Das Neugeborene hat noch keinen Namen, aber sehr, sehr gute graue Bodyguards. Eine Suche samt Zuckerschock.
Stummelbeinchen, RüsselspitzeVor einer Woche im Kölner Zoo geboren – Das Elefantenbaby und seine Leibgarde
Graue, große Elefanten-Pos – mehr sieht zunächst nicht, wer sich in der Mittagshitze auf die Suche nach dem Elefantenbaby macht. Denn das Kleine, obwohl erst eine Woche auf dieser Welt, macht das einzig Vernünftige bei den Temperaturen: Es schläft im Schatten.
Die Pos, die das Baby verdecken, gehören zu seinen „Tanten“, wie Zoodirektor Theo Pagel die anderen Elefantenkühe im Kölner Zoo nennt: Leitkuh Kreeblamduan, Marlar, Laongdaw, Tong Koon, Leev Ma Rie und Shu Thu Zar. Sie sind wie eine große, graue Security-Truppe, lassen den Herden-Neuling nicht aus den Augen: Jetzt nicht, wo der kleine Elefant, der noch namenlos ist, da ist, aber auch vorher waren sie da.
Nachwuchs im Kölner Zoo: Elefantenkuh Bindi hat sich super geschlagen
Elefantenkuh Bindi war Erstgebärende, hat sich bei der Geburt aber fantastisch geschlagen. „Die Geburt hat in der Herde stattgefunden“, sagt Zoodirektor Theo Pagel. „Die Tanten haben mentale Geburtshilfe geleistet, sie helfen aber auch tatsächlich.“ Bei Leev Ma Rie zum Beispiel, dem zuletzt in Köln geborenen Elefantenbaby, hat eine der Kühe dem Kind einen Tritt verpasst, damit es sich aus der Fruchthöhle befreit. Das sah ein bisschen rabiat aus, gibt Pagel zu, aber Elefanten sind ja nun einmal keine filigranen Wesen.
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Als das Baby auf die Welt kam, konzentrierte sich alles auf Bindi und das Kleine. Sämtliche Zoo-Mitarbeiter starrten auf ihren Handys auf die Elefanten-Kamera, die ihnen in Echtzeit zeigte, was im Elefantengehege los war. Pagel klingelte Revierleiterin Ingrid Wallner aus dem Bett, und beide düsten sofort in den Zoo. Dass die Welt im Elefantenpark kurz stillstand, konnte man daran sehen, dass die Elefanten aufhörten zu fressen, und das, sagt Pagel, machen sie normalerweise nie. „Elefanten fressen eigentlich immer – sogar, wenn sie ein Tierarzt untersucht.“
Wenige Minuten nach der Geburt stand das Baby dann schon auf wackligen Füßen und machte seine ersten Schritte – eine Fähigkeit, die Elefanten in der freien Wildbahn ganz unbedingt brauchen. Wer nicht laufen kann, kann auch nicht weglaufen vor Feinden. Wer nicht weglaufen kann, stirbt im Zweifel.
Hier, im Kölner Zoo, aber ist grade alles ruhig und friedlich. Überruhig sogar, von dem neuen Zoo-Bewohner ist noch immer wenig zu sehen. Immer wieder kommen Menschen an den Elefantenpark, schauen suchend über das Gelände. „Wo ist denn das Baby?“, fragt ein kleines Mädchen seine erwachsene Begleiterin, aber die zuckt die Schultern.
Neues Elefanten-Baby im Kölner Zoo: Stummelbeine, Rüsselspitze, Zuckerschock
Elefantenfreunde müssen sich klarmachen: Sie müssen gut zu Fuß sein und immer mal die Zuschauer-Position wechseln, um der Gruppe zu folgen – und damit dem Baby. Und: Eine Garantie darauf, das Kleine perfekt zu Gesicht zu bekommen, mehr als nur ein paar Zentimeter Stummelbeine oder eine Rüsselspitze, gibt es nicht. Das Elefantenbaby ist für den Moment der Zoo-eigene Superstar, und Superstars haben ihre eigene Security. Diese ist groß, grau und sehr, sehr tüchtig. Aber wenn es auftaucht und ein paar Schritte macht, ist es so süß, dass der Betrachter quasi kurz vorm Zuckerschock steht.
Theo Pagel, der mit dem Rad zum Elefantenpark gekommen ist, ist dennoch zufrieden. Alle vertragen sich, das Baby trinkt, seine Mutter Bindi hat ausreichend Milch, ihr Größenverhältnis stimmt auch. Das ist nicht immer so, sagt Pagel. Er erinnert sich an ein Mutter-Baby-Paar aus einem Berliner Zoo, Mutter riesig, Baby winzig, und das Kleine kam nicht an die Brust heran. Erst, als sie den Elefantennachwuchs auf eine Palette stellten und die Mama sich darüber schob, funktionierte das Ganze.
Kölner Elefanten-Baby hat sich noch nicht wiegen lassen
Wie schwer der Kölner Neuzugang ist, kann Pagel noch nicht sagen. Das Kleine ist noch ein bisschen wuselig und wollte noch nicht auf der Waage stehenbleiben, Pagel tippt auf 80 bis 100 Kilo. Etwa zwei Jahre wird der kleine Elefant gestillt werden, und in etwa so lange braucht es auch, bis es mit seinem Rüssel umgehen kann, diesem Multi-Tool, mit dem die Elefanten Laute von sich geben können, aber auch greifen, riechen und kämpfen, wenn es sein muss. „Leev Ma Rie war total clever damit“, sagt Theo Pagel. Er ist gespannt, wie die kleine Neue sich schlägt.