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Tiger-AttackeZoo wollte Ruth K. nicht mehr einsetzen

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Hanya und Altai lebten seit April im Kölner Zoo.

Köln – Im Kölner Zoo ist der Umgang zwischen Pflegern und gefährlichen Raubtieren klar geregelt. Laut Zoo-Vorstand Christoph Landsberg gibt es eine Dienstanweisung, nach der sich die Pfleger vor dem Betreten der Käfige versichern müssen, dass sich alle Tiger auf der Außenanlage aufhalten. Außerdem sei vorgeschrieben, dass sich ein zweiter Pfleger in Sicht oder Rufweite aufhält. Allerdings bedeutet Rufweite in diesem Fall nicht, dass sich die Pfleger in direkter Nähe zueinander befinden müssen. „Technische Hilfsmittel wie zum Beispiel ein Telefon reichen aus“, so Landsberg.

Warum Ruth K. trotzdem allein in den Käfig ging, obwohl sich Tigerkater Altai dort noch aufhielt, gilt es jetzt zu klären. Die Staatsanwaltschaft und das Dezernat für Arbeitsschutz der Bezirksregierung ermitteln. „Es ist die Aufgabe des Arbeitgebers, dafür zu sorgen, dass sowohl technisch als auch organisatorisch alle Vorschriften eingehalten werden“, sagte Sprecher Oliver Moritz.

Zwar sei seine Behörde befugt, die Anlagen zu überprüfen, schwerpunktmäßige Kontrollen habe es aber bislang nicht gegeben. Der TÜV Rheinland war nach Angaben eines Sprechers nicht im Kölner Zoo tätig und hat demnach auch keine Kontrollen der Gehege durchgeführt. Allerdings ist dies in Deutschland offenbar auch nicht üblich. Lediglich im Münchner Zoo sei der TÜV tätig geworden, allerdings ging es dabei um die Einführung eines Qualitätsmanagements.

Trotzdem will der Kölner Zoo sein Sicherheitskonzept jetzt zumindest punktuell überprüfen. Maßgeblich dafür ist unter anderem die Verordnung „Beurteilung von Gefährdungen und Belastungen am Arbeitsplatz des Tierpflegers in der Wildtierhaltung“, herausgegeben von der Gesetzlichen Unfallversicherung.

Danach werden Großkatzen wie Tiger als „besonders gefährliche Tiere“ eingestuft. Türen und Tore der Käfiganlagen müssen so gestaltet sein, dass die Sicherheitsschleuse einsehbar ist. Außerdem muss ein Schutzbereich im Bereich der Gehege vorhanden sein. Wie zu erfahren war, deutet aber bislang nichts darauf hin, dass technische Mängel im Gehege die Ursache für den tödlichen Unfall sein könnten. „Wir haben bis jetzt nichts gefunden, was nicht richtig ist“, hieß es aus Ermittlerkreisen.

Auch im Frankfurter Zoo will man die Ereignisse dazu nutzen, die eigenen Sicherheitsvorkehrungen noch einmal zu überprüfen. „Die Kollegen in Köln haben auch gedacht, so etwas kann nicht passieren“, sagte Zoo-Direktor Manfred Niekisch. Seine Kollegen seien sehr betroffen gewesen durch die Nachricht von der tödlichen Attacke, viele kannten Ruth K..

Kölner Tierpark ist gut aufgestellt

Auch in Frankfurt gibt es eine Dienstanweisung, nach der kein Pfleger allein zu den Raubkatzen ins Gehege darf. „Bei uns gilt das Vier-Augen-Prinzip“, so Niekisch. Allerdings räumt er ein, dass der Faktor Mensch oft die größte Schwachstelle in einem eigentlich funktionierenden Sicherheitskonzept darstellt.

Der Berufsverband der Zootierpfleger geht nicht davon aus, dass Überlastung zu dem tödlichen Fehler geführt hat. „Die Personalsituation ist zwar auch in den Zoos angespannt, der Kölner Tierpark aber vergleichsweise gut aufgestellt“, sagte Verbandssprecher Carsten Knott. Das Personal sei gut qualifiziert (Ruth K. hat mehr als 20 Jahre als Tierpflegerin gearbeitet), die baulichen Gegebenheiten seien in Teilen vorbildlich, das Tigergehege noch vergleichsweise neu. Auch Knott geht davon aus, dass es sich bei dem Angriff durch Tiger Altai um menschliches Versagen handelt.

Schon 2005 wurde Ruth K. von einer Raubkatze angegriffen. Auch damals soll sie nicht richtig kontrolliert haben, ob alle Tiere ihren Käfig verlassen hatten. Sie wurde von einem persischen Leoparden angegriffen und schwer am Hals verletzt. Im Zoo soll es danach Überlegungen gegeben haben, Ruth K. nicht mehr mit Raubtieren arbeiten zu lassen. Am Ende durfte sie auf eigenen Wunsch mit den gefährlichen Katzen weiterarbeiten.