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Lärm und PolizeieinsätzeNachbarschaft klagt über Erstaufnahmestelle für junge Geflüchtete in Weidenpesch

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Betten stehen in einem Wohncontainer einer Flüchtlingsunterkunft.

Die Erstaufnahme-Einrichtung „Haus Eins“ bietet bis zu 15 Plätze für unbegleitete, minderjährige, männliche Geflüchtete. Das Zusammenleben läuft nicht ohne Konflikte ab. (Symbolbild)

Seit 2021 ist ein Gebäude am Schlesischen Platz eine Erstaufnahme für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In der Nachbarschaft gibt es Unmut.

„Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Jugendlichen unterzubringen und sie zu versorgen“, unterstrich Ute Theisen, Vorstandsvorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF), der die Flüchtlingsunterkunft „Haus Eins“ am Schlesischen Platz 2a betreut, im Gespräch mit der Nachbarschaft im Pfarrheim St. Salvator. „Wir in Köln haben als größte Stadt in NRW auch die größte Aufnahmequote.“

Dass die geflüchteten Jugendlichen manchmal Probleme machten, komme vor – was aber auch auf das Heim für unbegleitete minderjährige weibliche Flüchtlinge in Lindenthal zutreffe, nicht nur auf die Unterkunft in Weidenpesch. „Keiner hier hat an sich etwas gegen Flüchtlinge oder Ausländer“, meldete sich ein Gast des Infoabends. „Sondern wir wollen einfach in Frieden und Sicherheit leben.“

Heim 2015 eröffnet, seit 2021 Erstaufnahme für Jugendliche

Die kleine Flüchtlingsunterkunft mit Platz für bis zu 15 Personen in einem Gebäudetrakt des Kirchengrundstücks gibt es schon seit 2015, sie wurde im Zuge der damaligen Flüchtlingswelle eröffnet. 2021 wechselte jedoch das Konzept: Statt, wie zuvor, eine Unterkunft zum längerfristigen Wohnen von Geflüchteten ist es seitdem eine Erstaufnahme für unbegleitete, männliche, minderjährige Geflüchtete. Bis zu vier Wochen leben sie im Gebäude, dann werden sie weiterverteilt. Der Schwerpunkt unter den Herkunftsregionen der Jugendlichen bildet Nordafrika.

Seit einiger Zeit gibt es jedoch massive Beschwerden aus der Nachbarschaft. Die Rede ist von Lärm, Sachbeschädigungen und häufigen Polizei-Einsätzen. Auch in zwei Fälle von Straßenraub, Ende Juli im Eigelsteinveedel, bei denen zwei Senioren die Halsketten geraubt wurden, sollen Bewohner des Hauses verwickelt gewesen sein. Kurz nach dem Fahndungsaufruf wurde das Heim durchsucht. Auch in den sozialen Netzwerken wird sehr emotional über die Einrichtung diskutiert.

Debatte vor rund 30 Gästen

Aus diesem Anlass lud der SKF zum Infoabend für die Nachbarschaft ein. Neben Ute Theisen und Monika Kutzner, der pädagogischen Einrichtungs-Leiterin, diskutierten die Polizei-Bezirksbeamtin Nikola Wirtz mit einer Kollegin, Frank Trippe von der polizeilichen Kriminalprävention sowie die stellvertretende Jugendamts-Leiterin Barbara Frank mit den rund 30 Anwesenden.

Ein Großteil der Polizeieinsätze resultiere nicht aus Straftaten, sondern aus der Fürsorgepflicht für die Minderjährigen, erläuterte Wirtz. „Die Jugendlichen müssen spätestens um 22 Uhr in der Einrichtung sein. Wenn sie über die Zeit sind, müssen wir sie suchen und zurückbringen.“ Wie Kutzner betonte, sei man dabei, die Jugendlichen beim Ankommen zu begleiten und ihnen Normen des Zusammenlebens zu vermitteln. „Wir nehmen Ihre Beschwerden wirklich ernst, das ist uns ein großes Anliegen.“

Wie die Runde überein kam, werde es demnächst einen Tag der Offenen Tür für die Nachbarschaft geben, auf dem man die Unterkunft und die Arbeit vorstellen will. Die anfangs starken Emotionen bei einigen Gästen hatten sich etwas geglättet. „Gut, dass wir mal über alles geredet haben“, resümierte eine Besucherin. „Nun haben wir Ansprechpartner, das ist gut für das subjektive Sicherheitsgefühl.“