Nippes – Als die Nachbarn um Kathrin Rothenberg-Elder anhand Planunterlagen erfuhren hatten, welch ungeheurer Eingriff ins Grün gegenüber von ihnen auf dem Schulcampus am Toni-Steingass-Park geplant ist, fielen sie „aus allen Wolken“. 102 Bäume sollen für die Sanierung von Edith-Stein-Realschule und Barbara-von-Sell-Berufskolleg fallen.
Inzwischen haben die Nachbarn in Windeseile die Bürgerinitiative „Natur für Nippes“ gegründet. „Viele Leute sind vom Verlust der Bäume in ihrer Nachbarschaft betroffen. Wir wollen nicht mehr hilflos sein“, formulierte es eine Besucherin des ersten Treffens im Hof des Wohnhauses Niehler Kirchweg 63. Rund 20 Gäste kamen, darunter auch die Nippeser Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert und der Bezirks-Grünen-Fraktionschef Max Beckhaus.
Platz schaffen für Schulcontainer
Für das mehr als 3000 Schüler zählende riesige Kolleg und die Realschule mit rund 520 Mädchen und Jungen ist das Bauvorhaben an sich eine gute Nachricht: Beide Einrichtungen warten seit Jahren auf mehr Platz und modernere Räume. „Bei der Raumverteilung müssen wir derzeit sozusagen Tetris spielen“, heißt es aus Kreisen des Kollegs. Ihre einstigen Container im Park nahe der Niehler Straße waren nach einem schweren Wasserschaden nicht mehr standsicher und sind inzwischen abgebrochen; dies hat die Lage noch verschärft.
Die Fällungen sind vor allem nötig, um Platz für die Container zu schaffen, in die das Berufskolleg teilweise und die Realschule komplett umzieht (siehe nebenstehender Bericht). Jedoch wohl auch um eine Rangierfläche für die Baustelle zu schaffen. 52 Bäume sollen ab 1. Oktober auf dem Areal des Kollegs fallen, 50 weitere bei der benachbarten Realschule. Im Toni-Steingass-Park selbst, der sich auf dem Areal zwischen dem Niehler Kirchweg und der Niehler Straße erstreckt, sind keine Fällungen geplant – beide Schulgelände gehen jedoch sanft in den Park über und bilden optisch, und von den meisten Pflanzenarten her eine Einheit.
Zweifel an Notwendigkeit der Fällungen
„Die Verwaltung muss darlegen, ob wirklich so viele Bäume gefällt werden müssen wie vorgesehen“, merkte Beckhaus an. Wenn man Bäume retten könne, sei die Zeit gut investiert. „Unser Eindruck ist, dass man bei den Planungen nur geschaut hat, wie es am leichtesten geht“, vermutete Siebert. Die Initiative will sich an den Beschwerdeausschuss wenden; ihre Online-Petition ist gestartet. Am Montagabend sammelte die Gruppe auf der Neusser Straße Unterschriften. Außerdem wollen die Nachbarn demonstrativ jene Bäume markieren, die fallen sollen. Bei einer Kundgebung auf dem Niehler Kirchweg will man Schüler- und Lehrerschaft sensibilisieren. Wenn die Fällungen unumgänglich seien, seien Bäume in der Nähe nachzupflanzen, „nicht irgendwo in Raderthal“, so eine Mitstreiterin.
„Um Platz für die beiden Schulerweiterungen zu schaffen, wurde nach sorgfältiger Abwägung entschieden, dass es unumgänglich ist, Bäume zu fällen“, erläuterte Sarala Christensen vom städtischen Presseamt. Ein Fällantrag liege bereits seit November des vergangenen Jahres vor. Es werde aber grundsätzlich geprüft, ob und welche Bäume gefällt werden müssen. „Insgesamt 31 Bäume werden auf den Schulgrundstücken nachgepflanzt“, kündigte sie an – für weitere Bäume würden Ersatzzahlungen fällig. Auf welchen städtischen Grundstücken genau ein ökologischer Ausgleich entstehe, sei indes noch offen. Jedoch habe man unabhängig davon vor, den Sportplatz im Toni-Steingass-Park nach Ende der Bauarbeiten zu renaturieren und in die Grünanlage zu integrieren.www.openpetition.de/www.naturfuernippes.org