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Nach 50 Jahren DiskussionenDas sind die Pläne für Kölns neuen Park – 250 Parkplätze fallen weg

Lesezeit 4 Minuten
Eine Bahn fährt auf einer Hochtrasse, darunter sind zwei Radler und Wege und eine Wiese zu sehen.

So sieht die Situation unter der Hochbahn an der Merheimer Straße derzeit aus.

Ein 1,6 Kilometer langer Park statt einer vierspurigen Straße: Die Stadt hat Pläne für den neuen Grünzug in Nippes konkretisiert.

Zehn Jahre nach dem politischen Aus für den Endausbau der Niehler Gürtelstraße um weitere 2,2 Kilometer Autostraße soll stattdessen die Umsetzung einer neuen Parklandschaft ab 2026 beginnen. Die Stadtverwaltung schätzt die Kosten für das Vorhaben in Nippes auf 24,15 Millionen Euro. Die Fläche ist rund 1,6 Kilometer lang und 40 bis 100 Meter breit, sie liegt unter und um die Hochbahn der Straßenbahnlinie 13.

Dort sollen ein Fuß- und Radweg sowie Sport- und Freizeitmöglichkeiten entstehen. 246 Parkplätze müssen dafür weichen, 19 werden neu angelegt. Christoph Hölzer vom Grünflächenamt sagt: „In den vergangenen Monaten haben wir alle Ansätze in eine umfangreiche, und, wie ich finde, gelungene Konzeption überführt.“

Aktuell befindet sich das Vorhaben in der zweiten von neun Planungs- und Bauphasen, am heutigen Montag (4. September) entscheidet der Finanzausschuss des Stadtrates, ob er auch die nächsten beiden Schritte inklusive 560.000 Euro Budget genehmigt. Nach Phase drei stimmt der Rat ab, ob das Projekt namens „Natur findet Stadt – Grün Zug durch Nippes“ tatsächlich kommt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Worum geht es bei dem Vorhaben?

Um eine Geschichte mit sehr viel Vorlauf. Schon 1967 schrieb der „Kölner Stadt-Anzeiger“ unter dem Titel „Der Gürtel schließt sich“ darüber. Ursprünglich war die Idee, die je zweispurige Straße pro Fahrtrichtung von Neuehrenfeld kommend bis zur Mülheimer Brücke fortzusetzen. Die Stadt hätte Mauenheimer und Niehler Gürtel durch die neue Straße miteinander verbunden. Der linksrheinische Gürtel wäre also geschlossen worden, er beginnt im Süden mit dem Bayenthalgürtel. Auch heute noch endet der Gürtel an der Merheimer Straße (siehe Grafik). Die Straße sollte entlang der Hochbahn gebaut werden, die 1974 in Betrieb ging. Über die Jahre stellte die Verwaltung mehrfach Pläne vor, mal galt 1983, dann 1993 als Baubeginn, später 2002.

Die Grafik zeigt, wie die Bürgerinnen und Bürger den Grünzug nutzen können.

Die Grafik des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zeigt, wie die Bürgerinnen und Bürger den Grünzug nutzen können.

Warum kam der geplante Gürtel nie?

Mehrfach wehrten sich Teile der Anwohnerinnen und Anwohner, es gründeten sich Initiativen dagegen. Andere forderten den Ausbau vehement, beispielsweise die Nippeser CDU. Doch 2016 verabschiedete sich die Kölner Ratsfraktion der CDU von dem Vorhaben, sie beschloss mit den Grünen und „Deinen Freunden“ die Planung eines Fuß- und Radweges – ohne zusätzliche Straßen. Das Trio argumentierte damals, dass sich das „Mobilitätsverhalten in der Bürgerschaft von der autogerechten zur menschen- und umweltgerechten Stadt grundlegend gewandelt“ hat. Und: „Der bislang nicht erfolgte autogerechte Ausbau des Niehler Gürtel hat im Übrigen zu keinem Verkehrschaos geführt.“

Ziemlich trist: Am Niehler Kirchweg zeigt sich teils eine Schotterlandschaft.

