateliers, Freiräumen für Kunst und Kultur. Jetzt fehlt ihm die Genehmigung. Und der Schlüssel.

Kölner Stadtverwaltung überfordert: „Das ist ein strukturelles Problem“

„Inzwischen wird auf dem Gelände eingebrochen“, sagt er. Ein 50 Meter langes Anschlusskabel, mehrere Tausend Euro wert, sei gestohlen worden. Er berichtet, dass obdachlose Menschen in der ehemaligen Hauptverwaltung von KHD einziehen und mit alten Möbeln, die Leßle gerne als kulturelles Erbe der Stadt aufbereiten würde, Feuer machen, um zu heizen.

Angeboten wurde ihm zuletzt, einen Bauantrag für den Einzug in Auftrag zu geben. Sollte dieser genehmigt werden, sei eine vierjährige Miete möglich, hieß es von der Verwaltung. Für einen so kurzen Vertrag sei der Antrag „wirtschaftlich überhaupt nicht darstellbar“, sagt er. „Dieser Bauantrag ist eine Sackgasse.“ Dabei will der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung keine böse Absicht unterstellen.

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Die Zerstörung im Inneren des Otto-und-Langen-Quartieres nimmt neue Ausmaße an

„Das ist ein strukturelles Problem. Keiner hat eine Ahnung, wie es funktionieren kann.“ Dabei hat die Stadt den Teil des Geländes, den Leßle restaurieren will, für 21 Millionen Euro gekauft. „Spätestens bis Anfang nächsten Jahres muss es klappen. Sonst ist der Zustand so schlimm, dass man es auch lassen kann“, so Leßle weiter.

Mit dem Baudezernat, dem Liegenschaftsdezernat und dem Kulturdezernat sind drei Verwaltungsbereiche beteiligt. Alle wollen, dass „raum13“ einziehen kann, doch niemand weiß, wie. Exemplarisch für die Unbeholfenheit stehen Aussagen von Kulturdezernent Stefan Charles, den die Linksfraktion im Kulturausschuss zum Stand der Dinge befragte. „Ich verstehe, dass es ein bisschen so aussieht, als würde die Verwaltung das Thema hin- und herschieben“, sagte Charles.

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„Wir versuchen, uns für eine Zwischennutzung starkzumachen und sind gesprächsbereit.“ Wie eine kurzfristige Lösung aussehen könnte, weiß auch er nicht. Es sei „schon eine Leistung“, den benötigten Bauantrag zu stellen. Doch bislang liege der Bauaufsicht eben kein Antrag vor, den sie bearbeiten könnte.

Kölner Otto-und-Langen-Quartier schimmelt seit Monaten

Die Ausschussvorsitzende Elfi Scho-Antwerpes (SPD) sagte im Anschluss, es werde durch den Leerstand nicht besser. „Wir haben es alle sehr bedauert, als das Deutzer Zentralwerk der schönen Künste geschlossen werden musste.“ Jörg Kobel (Linke) sagte, das Gelände sei schon jetzt in einem „jämmerlichen Zustand“, die Drogenszene habe es längst für sich entdeckt: „Wenn man das Haus erhalten will, sollte man dafür sorgen, dass schnell jemand reinkommt. Bauaufsicht und Liegenschaften müssen sich endlich zusammenraufen.“

Bislang ist keine Lösung in Sicht. Schon im Sommer bemängelten Leßle und Kolacek, das Gelände habe begonnen zu schimmeln. In den Wintermonaten dürfte sich auch dieses Problem weiter verschärfen.