Autos blockieren GehwegKaum Durchkommen zu Fuß in Nippes
Nippes – An der Gellertstraße zählt jeder Zentimeter. In der kleinen, hübschen Wohnstraße zwischen Niehler und Neusser Straße, an deren Anfang auch die Mathilde-von-Mevissen-Grundschule liegt, stehen beidseitig Autos geparkt; teilweise legalerweise auf dem Bürgersteig, wie die Verkehrsschilder ausweisen. Der Fußweg hingegen ist zu beiden Seiten handtuchschmal: Viel mehr als einen Meter Korridor hat man hier generell nicht übrig; wo Trafokästen oder Fahrräder im Weg stehen oder ein Auto den Bürgersteig besonders großzügig in Anspruch genommen hat, ist es noch viel weniger. Selbst für Fußgänger wird es dann eng; an ein Durchkommen von Kinderwagen oder Rollstühlen ist schon gar nicht zu denken.
Kein Zugang zur Fahrbahn
Das musste nun auch Thorsten Merl erfahren: Der Dozent, Coach, Moderator und Blogger hatte sich ein Lastenrad gekauft. Doch leider gelangte er mit dem Gefährt noch nicht mal von seiner Haustür aus über den Bürgersteig auf die Straße, weil der Raum vor der Tür meist viel zu eng beparkt ist. Schon allein der Kurvenradius des Rades, das von der Tür aus auf den Bürgersteig bugsiert werden muss, ist zu groß. Als Konsequenz hat Thorsten Merl sein Rad nun wieder verkauft.
Bei der Ortsbegehung mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ wird die Misere schnell klar. „Die Autofahrer orientieren sich anscheinend instinktiv an der Fluchtlinie des Bürgersteigs vor den Park-Ausbuchten, sowie an den Zickzack-Markierungen bei Garagen-Ausfahrten“, vermutet er. „Es wundert mich, dass Haustüren nicht als Ein- und Ausfahrten zählen wie Garagen, obwohl sie es in vielen Fällen durch die in den Häusern wohnenden Radler ja de facto sind.“ Um die Verhältnisse in seiner Straße zu verbessern, hatte er in der Bezirksvertretung Nippes einen Bürgerantrag gestellt und schlug vor, neben den rund 90 Auto-Stellplätzen entlang der Straße auch Plätze für Räder zu schaffen.
Ein Ortstermin ist geplant
Außerdem sei eine Bürgersteig-Breite von je 1,50 Metern zu garantieren; notfalls durch nur noch ein- statt zweiseitiges Parken. Mit seinem Anliegen hatte er teilweise Erfolg: Entgegen des Beschlussvorschlags der Verwaltung, den Bürgerantrag abzulehnen, beschlossen die Politiker einen Ortstermin, zu dem auch er eingeladen ist. Nachdem man sich die Lage angeschaut hat, will man an Ort und Stelle entscheiden. Das Votum zum Termin erging einstimmig. „Ich kann die Schilderungen bestätigen“, so Alexander Schmalz (Grüne). „Man ist an manchen Stellen gezwungen, sich durchzuzwängen, man kommt sonst nicht auf die Straße.“
Vize-Bezirksbürgermeister Daniel Hanna (CDU) appellierte, bei Behinderungen hartnäckig das Ordnungsamt zu verständigen, oder dass die Stadt eine eindeutige Markierung als Grenze für geparkte Pkw anbringe. Winfried Steinbach (SPD) schlug vor, Radnadeln auf der Straße anbringen zu lassen. Letztlich kam man aber doch überein, sich die Lage noch mal anzuschauen. Das wird wohl Anfang November der Fall sein.
Viele Autos, wenig Parkplätze
Kai Lachmann vom Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung bestätigte das Problem in der Gellertstraße. „Es ist eine schwierige Situation, da wir dort auch einen immensen Parkdruck haben“, das gelte für viele Nippeser Wohnstraßen. Eine Verbesserung für Fußgänger liefe wohl darauf hinaus, das Pkw-Parken auf einer Seite entfallen zu lassen. „Wir verlagern damit aber nur das Problem in Randbereiche. Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera.“
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Unterdessen will die Stadt die Nutzung von umweltfreundlichen Lastenrädern, die mancher Familie den Kleinwagen ersetzen können, eigentlich fördern: Gerade erst hatte der Hauptausschuss des Rates einen 1,9-Millionen-Fördertopf für 900 der Gefährte beschlossen. Bis zu 2500 Euro an Förderung erhalten Personen, Firmen oder Vereine, die solche Räder anschaffen. Probleme wie in der Gellertstraße könnten sich dadurch verschärfen.