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„Kompromiss, der nicht jedem gefällt”So soll sich die Neusser Straße in Köln ändern

Lesezeit 3 Minuten

Die Ampel-Kreuzung Wilhelmstraße mit charakteristischer Fußgängerquerung bleibt erhalten.

  1. Nach jahrelangem Warten – bereits 2010 war ein Grobkonzept vorgestellt worden – nimmt die geplante aufwändige Umgestaltung der Neusser Straße in Nippes endlich Gestalt an.
  2. Nun gibt es einen Fahrplan und konkrete Vorstellungen – unter anderem soll es deutlich weniger Parkplätze geben.
  3. Radfahrern, die die Neusser Straße für unsicher halten, gehen die Planungen aber längst nicht weit genug.
  4. Ein Überblick.

Nippes – Bisher war sie das Phantom des Veedels: die Umgestaltung der Neusser Straße im Ortskern. Alle wissen, dass sie irgendwann ansteht – doch niemand, wann eigentlich.

Nun gibt es zumindest einen Fahrplan. Anfang 2020 soll die Bezirksvertretung Nippes einen Planungsbeschluss, 2021 dann den Baubeschluss fassen. „In die Ausführungsplanung ab 2022 fließen noch Details ein“, so Thorsten Claußen vom Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung zum Publikum im Altenberger Hof, das zu einer Informationsveranstaltung gekommen war. Nach Ausschreibung (ab 2023) und Vergabe würden um 2025 endlich die Bagger anrücken – 15 Jahre nach einer ersten Vorstellung des Grobkonzepts für die Umgestaltung 2010 durch das Leverkusener Büro Isaplan.

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Wie sehr den Nippesern das Projekt am Herzen liegt, wurde durch die Resonanz auf den Infoabend zur Neusser Straße deutlich: Rund 230 folgten der Einladung; es wurden zusätzliche Stühle aufgestellt. In der Scheune informierten neben Claußen auch dessen Amtskolleginnen Marlou Krüger und Melanie Dietz, sowie Mathias Kock vom Bauverwaltungsamt. Der Nippeser Bezirksbürgermeister Bernd Schößler moderierte, locker und souverän, den zweistündigen Abend.

Von der Ursprungsvision eines ampelfreien Ortszentrums hat sich der aktuelle Stand weiter entfernt: Neben den Ampel-Kreuzungen Niehler Kirchweg sowie Blücher-/Schillstraße bliebe nun auch die Ampel an der Wilhelmstraße – mit ihrer berühmten Fußgänger-Diagonalquerung. Als Glanzlichter der Planung verbleiben der große Kreisel am Ortseingang, Abzweig Kempener Straße, sowie die aufgepflasterte Zone in Höhe der Gaststätte „Kappes“ und mehrere begehbare Mittelstreifen. Fußgänger erhalten zudem mehr Platz; 92 Rad-Stellplätze entstehen, die gleiche Zahl Pkw-Plätze entfällt. Per Saldo kommen 21 Bäume hinzu. Erfreulich für Anlieger ist ihr geringer Beitrag von einem Euro pro Quadratmeter für die Neugestaltung, wie Kock in Aussicht stellte – Bundes- und Landesmitteln sei Dank.

Bernd Schößler (Mitte) diskutiert mit den Gästen im Saal.

Hauptsorge der Bürger, das wurde bei der Saal-Debatte überdeutlich, bleibt der Radverkehr. Mehrere monierten, dass die Pläne hier veraltet seien – so sind pro Richtung nur 50 Zentimeter breite Schutzstreifen vorgesehen. „Wer Abenteuer-Urlaube liebt, sollte sich per Rad auf die Neusser Straße begeben“, so eine Besucherin. Man lebe in Angst vor aufschwingenden Auto-Türen und Zweite-Reihe-Parkern. Wolfgang Kissenbeck (Verkehrsclub Deutschland) monierte fehlende Radler-Stellflächen vor Kreuzungen. Für große Würfe, wie gegenläufige Einbahnstraßen auf der Neusser und Niehler Straße – um Platz zu gewinnen – oder gar für mit Hubbeln abgetrennte Radwege in der Straßenmitte nach spanischem Vorbild sei es zu spät.

„Was vorliegt, ist ein Kompromiss; klar, dass er nicht jedem gefällt“, meinte Schößler. Man werde aber, so Dietz, die Ideen und Stimmungen für zukünftige Planungen aufnehmen.