Der Kölner Renn-Verein hat kein Konzept, um das Bauwerk zu retten, Angaben dazu stehen jedenfalls aus. Das will die Bezirksvertretung nun ändern.
Nippeser Bezirksvertreter fordern AntwortenAlte VfL-Tribüne an Pferderennbahn modert weiter vor sich hin
Vielen bisherigen Rettungsinitiativen und -ideen zum Trotz modert die alte Fußballtribüne des damaligen VfL Köln 99 auf dem Rennbahngelände weiter vor sich hin. Die Tribüne, von der Anfang des 20. Jahrhunderts sogar Endspiele um die Deutsche Fußball-Meisterschaft zu sehen waren und die 2003 als Kulisse für Sönke Wortmanns Film „Das Wunder von Bern“ diente, ist seit nunmehr 20 Jahren ohne Nutzung.
Der einstige Fußballplatz vor der Tribüne fungiert als Parkplatz für Lastwagen, inzwischen auch für Auslieferungsfahrzeuge von Amazon. Das Areal ist hermetisch abgeriegelt. Eigentümerin des Rennbahn-Geländes einschließlich der alten VfL-Tribüne am Rande des Areals auf Höhe der Häuser Rennbahnstraße 115 bis 125 ist die Stadt. Sie hat das komplette Pferderennbahn-Gelände, somit inklusive der seit 1989 denkmalgeschützten Tribüne, an den Kölner Renn-Verein verpachtet.
Architekt wollte alte Tribüne auf Gelände der Pferderennbahn zu Büro umbauen
Vor vielen Jahren hat ein Niehler Architekt den Vorschlag gemacht, die Tribüne zu einem Büro umzubauen. Die Idee versandete jedoch. Ebenso hatte sich die Initiative „Altes Stadion Köln“ gegründet, die einen Fußballverein ins Leben rufen wollte, der das Areal bewirtschaftet und bespielt. Mit dem Vorhaben war sie 2019 an die Öffentlichkeit gegangen. Doch seit einigen Jahren ist es um die Initiative ruhig geworden. Für eine Stellungnahme war sie bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
Immer wieder in den vergangenen Jahren war die Tribüne Gegenstand politischer Debatten. Auch in der aktuellsten Sitzung der Bezirksvertretung Nippes äußerte die Runde ihren Unmut über den Zustand. Anlass war die Beratung über den Zuschuss von 300.000 Euro, den die Stadt jährlich dem Renn-Verein für die Erhaltung der denkmalgeschützten Anlagen zukommen lässt – also auch der Tribünen entlang der Pferderennbahn selbst sowie der übrigen Gebäude und des Areals als Ganzem.
Bezirksvertreter in Nippes fordern Instandsetzung der Tribüne
Die Bezirksvertretung verschob jedoch ihre Entscheidung über die Zuschuss-Gewährung und lud für die kommende Sitzung Vertreter von Sportamt und Renn-Verein ein. „Wir sollten ein Zeichen setzen, dass wir das so nicht mit uns machen lassen“, merkte Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert (Grüne) an. „Die alte Fußballtribüne scheint bei den Instandhaltungsarbeiten wieder nicht mit berücksichtigt.“
Sie beklagte ein Informationsdefizit seitens des Renn-Vereins, wohin die Zuschussmittel für die Erhaltung der Anlage fließen. Im Februar 2021 war der Stadtrat einem Vorstoß aus der Bezirksvertretung Nippes gefolgt und hatte beschlossen, von Verwaltung und Renn-Verein ein Sanierungskonzept für die Tribüne zu beauftragen und dabei auch eventuelle Zuschüsse von Bund und Land zu prüfen. Doch bisher liegt diesbezüglich nichts vor.
Sportausschuss gab 300.000 Euro Zuschuss für Renn-Verein frei
Der Sportausschuss beschloss jedoch einige Tage nach der Nippeser Sitzung trotz des aufgeschobenen Votums der Bezirksvertretung einstimmig bei zwei Enthaltungen, dem Renn-Verein den Zuschuss von 300.000 Euro zu gewähren. Wie die Leitung des Sportamtes, Gregor Timmer und Thomas Schneider, erklärte, sei die denkmalgeschützte VfL-Fußballstadion-Tribüne nicht Gegenstand der vorgelegten Beschlussfassung; der Renn-Verein habe in der Vergangenheit regelmäßig Nachweise über die Verwendung der Zuschüsse vorgelegt.
Der Kölner Renn-Verein schloss sich der Darstellung auf Anfrage dieser Zeitung an. Für die kommende Sitzung der Bezirksvertretung Nippes am 4. Mai will die Verwaltung die Fragen hinsichtlich der Mittelverwendung per Mitteilung beantworten.