Riehl – Die Paarung der beiden aggressiven Philippinenkrokodile Mindo und Pinoy im Februar war erfolgreich, in dem Gehege im Aquarium des Kölner Zoos liegen nun acht Eier. Eine zoologische Sensation, die europaweit einzigartig ist. Denn die Reptilien gehören zur „bedrohtesten Krokodilart der Welt überhaupt“, sagt Thomas Ziegler, Kurator des Aquariums, in freier Wildbahn lebten nur noch etwa 100 erwachsene Tiere.
Zudem ist das Liebesspiel der Echsenart extrem gefährlich, weil sie sich beim Sex oft gegenseitig schlimme Verletzungen zufügen – bis hin zu Todesfällen.
Die Königsdisziplin ohne Brutkasten
Vor einer Woche hat Mindo die Eier gelegt, Mitte Juli sollen der Nachwuchs schlüpfen. „Es sieht gut aus, dass alle Eier befruchtet wurden“, sagt Ziegler. Das Gelege befindet sich im Gehege der Mutter, die wegen des nicht nur in der Liebe rabiaten Umgangs der Art miteinander streng von Vater Pinoy getrennt ist. Dass die Eier dort liegen und nicht in einem Brutkasten sei „die Königsdisziplin“, weiß Ziegler. Zwar könnte das Gelege nun etwa durch Pilzbefall Schaden nehmen, dafür kann die Mutter bald mit dem Nachwuchs noch im Ei durch Rufe kommunizieren und am Tag der Geburt Hilfe beim Schlüpfen leisten.
Bereits 2013 kamen im Kölner Zoo zwei Babykrokodile zur Welt - allerdings mit menschlicher Hilfe. Zum ersten mal überhaupt würden nun in einem europäischen Tierpark Philippinenkrokodile ohne Inkubator zur Welt gebracht, sagt Ziegler. Selbst unter Zoologen aus Australien hat der Vorgang Beachtung gefunden, die die Kölner in ihrem Vorhaben bestärkten.
Um die ein bis drei Meter lange Art vor dem Aussterben zu retten, haben sich Zoo in der ganzen Welt darauf verständigt, eine sogenannte „Reservepopulation“ zu züchten, aus der einzelne Tiere behutsam ausgewildert werden sollen. Der Kölner Zoo koordiniert die Zucht in Europa und ist die einzige Stelle in Deutschland, wo die seltenen Echsen sich vermehren.
Wegen der ruppigen Sexpraktik mussten die beiden Reptilien erst für den Liebesakt trainiert werden, damit sie sich währenddessen nicht ans Kroko-Leder gehen. „Target-Training“ heißt die in Köln entwickelte Methode. Das Ziel („Target“) ist ein gelber Punkt am Ende eines Stabs, den die Tiere auf Zuruf der Pfleger mit der Schnauze berühren – anstatt mit ihren bis zu 68 Zähnen in den Artgenossen zu beißen. Im Februar hat das funktioniert, die Echsen liebten sich ohne Blutvergießen. Das Ergebnis liegt nun ein einem Sandnest im Kölner Aquarium.