Notstand in NRW-KinderkrankenhäusernWegen RS-Virus werden Intensivbetten knapp
Düsseldorf – In NRW droht ein Pflegenotstand in den Kinderkliniken. Das geht aus einem Scheiben des Landesverbands Leitender Kinder-, Jugendärzte und Kinderchirurgen (VLKKD) hervor. „Das sogenannte RS-Virus ist massiv auf dem Vormarsch und führt zu schweren Erkrankungen bei Kindern“, heißt es in einem Brandbrief an den geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.
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„Unzählige Anrufe, um endlich ein freies Krankenhausbett zu finden , dann kilometerlange Reisen mit einem an Luftnot leidenden Säugling“ seien inzwischen „kein Einzelfall“ mehr.Das RS-Virus ist für Erwachsene meist ungefährlich. Bei vielen Säuglingen führt die Erkrankung aber dazu, dass sie Fieber und Atemnot entwickeln und nicht mehr ausreichend trinken. Dann hilft oft nur eine künstliche Beatmung auf der Kinderintensivstation.
Corona begünstigt RS-Infektionen
In diesem Jahr ist das Virus besonders stark verbreitet. Kita- und Schulschließungen sowie Kontaktbeschränkungen hätten dazu geführt, dass das Immunsystem der Kinder „in keinem guten Trainingszustand“ sei, so der VLKKD. In der Kinderklinik Dortmund sind ein Viertel der Belegungen auf das RS-Virus zurückzuführen. Das Klinikum in Datteln musste bereits Kinder wegen Bettknappheit abweisen.
SPD fordert Krisengipfel
Die SPD im Düsseldorfer Landtag fordert für nächste Woche einen „Krisengipfel Kindermedizin“, um der Krise zu begegnen. Jetzt müssten alle relevanten Akteure aus der Gesundheitsbranche und der Politik an einen Tisch, um schnelle Lösungen zu finden, heiß es. Vize Fraktionschefin Lisa Kapteinat forderte die Landesregierung auf, den Kinderabteilungen fünf Millionen Euro als Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Notfalls müssten Leiharbeiter eingestellt werden, um i den Kliniken zu helfen.
Fallpauschalen schaffen Fehlanreize
Die Bettennot in den Kinderkliniken habe auch mit der Unterfinanzierung der Kindermedizin durch das System der Fallpauschalen zu tun, die die Behandlung von Kinderkrankheiten für die Kliniken nicht attraktiv macht. „Die Situation in den Kinderkliniken in NRW ist unhaltbar. Es gibt außerdem zu wenig Personal, das sehen wir auch beim ärztlichen Nachwuchs“, so die SPD-Politikerin. Zudem führten immer mehr Schließungen von Abteilungen und Stationen zu gefährlichen Transporten über weite Strecken. „Dabei ist die wohnortnahe Behandlung gerade für Familien und Kinder wichtig“, sagte Kapteinat.