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„Schock sitzt immer noch tief“Friseursalon-Betreiber spricht über Explosion, die seinen Laden verwüstete

Lesezeit 3 Minuten
So sah der Friseursalon auf der Frankfurter Straße in Mülheim nach der Explosion aus.

So sah der Friseursalon auf der Frankfurter Straße in Mülheim nach der Explosion aus.

Unbekannte haben am Mittwoch einen Geldautomaten vor dem Friseursalon von Rebaz Abbas gesprengt. Sie hinterließen ein Bild der Verwüstung – und eine geschockte Belegschaft.

Zwei große Pressspanplatten sind am Freitagvormittag an der Fassade des „Weltfriseur“ an der Frankfurter Straße in Köln-Mülheim angebracht. Abgesehen davon erinnert nur noch wenig an die Verwüstung, die eine Bombe in dem Laden von Rebaz Abbas in der Nacht auf Mittwoch hinterlassen hat. Sein Geschäft konnte Abbas wieder öffnen, ein Statiker gab nach Überprüfung des Gebäudes Entwarnung. Und doch sagt er: „Der Schock über das, was hier vor zwei Tagen passiert ist, sitzt bei uns allen immer noch tief.“

Gegen 2.30 Uhr alarmierten Anwohner die Polizei in der Nacht auf Mittwoch, nachdem sie einen lauten Knall gehört hatten und Rauch aufsteigen sahen. Wie sich herausstellte, hatten Unbekannte den Geldautomaten direkt vor der Tür des Friseursalons gesprengt. Durch die Explosion ging die Fensterfront im Eingangsbereich des Salons zu Bruch, auch die Eingangstür eines Kiosks direkt neben dem Salon wurde aus der Verankerung gerissen. Die Täter flüchteten in einem schwarzen Kombi vom Tatort, noch immer fahndet die Polizei nach ihnen. Beute haben sie nicht gemacht. Doch dafür hinterließen sie eine verunsicherte Nachbarschaft – und einen Sachschaden, der allein für den Friseursalon von Abbas, der den Laden als Stellvertreter leitet, bei mindestens 15.00o Euro liegt, wie er erzählt.

Geldautomatensprengungen in NRW sind rückläufig – Verlockung aber nach wie vor groß

„Ich wurde mitten in der Nacht angerufen, um kurz nach 3 Uhr stand ich vor dem Laden. Es war ein Bild der Verwüstung, überall war Blaulicht, die ganze Straße war abgesperrt“, schildert Abbas, wie er die Nacht erlebt hat. „In dem Moment geht dir alles Mögliche durch den Kopf. Und natürlich muss man auch an die ganzen Explosionen der letzten Wochen in Köln denken.“

Immer wieder kam es in den vergangenen Wochen zu Explosionen vor Wohnhäusern und Geschäftsgebäuden in Köln und der Region. Sie gehen auf Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden zurück. Als klar war, dass die Explosion vor seinem Friseursalon damit nichts zu tun hat, habe ihn das zwar beruhigt. Ruhig schlafen kann er seitdem aber trotzdem kaum. „Es musste alles schnell gehen. Wir mussten die Kunden informieren, den Schaden so gut es geht beseitigen und das ganze erstmal sacken lassen. Wir hoffen, dass bald Normalität einkehrt.“

Schon am Donnerstag konnte Abbas seinen Laden wieder öffnen. Den Schaden an der Fensterfront übernimmt die Versicherung. „Wir hatten Glück im Unglück“, sagt er. Nun hofft er vor allem, dass die Polizei die Täter bald fassen wird. Viel Hoffnung macht er sich allerdings nicht. Denn von der Tat scheint es keine Videoaufzeichnungen zu geben.

In Nordrhein-Westfalen versucht die Soko BEGAS seit mehr als zwei Jahren, den Geldautomatensprengern das Handwerk zu legen. Seitdem sind die Zahlen rückläufig: 2023 gab es 153 Sprengungen in Nordrhein-Westfalen, 2022 waren es noch 182. „Auch wenn der Kampf noch nicht gewonnen ist, führen wir ihn heute erfolgreicher und taktisch klüger“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul im März. NRW sei nicht länger ein „Eldorado“ für Automatensprenger.

Die meisten Geldautomatensprengungen gehen nach Kenntnis der Polizei auf das Konto von marokkanisch-stämmigen Männern aus den Niederlanden, viele von ihnen sind im Raum Utrecht und Roermond zu Hause. Viele Geldinstitute haben die Geräte mittlerweile gut gesichert, Farbpatronen sprühen die Scheine bei einer Explosion mit grüner Flüssigkeit ein und machen sie so unbrauchbar. Aber die Verlockung scheint nach wie vor groß zu sein: Zum Teil sind in den Geräten sechsstellige Summen gelagert.