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Ehemalige KHD-VerwaltungKünstlerinitiative steht nach jahrelanger Debatte vor Rückkehr auf Kölner Industrieareal

Lesezeit 3 Minuten
22.07.2022
Köln:
"Raum13" stellt die Pläne für das Otto-und-Langen-Quartier vor, unterstützt von der Bundesstiftung Baukultur.
Marc Leßle und Anja Kolacek vom 
raum13, Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste
Foto:Martina Goyert

Seit dem Rauswurf 2021 kämpften Anja Kolacek und Marc Leßle für eine Rückkehr.

Raum 13 war elf Jahre lang auf dem Gelände, wurde dann verwiesen – und kann wohl bald zurück. Das sind die Hintergründe der Entscheidung.

Nach Jahren der Verhandlungen steht die Künstlerinitiative Raum 13 vor der Rückkehr in die ehemalige Hauptverwaltung des Motorenherstellers Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD). Marc Leßle, Geschäftsführer von Raum 13, und Geschäftsführerin Anja Kolacek hatten in den Gebäuden im Otto-und-Langen-Quartier bereits elf Jahre mit Künstlerinnen und Künstlern gearbeitet, bis sie 2021 vom damaligen Eigentümer vom Grundstück geworfen wurden.

Stadt kaufte KHD-Verwaltung für 21 Millionen Euro

Die Stadt Köln hatte die Liegenschaft damals für rund 21 Millionen Euro gekauft, immer mit dem Ziel, das Areal im Mülheimer Süden langfristig zu einem Quartier für Kultur, Gewerbe und Wohnen zu entwickeln. Raum 13 soll den Zeitraum, bis das tatsächlich passiert, nun füllen, so sieht es die Entscheidung des städtischen Liegenschaftsausschusses von Montagabend vor. Einstimmig votierten die Mitglieder für den auf zehn Jahre angelegten Mietvertrag, auf den sich die Stadt bereits im vergangenen Jahr mit der Künstlerinitiative geeinigt hatte.

Der Vertrag sieht für die ersten drei Jahre eine symbolische Monatsmiete von einem Euro vor. Es besteht die Option, die Ein-Euro-Miete regelmäßig um je ein Jahr zu verlängern. Andernfalls wird sie von den Vertragsparteien nach Bilanzierung durch Wirtschaftsprüfer neu festgelegt.

Die Stadt erbringt weitere Leistungen, um das Gebäude nutzbar zu machen: So soll sie 30.000 Euro zur Verfügung stellen, um Strom- und Wasserleitungen instand zu setzen, 40.000 Euro sollen für die Herstellung einer Hofzufahrt überwiesen werden. Im Gegenzug hat sich die Stadt das Recht gesichert, an vier Tagen pro Jahr den Innenhof für Kulturveranstaltungen nutzen zu dürfen.

Schon im Vorfeld der Sitzung am Montag hatte sich das Konsortium Otto-Langen-Quartier, in dem 15 Vereine und Gesellschaften zusammengeschlossen sind, darüber geärgert, dass der Ausschuss überhaupt über den Mietvertrag entscheiden würde. Die Bezirksvertretung Mülheim, die eingebunden werden muss, hatte das Thema erst am 2. September vertagt, bis die Verwaltung mit allen an den alten Industrieflächen interessierten Akteuren über die Verteilung gesprochen habe. Zu diesen gehört das Konsortium. Es bemängelt, dass 80 Prozent der Nettofläche an Raum 13 gingen, während die Beschlussvorlage keine Flächen für das Konsortium vorsehe.

Raum 13: Mietvertrag ein „Meilenstein“

Die Raum-13-Verantwortlichen Anja Kolacek und Marc Leßle bezeichneten die Entscheidung des Liegenschaftsausschusses, die nun vorbehaltlich der Zustimmung der Bezirksvertretung Mülheim getroffen wurde, am Dienstag hingegen als „Meilenstein für den Wiedereinzug des ‚Deutzer Zentralwerks der Schönen Künste‘“. Vier Jahre Leerstand hätten im Gebäude „drastische Spuren hinterlassen“, sagten sie. „Erste Maßnahmen in der stark von Vandalismus und Witterungseinflüssen geprägten Immobilie wie die Gebäudesicherung, die Erneuerung von Strom-, Wasseranschlüssen und Sanitäranlagen und dringende Brandschutzmaßnahmen müssen jetzt zeitnah erfolgen und werden gemeinsam mit vielen Freunden und Förderern des Projektes umgesetzt.“

Kolacek und Leßle wollen am 10. Oktober um 19.30 Uhr in Deutz im Zentrum Zeitgenössische Stadtentwicklung, Mindener Straße 4, über ihr Projekt und die Möglichkeit der Mitwirkung informieren.