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Museum LudwigRegelmäßig droht die Pleite

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Das Museum Ludwig.

Köln – Es gilt als eines der bekanntesten Ausstellungshäuser in Europa, seine zeitgenössischen Werke von Picasso bis Richter ziehen jährlich 300.000 Besucher an – und dennoch steht das Museum Ludwig regelmäßig gegen Jahresende vor der Zahlungsunfähigkeit. Das ist diesmal nicht anders: Sollte der Stadtrat nicht 1,33 Millionen zusätzlich bewilligen, „wird das Haus in Kürze eingehende Rechnungen nicht mehr begleichen können“, warnt Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach. Das Vorzeigemuseum kurz vor der Pleite? Den Fraktionen dürfte kaum etwas anderes übrig bleiben, als der geforderten Finanzspritze zuzustimmen.

Was auf schlechte Finanzplanung der Museumsleitung oder gar Misswirtschaft schließen lassen könnte, offenbart ein seit Jahren ungelöstes Problem. Das Budget für einzelne Posten reicht nicht aus; doch anstatt die Zahlen der Wirklichkeit anzupassen, schiebt die Stadt die Entscheidung vor sich her.

Seit 2010 hat das Museum Ludwig gut sechs Millionen Euro mehr ausgegeben, als im städtischen Haushalt vorgesehen war. Zwei ständig wiederkehrende Rechnungspositionen sind die Energiekosten und die Ausgaben für die Bauunterhaltung; insgesamt hat der Rat mehr als zwei Millionen Euro über die Finanzplanung der einzelnen Jahre hinaus genehmigen müssen.

„Der Energiekostenbedarf des Museums beläuft sich auf rund 1,3 Millionen Euro und ist seit Jahren nicht auskömmlich veranschlagt“, vermerkte der frühere Kulturdezernent Georg Quander bereits 2010. Größter Stromfresser ist die Klimaanlage. Sie muss für die 8000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche durchgehend ein Raumklima schaffen, das den Kunstwerken zuträglich ist. Auch im laufenden Jahr wird der Budget-Ansatz nicht ausreichen. Deshalb fordert das Museum weitere 410.000 Euro, um die Rechnungen der Rhein-Energie begleichen zu können.

Mit den Eintrittsgeldern allein lässt sich der Betrieb nicht einmal ansatzweise finanzieren. Das Museum ist auf Zuschüsse aus der Stadtkasse angewiesen. Allein 2012 waren es 24,5 Millionen Euro, umgerechnet also 71 Euro pro Besucher.

Um das Defizit zu verringern, wurden in diesem Jahr die Ticket-Preise erhöht. Dennoch bleiben die Erlöse weit hinter den Erwartungen zurück. Wegen eines Schadens am Deckenputz im zentralen Treppenhaus musste das Haus für fünf Tage geschlossen werden. Wegen der störenden Bauarbeiten und einer Sperrung einzelner Räume hat das Museum die Eintrittspreise im Anschluss vorübergehend gesenkt. Die vielbesuchte Sonderausstellung „Ludwig goes pop“ ist erst im Oktober angelaufen.

In der Jahresabrechnung werden wohl 110.000 Euro an Einnahmen fehlen. Gestiegene Kosten für den Wachdienst, unvorhergesehene Reparaturarbeiten und zusätzlichen Ausgaben im Zusammenhang mit der als Lager genutzten baufälligen Halle Kalk erschweren die Situation.

Am Montag fanden die Mitglieder des städtischen Finanzausschusses eine Eilvorlage der Kulturverwaltung auf ihren Tischen. Das Museum Ludwig brauche dringend Geld, in der Summe 1,33 Millionen Euro. Ausschussvorsitzender Martin Börschel (SPD) reagierte verärgert; in der Kürze der Zeit sei eine so wichtige Entscheidung nicht möglich. Die soll der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag nachholen.

Wer im Rathaus Näheres zu den Finanzproblemen des erfolgreichsten städtischen Museums erfragen will, stößt auf Schweigen. Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach ließ am Dienstag ausrichten, sie werde sich erst nach der Entscheidung des Rates äußern. So bleibt auch die Frage unbeantwortet, warum das Heizkostenbudget nicht angepasst wird. Jedenfalls wäre das im Sinne der Haushaltstransparenz wohl sinnvoller, als regelmäßig zusätzliche Gelder aus anderen Töpfen zu beanspruchen.