Auch die betroffenen Bezirksvertretungen haben sich beraten, um Alternativen zur drohenden Schließung der Klinik zu finden.
Petition für Kinderkrankenhaus40.000 Unterschriften gegen die Schließung der Kölner Klinik
Nach dem Ratsbeschluss, den Kinderklinik-Standort Riehl – wie auch das Krankenhaus Holweide – mittelfristig aufzugeben und alle städtischen Klinikbetriebe in Merheim zu zentralisieren, ist das Entsetzen in der Umgebung groß. 61 Jahre nach seiner Inbetriebnahme 1962 scheinen die Tage des Kinderkrankenhauses an der Amsterdamer Straße gezählt. Ungeachtet dessen, dass seit Frühjahr 2019 mit dem sogenannten F-Trakt ein Neubau auf dem Klinikgelände entsteht, der noch nicht einmal eröffnet ist.
Auch verfügt das Klinikum seit 2009 mit dem Ronald-McDonald-Haus über ein komfortables Angehörigen-Gästehaus mit Freizeit- und Spielräumen, das per Brücke mit dem Klinikgebäude verbunden ist. Laut der unlängst im Rat beschlossenen Vorlage soll die Kinderklinik in der zweiten Jahreshälfte 2028 nach Merheim umziehen. Für die Konzentrierung der städtischen Kliniken am Standort Merheim sind Investitionen von 590 Millionen Euro geplant. Was mit den Grundstücken in Riehl (und Holweide) geschehen soll, ist völlig offen.
Köln-Riehl: 40000 Menschen sind gegen die Schließung des Kinderkrankenhauses
Die Stadtkämmerei favorisiert in ihrer Vorlage einen Rückbau der Gebäude und die Veräußerung der Grundstücke. Karl-Heinz Lanz, der erste Vorsitzende der Riehler Interessengemeinschaft (Rig), ist fassunglos über den drohenden Verlust der jahrzehntelangen Riehler Institution. „Die Sache ist unglaublich“, bilanziert er. „Man kann sich darüber nur wundern, wir können die Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen.“ Ganz viele Kinder, die in Riehl aufwuchsen oder jetzt selbst Kinder haben, seien dort schon gewesen. „Und wo gerade der neue Kliniktrakt gebaut wurde, ist es komplett nicht zu verstehen.“
Auch, dass es seit 2009 ein Angehörigen-Gästehaus gebe, sei nicht zu unterschätzen, so Lanz. „Ich kann mich an die Zeit vor 25 Jahren erinnern, wie schwierig es für Eltern und Angehörige war, bei ihren Kindern zu übernachten. Die schliefen dann in Pritschen- und Feldbetten nebenan.“ „Was auseinanderklafft, sind der Bedarf der Bevölkerung und die Betriebswirtschaft“, betont Walter Klüwer, Internist mit Praxis in Bilderstöckchen. Zusammen mit fünf weiteren medizinischen Kolleginnen und Kollegen sowie der Linken-Ratsfrau Uschi Röhrig hat er eine Online-Petition an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gestartet, die Schließung der beiden Kliniken abzuwenden.
Kölner Petition kurz vor dem Ziel
Sie steht unterdessen kurz vor der Zielmarke von 40.000 Unterschriften. „Wir stellen uns auf den Standpunkt der Bürger, und der ist, dass wir die Kliniken brauchen. Das Betriebswirtschaftliche können wir nicht lösen.“ Bereits 2019 protestierte Klüwer, letztlich erfolgreich, gegen die Schließung der Nippeser Notdienstpraxis am St.-Vinzenz-Krankenhaus. „Im Gesundheitswesen wird auf allen Ebenen Kostendämpfung betrieben – und vor dem Hintergrund werden zwei gute, funktionierende Krankenhäuser dichtgemacht.“ Das Vorhaben mit der Erweiterung des Kinderklinik-Geländes durch den F-Trakt und der Auslagerung von Stationen dorthin, während diese saniert werden, sei ein guter Plan gewesen – „und jetzt soll alles in die Tonne.“
Auch die Bezirksvertretung Nippes hat sich mit dem Klinikkonzept befasst. „Wir können mit einem kompletten Neubau der Kinderklinik bessere Strukturen in diesem Bereich bieten“, warb Kliniken-Geschäftsführerin Sylvia Langer bei ihrem Besuch mit dem Ärztlichen Direktor Axel Goßmann in der Runde für die Zentralisierung der Krankenhäuser in Merheim. Es sei eine Investition in die Zukunft, da das neue Gelände attraktive Arbeitsplätze und durch Synergien etwa durch gemeinsame Nutzung von Apparaturen und wegfallende Transportwege die Rahmenbedingungen für eine gute Medizin biete.
Auch bestehe die Hoffnung auf zukünftig positive Betriebsergebnisse. Laut Goßmann habe die McDonald's-Kinderhilfe bereits signalisiert, ein zweites Gästehaus am Standort Merheim zu bauen. „Der Abriss des F-Trakts der Kinderklinik wäre eine Geldverschwendung“, gab dagegen Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert (Grüne) zu bedenken. Zu einem Beschluss kam die Bezirksvertretung jedoch nicht: Weder der SPD-Antrag zum Erhalt aller drei Kliniken, noch jener von Grünen und Gut & Klimafreunden, mit einem Erhalt zumindest des F-Trakts und dessen kinderärztlicher Weiternutzung unter anderem mit einer Kinder- und Jugend-Notfallpraxis, fanden eine Mehrheit im Gremium.