Nach der Kündigung war die Zukunft der ersten Schwarzen Bibliothek in NRW offen. Jetzt wird sie rechtsrheinisch heimisch. Die Finanzierung bleibt fragil.
Neue Bleibe gefundenDie Kölner Schwarze Bibliothek zieht in das „Quartier am Hafen“
Die Schwarze Bibliothek hat eine neue Bleibe gefunden. Nachdem der Theodor Wonja Michael Bibliothek im Juli kurzfristig die Räumlichkeiten gekündigt worden waren, hatte die Schwarze Community unter Hochdruck nach neuen Räumen gesucht. Jetzt steht fest, dass die erste Schwarze Bibliothek in Nordrhein-Westfalen im „Quartier am Hafen“ in Poll ein neues Zuhause für die kulturellen und sozialen Aktivitäten gefunden hat. „Wir freuen uns über die zukünftige Zusammenarbeit mit dem Quartier am Hafen“, sagte Mit-Begründerin Glenda Obermuller. Der Umzug biete die Möglichkeit eines neuen Starts und einer positiven Entwicklung für die Arbeit der Bibliothek und des Vereins Sonnenblumen Community Development Group.
In der ehemaligen Industriehalle am Rhein ist 2010 in privater Initiative das Atelierhaus „Quartier am Hafen“ entstanden. Es gibt dort auf etwa 9.000 Quadratmetern 86 Ateliers mit einer Fläche von etwa 45 bis 190 Quadratmetern. Über 100 Bildende Künstlerinnen und Künstler aller Sparten, Tänzerinnen und Tänzer und andere Kreative bevölkern die Ateliers. Das Quartier sieht sich als Kreativschmiede und als Ort des interdisziplinären Austauschs.
6000 Bücher Schwarzer Autorinnen und Autoren
„Wir haben das Gefühl, dass wir hier mit unserem Konzept sehr gut reinpassen“, erläuterte Obermuller. Dabei seien die gemeinsamen Räumlichkeiten der Theodor Wonja Michael Bibliothek und des Vereins Sonnenblumen Community Developement Group nicht nur ein Ort, wo das Sortiment von 6000 Büchern Schwarzer Autorinnen und Autoren Platz finden soll. Es sei auch ein Begegnungszentrum und „Zufluchtsort, an dem sich unsere Communitys versammeln kann.“ Neben dem Bibliotheksraum soll ein Community-Space Workshops und Schulungen anbieten. Es soll ein Ort sein für Treffen, Planung und Durchführung von Aktionen zur Förderung der Rechte und Interessen der Schwarzen Communitys. Die Theodor Wonja Bibliothek ist die erste Schwarze Bibliothek in Nordrhein-Westfalen. Gründungsimpuls war 2020 der gewaltsame Tod des Schwarzen George Floyd in Minneapolis.
Dabei steht die Finanzierung der Räumlichkeiten auf wackeligen Beinen. Da der Verein auf ehrenamtlicher Basis arbeitet, hat er nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten. Derzeit ist nach Auskunft von Obermuller ein großes Benefizkonzert in Planung, um mit dem Erlös die Kosten bis Ende des Jahres zu decken. „Aber das Ganze ist fragil. Wir brauchen strukturelle Unterstützung“, konstatiert Obermuller.
Verein wandte sich mit offenem Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker
Nach der Kündigung hatte sich der Verein auch mit einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gewandt und um Unterstützung bei der Bereitstellung alternativer Räume gebeten. Obermuller hofft jetzt auf Hilfe bei der Finanzierung der Räumlichkeiten. Zumal das Kulturamt der Stadt Köln für 40 der Ateliers in der Industriehalle das Belegungsrecht hat. Von Seiten der Stadt sei aber bislang noch keinerlei Unterstützungsangebot gekommen.
„Wir möchten uns bei allen Menschen und Organisationen bedanken, die sich mit uns in den letzten Wochen solidarisiert haben“, würdigte Obermuller. Dies habe die Kraft gegeben, den Kampf zum Erhalt der Community-Spaces aufzunehmen und neue Räumlichkeiten zu suchen.