Zum Valentinstag veranstaltete der Kölner Zoo eine Führung, bei der man etwas über Geschlechtlichkeit und Paarungsvorgänge in der Tierwelt erfuhr.
Pinguine gehen fremd, Kraniche nichtDie Tour D'Amour im Kölner Zoo zeigt tierisches Liebesleben

Bei der Tour d'Amour im Kölner Zoo erfuhr man etwas aus dem Liebesleben der Tiere.
Copyright: Arton Krasniqi
Ist ein Kloakenkuss romantisch? Allein das Wort spricht dagegen. Es bezeichnet einen Paarungsvorgang bei Vögeln: Männchen und Weibchen drücken ihre „Kloaken“ genannten Körperöffnungen, durch die Eier und Samenflüssigkeit, aber auch Harn und Kot ins Freie gelangen, aufeinander und pflanzen sich auf diese Weise fort. So erklärt es Matthias Bunk der Kleingruppe, die er am Freitagabend durch den Kölner Zoo führt.
Der 37-Jähige ist einer von acht Zoobegleitern und -begleiterinnen, die bei der „Tour d‘Amour“ im Einsatz sind. Auf sie verteilen sich rund 80 Besucher und Besucherinnen, sowohl Paare als auch Singles, die hergekommen sind, um an einer „romantischen Führung zum Liebesleben der Tiere“ teilzunehmen und den Abend bei einem Cocktail im Aquarium ausklingen zu lassen. Seit vielen Jahren bietet der Zoo dieses Format zum Valentinstag an, dem Tag der Liebenden.
Enten setzen Penisse ein, Weibchen suchen aus
Den Kloakenkuss erwähnt Bunk vor einem Entenweiher als Gegensatz dazu, dass die Männchen von Enten- und Laufvögeln Penisse einsetzen. Die Begattung auf dem Wasser könne so brutal ausfallen, dass das Weibchen ertrinke. „Das ist heftiger als MeToo“, kommentiert dies eine Frau, die mit ihrer Freundin an der Führung teilnimmt. Wenig später steht die Gruppe vor einem anderen Teich, auf dem unter anderem balzende Eiderenten schwimmen und eigentümliche Töne von sich geben.
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Als ein Enterich hochschnellt und weit seine Flügel spreizt, sagt der Zoobegleiter, hier gelte die „Female Choice“: Die Weibchen würden „entscheiden“, wer zum Zuge komme, also müssten sich die Männchen anstrengen, sie zu beeindrucken. „Die geben sich wirklich Mühe“, sagt jene Frau belustigt. Auf den Aufwand der Paarbildung weist Bunk auch vor anderen Gehegen hin. Bei Flamingos komme es vor, dass sie in einer langen Reihe mit gestreckten Hälsen nebeneinanderher laufen. „Spektakulär“ sei auch die „Balzchoreografie“ von Kranichen.
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Bei Pinguinen kommt schonmal Homosexualität vor.
Copyright: Arton Krasniqi
Der 37-Jährige, der sich schon als Kind für Zoos begeistert hat, versteht es, ansprechend und ohne einen Anflug von Anzüglichkeit über Geschlechtlichkeit und Fortpflanzung von Tieren zu informieren. Im Madagaskarhaus ist zu hören, dass bei den meisten Lemurenarten die Weibchen das dominante Geschlecht sind. Im Hippodom erfährt die Gruppe, dass bei Krokodilen die Temperatur der Ausbrütung ausschlaggebend dafür ist, ob aus dem Ei ein Weibchen oder ein Männchen schlüpft. Am Südamerikahaus erklärt Bunk, der inzwischen mit einer Taschenlampe voran leuchtet, dass bei einigen Gürteltierarten der Penis im erigierten Zustand bis zu zwei Drittel der Körperlänge ausmachen kann.
Zwergantilopen Kirk-Dikdik leben monogam
Die Zwergantilopenart Kirk-Dikdik ist ein Beispiel für monogames Zusammenleben. Bei drei bis fünf Prozent der Säugetiere sei dies der Fall, sagt der Zoobegleiter. Wie auch andere Tiere um diese Tageszeit haben sich Kalle und Abena, von denen man sich Kirk-Dikdik-Nachwuchs erhofft, zurückgezogen. Viel tut der Zoo für die Arterhaltung durch Nachzucht. Voriges Jahr kamen zum Beispiel zwei Amurtigerbabys zu Welt.
Aus dem Burgers' Zoo in Arnheim ist zum zweiten Mal das Erdferkel-Männchen Willow ausgeliehen, das mit den beiden Kölner Weibchen Nachkommen zeugen soll. Zwei Spitzmaulnashörner verschiedenen Geschlechts würden langsam aneinander gewöhnt, sagt Bunk vor deren Doppelgehege in der Dunkelheit. Noch getrennt voneinander gehalten, seien sie dabei, sich zu „beschnuppern“. Bei den Elefanten habe es erneut geklappt: Eine Kuh sei hochschwanger. Dagegen soll bei den Flusspferden Nachwuchs verhindert werden; die zwei Weibchen bekommen die „Pille“ in zwölffacher Dosis.
Beim Halt der Gruppe am Becken der Humboldt-Pinguine wird wieder deutlich, wie stark der Hang ist, die Fauna zu vermenschlichen. Bunk erzählt vom berühmten Pinguinpaar Roy und Silo – einer von vielen Fällen von Homosexualität im Tierreich – im New Yorker Central Park Zoo, das gemeinsam ein Junges aufzog. Die Idylle, sogar in einem Kinderbuch gefeiert, zerplatzte, als Silo sich mit dem kalifornischen Pinguin-Weibchen Scrappy zusammentat.
Pinguine gehen schonmal fremd, Kranich bleiben in der Regel zusammen
Evangelikale Christen in den USA reklamierten den Film „Die Reise der Pinguine“ des Antarktisforschers Luc Jacquet für sich, weil sie das Verhalten der Kaiserpinguine als vorbildlich dafür empfanden, im Familienverband – miteinander in Treue verbundenen Eltern – aufopferungsvoll füreinander zu sorgen „Die gehen aber auch fremd“, bemerkt Bunk, bevor er darauf eingeht, was ein britischer Vogelkundler 1912 über die Sexualpraktiken der Adelie-Pinguine herausfand – und wegen der Drastik nicht zu veröffentlichen wagte.
Im Vergleich dazu nehmen sich Kraniche „brav“ aus, bleiben die Paare doch in der Regel ein Leben lang zusammen. Bunk: „Wenn das nicht romantisch ist, weiß ich auch nicht.“