- Ein Besuch in der Flora endete für Nadja Goette, ihren Lebensgefährten und eine Freundin vor verschlossenen Türen.
- Sie mussten eine Mauer überklettern, um wieder in die Freiheit zu gelangen.
- Goette findet die Öffnungszeiten missverständlich ausgedrückt, die Stadtverwaltung aber kann die Kritik nicht nachvollziehen.
Köln – Mitten im Botanischen Garten in Riehl drückt Nadja Goette ein paar Zweige zur Seite und weist mit dem Zeigefinger auf die weiße Mauer, die die Flora umgibt. „Hier sind wir dann durch das Gestrüpp zur Mauer und dann sind wir darüber geklettert“, erzählt sie und muss bei der Erinnerung etwas lachen. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten und einer Freundin spazierte sie in der vorigen Woche durch die Flora. Als sie wieder am Eingang ankamen, standen sie vor dem verschlossenen Tor. Goette und ihr Partner Michael Schröder finden, die Stadtverwaltung habe die Öffnungszeiten nicht klar genug kommuniziert – die Behörde weist den Vorwurf zurück.
Die Flora hatte es dem Paar bereits im Juni angetan, kurz nach ihrem Umzug nach Köln. Als eine Freundin zu Besuch war, wollten sie den Nachmittag bei prächtigem Wetter deshalb zwischen den Pflanzen verbringen. Am Eingang des Parks sahen sie ein Schild, auf dem steht: Die Tore schließen bei Dämmerung, im Sommer spätestens um 21 Uhr. Kurz nach 20 Uhr ging die Gruppe zurück zur Eingangspforte. Der Brunnen habe noch geplätschert, das Gästelokal sei hell erleuchtet gewesen. „Dann standen wir vor verschlossenen Türen“, sagt Schröder. Sie seien davon ausgegangen, dass der Garten erst um 21 Uhr schließt. Sie eilten zu einem anderen Ausgang, auch da waren die Gittertüren zu. Vergeblich versuchten sie, über das Infotelefon der Flora jemanden zu erreichen. „Ich habe gedacht: Dann rufen wir jetzt die Polizei, wir müssen hier ja raus“, so Goette.
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Die Polizisten versuchten zuerst, einen Schlüssel zu organisieren. Auch bei der Feuerwehr fragten sie nach, ob irgendjemand die Flora aufschließen kann – erfolglos. Für das Paar ist das völlig unverständlich. „Was ist, wenn das ein medizinischer Notfall gewesen wäre?“, fragt Nadja Goette. Die Polizisten sagten den drei Eingesperrten schließlich, die Feuerwehr könne entweder das Tor aufbrechen oder sie müssten klettern. Die Beamten entdeckten einen Mauerteil, der nicht so hoch war wie die restliche Begrenzung, unmittelbar hinter den Gebüschen und Dornen am Weg. Im Strahl der Taschenlampe der Polizisten krochen Goette, Schröder und deren Freundin des Paares zur Mauer und halfen sich mit einer Räuberleiter hinüber.
Am nächsten Tag telefonierte Goette mit dem Direktor der Flora. Sie habe ihm nur mitteilen wollen, dass die Öffnungszeiten missverständlich seien und dass man eine Nummer bei der Polizei hinterlegen sollte, unter der man jemandem mit Schlüssel zum Tor erreiche, so Goette. Der Direktor habe ihr gesagt, sie sei die Erste, der so etwas je passiert sei. Es fahre abends immer ein langjähriger Mitarbeiter durch die Flora und schließe erst ganz zum Schluss den Haupteingang. Einen solchen Mitarbeiter, sagen Goette und Schröder, haben sie nicht gesehen – dabei seien sie immer in der Nähe der Hauptwege gewesen. Dann sei ihr Gesprächspartner etwas lauter geworden. Sie hätte das Schild eben richtig lesen sollen, es sei eine Frechheit, dass die drei sich so lange in dem Park aufgehalten haben. Das Paar dagegen findet die Reaktion der Stadt „frech“: Man könne doch einfach einen Zettel mit genaueren Öffnungszeiten aufhängen.
Vorwürfe zurückgewiesen
Manfred Kaune, Leiter des Grünflächenamts, weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Ich kenne keinen anderen Botanischen Garten, der bürgerfreundlichere Öffnungszeiten hat“, sagt er. Das Schild sei auch nicht missverständlich: Sonnenuntergang sei am Dienstag deutlich vor 20 Uhr gewesen. „Der Mitarbeiter schließt nicht ab, wenn es nicht wirklich dunkel ist“, betont Kaune. Die drei Besucher hätten sich selber in ihre missliche Lage gebracht. Alle anderen kämen mit den Regelungen gut zurecht. Wechselnde Öffnungszeiten, mal um 20 Uhr, mal um 19 Uhr, hält Kaune für verwirrend.Außerdem, sagt er, gäbe es einen Sicherheitsdienst, der nachts durch den botanischen Garten patrouilliere. Gegen 20.30 Uhr hatte der Schließdienst mit diesem eine Übergabe. Gerade in diesem Moment sei der Anruf der Polizei auf das Diensthandy eingegangen, den die Männer nicht hörten. Da es eine anonyme Nummer gewesen sei, hätten sie nicht zurückrufen können.
Es komme etwa zwei bis drei Mal im Jahr vor, dass der Sicherheitsdienst bei Patrouillen im Park noch Besucher entdeckt und zum Ausgang geleitet. Während des Polizeieinsatzes müsse der Sicherheitsdienst am anderen Ende des Parks gewesen sein, sagt Kaune. „Ich möchte aber betonen, dass noch niemand nachts eingesperrt wurde.“