Kölns erste GenossenschaftsbarWarum die Ehrenfelder Kneipe noch keinen Namen hat
- An der Subbelrather Straße hat die erste Genossenschaftsbar in Köln eröffnet.
- Alle 155 Mitglieder der Genossenschaft sind hier zugleich Mitarbeiter, Besitzer und Gäste.
- Im Ladenlokal, das lange leer stand, haben die Trink-Genossen vieles umgebaut. Sie erklären, warum die Bar aber noch nicht fertig ist und weshalb es noch keinen Namen gibt.
Köln – Man riecht die Baustelle noch förmlich, wenn man die neue Bar in der Subbelrather Straße 254 betritt: ein Hauch frischer Wandfarbe kommt einem entgegen. Die neu eröffnete Kneipe in Ehrenfeld hat noch keinen Namen. Provisorium ist hier Programm: Die Theke besteht übergangsweise aus zusammengezimmerten Spanplatten. Die Lampenschirme sind aus Kaffeefilter. Tape-Band an der Wand kündigt das fehlende Getränkeregal an. Und manch ein Stuhl von der Vorgänger-Kneipe „Zur Alten Post“ ist noch nicht überstrichen.
„Wir sind eben noch nicht fertig und jeder, der möchte, kann sich gerne beteiligen“ sagt Laura Vennes. Jeder kann mitmischen? Ja, denn die Bar wird von den Trink-Genossen geführt: Das sind 155 Mitglieder einer Genossenschaft, die nun allesamt Besitzer und Gäste zugleich sind, eine Teilnehmerobergrenze gibt es nicht.
Kölner Kneipe ist ein "trojanisches Pferd"
„Die Kneipe ist dabei ein trojanisches Pferd. Was wir hier eigentlich machen wollen ist, in Gemeinschaft Entscheidungen treffen, Demokratie gestalten“ sagt Louisa Manz. Eine Demokratie-Baustelle also. Dass Entscheidungen dann auch mal länger brauchen, versteht sich leicht – der zunächst angedachte Bar-Name „Trink-Genosse“ hat in der Generalversammlung keine Mehrheit gefunden: nicht divers genug. Nun soll es die AG Namensfindung richten.
„Nicht alles entscheiden wir zu 150. Wenn es darum geht, einen Mietvertrag zu unterschreiben, dann ja. Aber wenn man entscheiden muss, ob man einen Tisch bei Ebay-Kleinanzeigen für umsonst abholen kann dann nicht. Es gibt außerdem AGs wie Bargestaltung oder Programm und Veranstaltung“, erklärt Manz das Prinzip.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die ehrenamtlichen Trinkgenossen – die meisten seien Mittdreißiger, die einen Job haben – stellten für den Barbetrieb allerdings zwei Aushilfen und einen Barleiter ein: den langhaarigen Michael Cicchetti, der den Ehrenfeldern noch als Kneipenwirt des „Mosel Stübchen“ in der Landmannstraße ein Begriff sein dürfte. Er lenkt die gastronomischen Geschicke und muss auch nicht jede Kleinigkeit absegnen lassen. „Der Betrieb soll ja schließlich laufen. Ein paar Trink-Genossen übernehmen dann abends auch schon einmal eine Thekenschicht“, so Manz.
Vorher war dort die Kneipe "Zur Alten Post"
Die Eröffnung der Bar war eigentlich im April geplant. Doch dann kam Corona. Das lange Zeit leerstehende Lokal der alteingesessen Kölsch-Kneipe mieteten sie im vergangenen November an. „Wir haben die Holzvertäfelungen herausgenommen, den Raum heller gestaltet, und an der Front viele Fenster einbauen lassen, was uns jetzt in Corona-Zeiten zu Gute kommt, weil wir abends immer gut lüften können. Der Vermieter war zudem unheimlich offen, dass hier etwas Schönes entsteht“, sagt Manz.
Absolventen der Köln International School of Design gründeten die Genossenschaft vor ein paar Jahren. 2018 führten sie eine Crowdfunding-Kampagne durch mit dem Ziel, den verbreiteten Traum von der eigenen Bar gemeinschaftlich zu verwirklichen. Zukünftig soll die Kneipe, so Corona will, auch Raum für Kultur und Meinungsaustausch bieten.