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Nach „Rufmord“-Brief„Woelki soll Kölner Betroffenenbeirat auflösen“

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Vor nächtlichem Himmel heben sich die beiden Türme des Kölner Doms ab. Die Turmspitzen sind von innen beleuchtet. Rechts ist im Vordergrund die Hohenzollernbrücke zu sehen.

Die Türme des Kölner Doms vor nächtlichem Himmel

Ein Schreiben von Mitgliedern des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln zulasten des Klägers in einem laufenden Schmerzensgeld-Prozess gegen die Kirche hat bei Opfervertretern Empörung ausgelöst.

Der Versuch von Mitgliedern des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, mit einem Schreiben an das Landgericht Köln Einfluss auf den Schmerzensgeldprozess eines Missbrauchsopfers gegen das Erzbistum zu nehmen, hat bei Betroffenen und Opferorganisationen Empörung ausgelöst.

Der Verein „Umsteuern!“, der sich für Betroffene einsetzt, fordert Kardinal Rainer Woelki zur Auflösung des Beirats auf. Es könne nicht sein, dass aus einem vom Erzbischof berufenen Gremium heraus „in verleumderischer, ehrabschneidender Weise gegen Betroffene agitiert wird“, sagte die Vereinsvorsitzende Maria Mesrian. „Wir zweifeln damit massiv die Arbeitsfähigkeit und Integrität des gesamten Gremiums an. Es ist skandalös, dass ein solches menschenverachtendes Vorgehen offenbar vom Erzbischof und seinen Vertretern hingenommen wird“, so Mesrian weiter.

Erzbistum betont persönlichen Charakter des Briefs an das Landgericht Köln

Das Erzbistum betont, der fragliche Brief sei ohne Kenntnis von Bistumsvertretern an das Gericht gegangen. Es handele sich um ein persönliches Schreiben. Das Landgericht Köln erklärte, die zuständige Kammer lasse sich „durch solche Vorstöße von außen in keiner Weise beeinflussen“.

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Wie vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, stellt der von drei Beiratsmitgliedern unterzeichnete Brief an den Vorsitzenden Richter der Fünften Zivilkammer am Landgericht Köln, Stefan Singbartl, die Glaubwürdigkeit eines Kölner Missbrauchsopfers massiv in Frage. Der Mann fordert vom Erzbistum insgesamt 800.000 Euro Schmerzensgeld. Er war als Messdiener in den 1970er Jahren mehr als 300-mal von einem Priester aufs Schwerste missbraucht worden. Dem Erzbistum wirft er vor, dass die damalige Bistumsleitung weggeschaut und den Täter nicht durch konsequentes Eingreifen an weiteren Vergehen gehindert habe.

„Alle Betroffenen, die ich kenne, schauen voll Respekt auf diesen mutigen Menschen, der nun auf diese Weise diffamiert wird“, sagte Patrick Bauer, ehemaliger Co-Sprecher des Betroffenenbeirats laut einer Mitteilung des Vereins „Umsteuern!“.

Briefschreiber geben angebliche Äußerungen des Klägers wieder

Die Briefschreiber bezweifeln die Aufrichtigkeit des Klägers und seine Darlegungen vor Gericht. Dazu geben sie angebliche Äußerungen des Klägers im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeiten als Klinikseelsorger wieder und äußern ihr Unverständnis über das spätere Verhalten des Klägers gegenüber dem Täter.

Den Brief an das Gericht unterschrieben hat auch Bauers zeitweiliger Nachfolger in der Sprecher-Funktion, Peter Bringmann-Henselder. Er wurde 2022 erneut in das Gremium berufen und in die „Unabhängige Kommission“ des Erzbistums zur Aufarbeitung entsandt. Dagegen hatte unter anderem der Kläger vergeblich protestiert.

Scharfe Kritik an der Interventionsstelle des Erzbistums

Mesrian verband ihre Forderung zur Auflösung des Beirats mit scharfer Kritik an der Interventionsstelle des Erzbistums und deren Leiterin Malwine Raeder. „Offenbar wird sie ihrer Aufgabe nicht gerecht, die Arbeit des Beirats moderierend zu begleiten und ein Frühwarnsystem zu installieren, damit es überhaupt nicht zu solchen Aktionen kommen kann wie jetzt.“

Im Jahr 2022 ging der Beraterstab des Erzbistums, in dem Raeder als ständiger Gast vertreten ist, über eine Empfehlung der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung (UBSKM) hinweg, vor der Neubesetzung des Betroffenenbeirats das Auswahlverfahren auf eine breitere Grundlage zu stellen. Die Unabhängige Beauftragte, Kerstin Claus, bedauerte dies damals ausdrücklich.