Ziemlich trist: Am Niehler Kirchweg zeigt sich teils eine Schotterlandschaft.

Wie ist die Situation derzeit?

Sehr unterschiedlich. Teils sind es einfach Wiesen, auf denen Menschen Yoga machen, an anderer Stelle gibt es Trampelfade oder Schotterflächen. Am Bezirksrathaus Nippes an der Haltestelle Neusser Straße/Gürtel sind aber auch viele betonierte Parkplätze. Zwischen der Merheimer Straße als westlicher Begrenzung und der Amsterdamer Straße als östlicher Begrenzung der 1,6 Kilometer langen Fläche befinden sich drei weitere große Straßen, die die Fläche als Nord-Süd-Achsen teilen: die Neusser Straße, der Niehler Kirchweg und die Niehler Straße. So unterteilt sich das Gebiet in vier Abschnitte zwischen den jeweiligen Straßen. Laut der Landschaftsarchitekten ARGE Niehler Gürtel Köln herrscht ein „hoher Nutzungsdrucks durch die Stadtbevölkerung“.

So sieht der Vorentwurf für die Pläne aus.

So sieht der Vorentwurf für die Pläne aus.

Was wird wie neu gestaltet?

Die Planer schreiben zu ihrem Ziel: „Wichtig wird es hier sein, trotz der Vielseitigkeit, eine großzügige, zusammenhängende Parklandschaft zu schaffen.“ Der fünf Meter breite schnelle Radweg sowie der Fußweg soll sich durch den neuen Grünzug ziehen, der viel mehr Bäume als bisher haben soll. Die ersten Ideen sehen große Sitzstufen, ein Wasserspiel, neue Plätze und Sportmöglichkeiten vor, unter anderem für Ball- und Rollsportarten (siehe Grafik). Die Planer teilen mit: „Ziel der Freiraumplanung ist es, einen öffentlichen Park für alle Interessens- und Nutzergruppen zu schaffen.“ Die Bezirksvertretung Nippes hat am vorigen Donnerstag beschlossen, dass zusätzlich zum Radweg möglichst wenig Fläche versiegelt wird und auf Bauten aus Stein, Beton, Asphalt und Kunststoffe verzichtet wird.

Diese Parkplätze an der Neusser Straße fallen weg.

Diese Parkplätze an der Neusser Straße fallen weg.

Fallen Parkplätze weg?

Ja. 186, für die Gebühren zu zahlen sind, und 60, die kein Geld kosten. Insgesamt fallen 246 Parkplätze weg, die meisten auf einer betonierten Fläche am Bezirksrathaus Nippes zwischen Neusser Straße und Niehler Kirchweg. Die Planer schreiben: „Dieser Abschnitt ist reiner Verkehrs- und Transitraum und besitzt keine Aufenthaltsqualität.“ Bislang hat die Stadt dort jährlich 63.600 Euro eingenommen. Um ein laut Stadt „minimales Angebot“ zu schaffen, sollen an Eckewartstraße, Ortweinstraße und Wolfhartstraße 19 neue Parkplätze eingerichtet werden. Sie sind rund 300 Meter von den bisherigen Parkplätzen entfernt.

Wann geht es los?

Momentan analysiert die Verwaltung laut eigenen Angaben, ob es Fördergeld für den neuen Grünzug geben kann, sie geht von einer Zusage im nächsten Jahr aus. Der Stadtrat könnte den Bau ebenfalls 2024 oder 2025 genehmigen. Die Verwaltung urteilt: „Die Bauausführung könnte demnach voraussichtlich ab dem Jahr 2026 begonnen werden.“ Die Arbeiten beginnen an der Merheimer Straße im Westen. Wie lange sie dauern, ist unklar.