Ex-Pfarrer Hans Mörtter will zur Kölner OB-Wahl antreten – wenn er 300.000 Euro Spenden bekommt. Wie es ist, keine Hilfe von Parteien zu erhalten.
Wahlkampf für 2025Wie leicht ist es in Köln, unabhängiger OB-Kandidat zu sein?
Es ist eine Herausforderung, in den Wahlkampf zu ziehen, besonders ganz allein, ohne Partei im Rücken. Was dann fehlt, ist vor allem Geld. Der ehemalige Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter hatte sich im Februar bereit erklärt, Kandidat für die Kölner Oberbürgermeisterwahl am 31. Oktober 2025 zu werden. Dafür braucht er nun finanzielle Unterstützung, schrieb er jüngst auf seinen Profilen in sozialen Netzwerken.
„Orientiert man sich am klassischen Wahlkampf – Plakate mit einer Agentur –, liegt man ungefähr bei 300.000 Euro“, sagte Mörtter dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das versucht er nun durch Crowdfunding zusammen zubekommen. „Ich brauche eine Grundsumme, mit der ich kandidiere“, sagte er. Neben Plakaten setze er besonders auf „kreativen Wahlkampf“, den wolle er in sozialen Medien führen und auch das braucht ein Team, das er bezahlen muss.
2020 versuchte es schon Roberto Campione ohne Partei
2020 versuchte bereits ein anderer Einzelbewerber, Oberbürgermeister zu werden: Roberto Campione kam mit 3,4 Prozent der Stimmen sogar so weit wie andere Kandidaten, die die Parteien aufgestellt hatten. Olivier Fuchs (Volt), Nicolin Gabrysch (Klima Freunde) und Christer Cremer (AfD) lagen nur knapp vor ihm. Er schaffte es auf Rang sieben, weit hinter der Gewinnerin Henriette Reker (parteilos, unterstützt von CDU und Grüne) und ihrem Herausforderer Andreas Kossiski (SPD).
Campione sagte, sein Wahlkampf habe ihn damals rund 80.000 Euro gekostet, die Hälfte sei aus seiner eigenen Tasche gekommen. „Mit Geld kann man schon einiges bewegen.“ Er schlussfolgerte nun: „Mit 200.000 Euro bist du in einer guten Riege in den Top fünf.“
Er hatte seinen Kreis an Bekannten auf 5000 Menschen geschätzt, sagte er. Gewählt hatten ihn viermal so viele. Campione prognostizierte Hans Mörtter als Kandidat von vornherein mehr Unterstützer. Mörtter ist über die Stadt hinaus etwa wegen seiner Jugendarbeit oder Projekten gegen Obdachlosigkeit bekannt.
Ob Campione selbst erneut Interesse an einer Kandidatur habe, ließ er offen. Es wäre mehr drin gewesen, sagte er, wenn nicht gerade die Gruppe, aus der ein Großteil seiner Unterstützer kam, so hart von Corona getroffen gewesen wäre. Campione ist Hotelier und Gastronom.
Einzelbewerberin Henriette Reker erhielt Unterstützung großer Parteien
Auch Henriette Reker trat 2015 und erneut 2020 als Einzelbewerberin an, erhielt aber Unterstützung der CDU und Grünen, bei der ersten Wahl auch von der FDP und den Gruppierungen Freie Wähler und Deine Freunde. Ihre letzte Kampagne war durch die Unterstützung der großen Parteien deutlich größer angelegt und dürfte mehrere hunderttausend Euro gekostet haben.
Mörtter möchte trotzdem allein versuchen, zu kandidieren. Auf die Unterstützung von Parteien setze er nicht, sagte er. 2025 wollen die Grünen und CDU eigene Kandidaten aufstellen. Mörtter habe aber mit mehreren Kölner Parteien gesprochen. „Neuen Wind in die Stadt bringen kann ich nur als wirklich Unabhängiger“, sagte er. Er warf den Politikern der Fraktionen in Köln vor, bei Entscheidungen auch darauf zu achten, wie sich die Partei profiliere. „Ich muss keine Karriere mehr machen, das ist eine Luxusposition“, sagte der Pfarrer im „Unruhestand“, wie er sich beschreibt. Er behauptete: „Ich bin der erste unabhängige Kandidat, der ernst zu nehmen ist.“
Ob er damit Recht behalten soll, wird sich Ende des Jahres zeigen. Mörtter will mindestens 300.000 Euro an Spenden für seine Kampagne bis November gesammelt haben. Habe er dann nicht genug finanzielle Unterstützer überzeugen können, kandiere er nicht, sagte er. In dem Fall fließe das bereits gespendete Geld in seine wohltätigen Projekte.