Nippes – In Sachen der geplanten grundlegenden Umgestaltung der Neusser Straße werden die Karten nochmal komplett neu gemischt. Die schlechte Nachricht dabei: Das seit elf Jahren im Raum stehende Vorhaben, dem Nippeser Ortszentrum ein neues Gesicht zu geben, wird sich nun wohl nochmals um einige Jahre verzögern.Und die gute: Anders als bei den bisher gemachten, nicht unumstrittenen und bei der Projekt-Präsentation teils als unbefriedigend empfundenen Planungen sollen die Nippeser von Anfang an mitreden und ihre Ideen einfließen lassen können.
Knappe Entscheidung für Neustart
Nach turbulenter Debatte in der Bezirksvertretung Nippes votierten die Politiker mit den Stimmen des Fünfer-Bezirksbündnis aus Grünen, FDP, Linken, Klimafreunden und Wählergruppe „Gut“ für den Grundsatzbeschluss zur Neuplanung. Die Opposition aus SPD, CDU, AfD und Die Partei stimmte geschlossen dagegen. Der Grundsatzbeschluss soll einen Rahmen für die Öffentlichkeitsbeteiligung bilden, die bereits ab Anfang Mai beginnen soll.
Demnach soll der Fußverkehr als Hauptverkehrsmittel auf der Neusser Straße deutlich breitere Wege, Zebrastreifen und barrierefreie Überquerungsmöglichkeiten bekommen.
Ebenfalls sollen breite Radwege entstehen; auch die Zahl der Rad-Abstellmöglichkeiten soll auf Kosten der Auto-Stellplätze deutlich wachsen. Durch den Wegfall der Parkplätze sind Multifunktionsflächen angedacht, die für den Fußverkehr, Außengastronomie, Sitz- und Spielgelegenheiten sowie zusätzliches Grün genutzt werden können. Möglichst soll, ähnlich wie bei der Severinstraße in der Südstadt mit ihren Pollern am Straßenrand, der Fußgänger- und Aufenthaltsbereich baulich von der Fahrbahn abgetrennt werden.
Severinstraße als Vorbild
Für den Autoverkehr sind Umleitungen nicht ausgeschlossen, eine Aufpflasterung der Fahrbahn soll zusätzlich für Ruhe sorgen. Bei alledem soll die Planung möglichst ohne Ampeln auskommen.
Der bereits im Erstentwurf der Leverkusener Verkehrsplaner aus dem Jahr 2010 enthaltene Kreisverkehr Ecke Neusser/Kempener Straße soll prioritär entstehen – für besseren Verkehrsfluss, mehr Radler-Sicherheit und einen aufgewerteten südlichen Ortseingang. „Die Grundaussage der Bürger war an jenem denkwürdigen Abend, dass es so nicht geht“, erinnerte Grünen-Fraktionschef Max Beckhaus an den Infoabend im Bürgerzentrum Altenberger Hof von Oktober 2019.
„Die alten Planungen stammen quasi aus der Steinzeit, etwa die Blockparkplätze, die wenig bringen, aber viel Platz versperren.“ In der Tat waren in den städtischen Planungen an mehreren Stellen Parkplätze in einem ZweixZwei-Block angeordnet; dies engte den Fußweg an den Stellen erheblich ein. Auch die als zu eng und mit zu wenig Abstand zur Fahrbahn empfundenen Radwege sorgten an dem Abend für Widerspruch.
Von der im Ursprungsentwurf angestrebten Ampelfreiheit hatte sich die Zwischenplanung bereits verabschiedet; demnach hätten die Ampeln an Niehler Kirchweg, Blücher-/Schillstraße und Wilhelmstraße bleiben sollen. „Wir wollen die Bürger beteiligen, und diesmal richtig“, ergänzte sein Fraktionskollege Deniz Ertin. „Die Pläne waren schon damals umstritten; umso wichtiger ist es, dass wir nochmal neu anfangen“, meinte auch Linken-Mandatsträger Markus Frank.
Geldverschwendung durch Neuplanung
CDU und SPD kritisierten dagegen scharf die Einstellung der bisherigen Planungen. „Sie laufen seit zehn Jahren, und damals wurden bei unseren Gesprächen mit der Verwaltung – einschließlich der Grünen – Kompromisse gefunden“, bemängelte CDU-Fraktionschef Christoph Schmitz. „Eine Planung von Neuem würde nicht nur Zeitverzögerung bedeuten, sondern auch Geldverschwendung.“ Sein SPD-Kollege Henning Maier erinnerte daran, dass Nippes schon seit Jahren auf die Umgestaltung warte. „Wir sind uns einig, dass der aktuelle Zustand fürchterlich ist. Aber wie lange müssen die Nippeser ihn noch erleiden, wenn nun nochmal neu geplant wird? Das dauert so lange, dass es nicht mehr hinnehmbar ist.“ SPD-Mandatsträger Maximilian Pinnen schlug vor, die Bürgerbeteiligung abzuwarten und die Ideen in einen Änderungsantrag für die Planungen zu gießen. „Zumindest der Vorentwurf wäre eine Grundlage“, appellierte CDU-Mandatsträgerin Kerstin Preuß. „Man kann nicht bei Null anfangen, das wäre herausgeschmissenes Geld.“