Betroffene informierten über den Widerstand gegen den Beschluss des Stadtrates. In einer Petition wurden bereits mehr als 30.000 Unterschriften gesammelt.
Gesundheitscampus KölnMehr als 30.000 Unterschriften für Erhalt der Kliniken Holweide und Amsterdamer Straße
Der moderne Gesundheitscampus kommt. Am Donnerstag beschloss der Rat der Stadt Köln das „Zukunftsmodell 1+0“. Bei einem Pressegespräch am Freitag informierte der „Einladerkreis von Betroffenen, Bürgerinnen und Bürgern aus Holweide, Beschäftigte aus Kölner Krankenhäusern und GewerkschafterInnen“ die Anwesenden über ihren Widerstand gegen den Beschluss.
Die drei städtischen Kliniken sollen langfristig in Merheim zusammengeschlossen werden, so sieht es das Zukunftsmodell 1+0 vor. Diese Entscheidung zieht eine Schließung des Krankenhauses in Holweide und des Kinderkrankenhauses an der Amsterdamer Straße nach sich, auch wenn dies noch einige Jahre dauern soll. Das Modell war entstanden, da Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Geschäftsführung der Kliniken der Stadt Köln beauftragte, einen Plan vorzulegen, wie die Kliniken gesichert werden können. Denn diese erwirtschaften seit Jahren Defizite. Das Zukunftsmodell soll nun das Defizit der Kliniken unter zehn Millionen Euro jährlich senken.
Neuer Gesundheitscampus in Köln: Medizinische Versorgung soll verbessert werden
Zukünftig sollen alle medizinischen Leistungen, mit Ausnahme der Kinder- und Jugendpsychiatrie, am Standort in Merheim gebündelt werden. Dafür sind zusätzliche Investitionen in Höhe von 590 Millionen Euro vorgesehen. Die Stadt erhofft sich durch die Zusammenlegung der medizinischen Angebote eine Verbesserung der medizinischen Versorgung. Die vollständige Verlagerung der Kliniken an den Standort Merheim ist jedoch erst in fünf bis acht Jahren vorgesehen. Bis dahin soll in die Kliniken in Holweide und Riehl weiterhin, wie im Wirtschaftsplan vorgesehenen Umfang, investiert werden, sodass die Häuser bis zum Umzug nach Merheim ohne Einschränkungen zur Verfügung stehen.
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Der „Einladerkreis von Betroffenen, Bürgerinnen und Bürgern aus Holweide, Beschäftigte aus Kölner Krankenhäusern und GewerkschafterInnen“ hat bereits kurze Zeit nach dem Beschluss die Petition „Keine Schließung des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße und des Krankenhauses Holweide“ initiiert, die bis Montagfrüh (19. Juni) bereits mehr als 30.000 Menschen unterschrieben hatten. Denn sie sind gegen eine Schließung der beiden Krankenhäuser und die Zusammenlegung der gesundheitlichen Versorgung im Gesundheitscampus in Merheim.
Widerstand gegen die Zentralisierung: „Lassen uns nicht unterkriegen“
„Wir lassen uns nach der Ratsentscheidung nicht unterkriegen“, so Eva Gürster, Mitglied des Einladerkreises, am Freitag. Bereits im Vorfeld hatte sich innerhalb der Bevölkerung Widerstand gegen die geplante Zentralisierung der gesundheitlichen Versorgung formiert. Dieser reißt auch jetzt nicht ab. Denn der Einladerkreis sieht viele Probleme bei den Plänen der Stadt Köln. Das Zukunftsmodell sieht vor, fast 400 Krankenhausplanbetten und 381 Arbeitsplätze bei den Kliniken der Stadt Köln zu streichen.
„Zu behaupten, wir machen die Krankenhäuser kleiner und haben weniger Betten, um die Versorgung zu verbessern, klingt in meinen Ohren wie ein Scherz“, berichtet Hamid Jamali. Er ist Hausarzt in Köln-Riehl. Die Initiative sieht den Beschluss als „Absichtserklärung“, die zu einer massiven Verschlechterung der Versorgung und der Arbeitsbedingungen führt. „Wir haben jetzt schon ein Problem mit der Versorgung der Bevölkerung“, ergänzt Jamali.
Andrea Weigand arbeitet selbst im Krankenhaus in Holweide und beobachtet die Situation nun schon seit Jahren. „Wir müssen immer einspringen, wir machen immer Überstunden und gleichzeitig wächst der Krankenstand“, berichtet sie. Wie soll da der geplante Stellenabbau aufgefangen werden, fragt sie sich.
Der Einladerkreis wird weiter gegen die Pläne der Stadt vorgehen, die ihrer Meinung nach zu sehr darauf bedacht sind, die Defizite der Krankenhäuser zu mindern. Am 24. Juni haben sie daher zwischen 12 und 14 Uhr eine Kundgebung vor der Kinderklinik Amsterdamer Straße angemeldet. Sie werden vom NRW-weiten Bündnis für ein gemeinwohlorientiertes Gesundheitswesen und von der ver.di Fachkommission unterstützt. Ellen Engstfeld erklärt: „Das sind keine Defizite, das ist notwendiges Geld, das für die Gesundheit der Bevölkerung ausgegeben werden muss.“