Köln – Vorsichtig, sehr vorsichtig hebt Lennart Berg den Königspython aus seinem Terrarium. Der Respekt vor dem Tier ist dem 19-Jährigen anzumerken, auch nach neun Monaten noch, die er jetzt im Kölner Zoo arbeitet. Lennart Berg ist für die Versorgung von Python Berta, Kornnatter Mausefalle, Königsnatter Kate – und bis zu dessen Ableben Nattermännchen William – zuständig. Er füttert die Schlangen und säubert die Terrarien, die in seinem kleinen Büro direkt hinter seinem Schreibtisch stehen.
Seit August vergangenen Jahres macht Berg ein freiwilliges ökologisches Jahr im Kölner Zoo, die Arbeit mit den Schlangen, die in der Zooschule eingesetzt werden, gehört zu seinen Aufgaben. „Eigentlich bin ich ja eher der Raubkatzen-Typ“, sagt Berg, dessen Lieblingstiere Löwen sind und der als Gymnasiast seine Facharbeit über die Kölner Elefantenherde geschrieben hat. „Mit Reptilien habe ich nicht so viel am Hut.“
Mit Ausnahme von Uschi, der Bartagame. Die Geschichte der kleinen Echse ist ein bisschen traurig, der 19-Jährige hat sie sichtlich noch nicht ganz überwunden. Über seinem Schreibtisch hängt eine selbst gebastelte Todesanzeige, sie zeigt ein Foto von Uschi, die mit ihren Stacheln und Schuppen einem kleinen Drachen ähnelt. „Uschi war ganz zahm und hatte eine richtige Beziehung zu mir aufgebaut. Wenn ich morgens den Raum betrat, kratzte sie sofort an der Scheibe“. Doch die Bartagame war seit längerem krank, litt an Entzündungen und unter Häutungsproblemen.
„Ich habe sie in Kamille gebadet, mit Brei gefüttert und bin sogar am Wochenende ins Büro gekommen, um sie zu pflegen“, so Berg. Doch Ende Februar lag Uschi plötzlich tot in ihrem Terrarium. „Da habe ich tatsächlich ein paar Tränen verdrückt.“
Kindergeburtstage und Pinguintag
Für Freiwillige im Ökologischen Jahr wie Lennart Berg ist eine so intensive Beschäftigung mit den Tieren allerdings die absolute Ausnahme. Der Kölner Zoo bekomme jedes Jahr Berge von Bewerbungen für seine zwei Freiwilligen-Stellen, sagt Zoopädagogin Ruth Dieckmann. „Die meisten haben allerdings die irrige Vorstellung, dass sie bei uns mit den Tieren arbeiten können.“ Der Bereich sei für Ungelernte aber viel zu sensibel, so Dieckmann. Tatsächlich werden die für jeweils ein Jahr angestellten Helfer hauptsächlich im Besucherservice eingesetzt.
Das Bewerbungsverfahren für das Freiwillige Ökologische Jahr 2015/16 ist gestartet. Interessierte im Alter zwischen 16 und 26 Jahren können sich auf der Webseite der Zentralstelle beim Landschaftsverband Rheinland für mehr als 70 Einsatzstellen in der Region bewerben. Dazu zählen etwa biologische Stationen, botanische Gärten, Naturschutzvereine, Einrichtungen der Umweltbildung und ökologische Höfe. Über Einsatzmöglichkeiten bundesweit und im Ausland informiert der Bundesarbeitskreis FÖJ.
So stellt Lennart Berg Programme für Kindergeburtstage zusammen und hilft bei der Organisation von Events wie dem Pinguin- oder dem Elefantentag. Oder er passt als Aufsicht im neuen Streichelzoo auf dem Clemenshof auf, dass niemand die Ziegen und die anderen Tiere füttert oder auf den Steinen herumklettert. „Man muss vor allem Spaß am Umgang mit Kindern haben“, beschreibt Berg eine der wichtigsten Voraussetzung für künftige Bewerber.
Ein weiterer Einsatzbereich für die Freiwilligen ist die Zoo-eigene Gärtnerei. Hier arbeitet seit August vergangenen Jahres Sven Ludwig. Der 18-Jährige aus Euskirchen steht jeden Morgen noch vor drei Uhr auf, um pünktlich in Köln seinen Freiwilligen-Dienst anzutreten. Ludwig, der schon als Kind gerne im Nutzgarten seines Opas geholfen hat, hat einfach Spaß an der praktischen Arbeit. Wege ausbessern, Gehege bepflanzen, aber auch Müll abfahren gehören zu seinen Aufgaben. „Von den Tieren bekomme ich eigentlich gar nichts mit“, sagt der 18-Jährige, der im Sommer eine Ausbildung als Hörgeräteakustiker beginnen will.
Auch Lennart Berg wird beruflich eine andere Richtung einschlagen, nach dem Freiwilligen-Jahr will er Medienwirtschaft an der Rheinischen Fachhochschule studieren. Seine Zeit im Zoo will er dennoch nicht missen. „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und die Stimmung im Team super.“ Derzeit lässt er sich deshalb als Zoobegleiter ausbilden, um künftig Besucherführungen leiten zu können. „Ich bleibe dem Tierpark auf jeden Fall erhalten.“