Im Herbst 2025 steht die Wahl des Kölner Stadtoberhauptes an. Diese Woche hat der erste Kandidat überraschend seine Bereitschaft erklärt.
„Ich bin bereit“Ex-Pfarrer Mörtter will Kölner Oberbürgermeister werden
Die zweite Amtszeit von Henriette Reker (67) als Kölner Oberbürgermeisterin endet am 31. Oktober 2025. Auch wenn die Parteien ihre Kandidaten für die Wahl im Herbst 2025 erst im Laufe des Jahres finden wollen, warf am Dienstag kurz vor Mitternacht in der Kölner Südstadt ein erster Kandidat überraschend seinen Hut in den Ring, den kaum jemand auf dem Schirm hatte.
„Ich bin bereit, der neue Oberbürgermeister von Köln zu werden“, sagte Hans Mörtter, der ehemalige Pfarrer der Lutherkirche, vor rund 3000 Menschen, die sich zur traditionellen Nubbelverbrennung in der Merowinger Straße versammelt hatten.
Meint er die Aussage ernst?
Die Menge applaudierte, obwohl sich einige fragten, ob Mörtter nicht nur einen letzten Karnevalsgag vor Aschermittwoch machte und seine Aussage ernst gemeint war. Inzwischen steht fest: Er meint es ernst, das bestätigte Hans Mörtter dieser Zeitung auf Nachfrage.
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„Ich bin zwar ein alter Sack, bin aber bereit, den Stillstand in unserer Stadt zu beenden. Die Stadt braucht dringend einen Ruck. Ich bin ein Teamplayer, bin bestens vernetzt und traue mir zu, als parteiloser Oberbürgermeister die Stadt wachzurütteln“, sagte der bekannte frühere evangelische Pfarrer aus der Kölner Südstadt, der seit eineinhalb Jahren im Ruhestand ist.
Reker äußert sich zu dritter Amtszeit
Grüne und CDU unterstützen anders als 2015 und 2020 nicht mehr Reker, sie stellen eigene Kandidaten auf, die SPD ebenso. Reker selbst hatte über eine mögliche dritte Kandidatur im Dezember gesagt: „Es ist nicht mein Plan, noch mal zu kandidieren. Das habe ich immer gesagt.“ Sie schaue sich aber mal an, was sich so bei möglichen Kandidatinnen und Kandidaten tue.
Im vergangenen Oberbürgermeisterwahlkampf 2020 war beispielsweise Hotelier Roberto Campione als parteiloser Kandidat angetreten, laut eigener Aussage hat er für den Wahlkampf rund 85.000 Euro bezahlt. Campione landete mit 14.122 Stimmen und 3,4 Prozent der Stimmen auf Rang sieben. Auch Gastronom Daniel Rabe hatte damals eine Kandidatur erwogen, aber verworfen.
Die parteilose Reker gewann 2020 in der Stichwahl gegen Andreas Kossiski. Mörtter sagte zur Frage, wie er einen Wahlkampf finanzieren wolle: „Die Frage der Finanzierung ist für mich immer nebensächlich, es hat bislang bei all meinen Projekten funktioniert. Ich werde garantiert genug Unterstützer finden.“
Am Donnerstag sagte Campione, der auch das Rheinparkcafé betreibt, zu einer möglichen erneuten Kandidatur: „Ich schließe nichts aus.“ Zumindest ähnlich hatte sich zuletzt der Präsidenten der Roten Funken, Heinz-Günther Hunold, geäußert. Angesprochen auf eine mögliche Kandidatur hatte er gesagt, über das Mitgestalten nachzudenken.
Trend zu immer mehr Kandidaten
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der OB-Kandidaten und -Kandidatinnen zugenommen: Im Jahr 2009 waren es noch fünf, elf Jahre später dann schon 13.
Der 68-jährige Mörtter kämpft seit Jahrzehnten gegen Kinderarmut, Rassismus und Wohnungslosigkeit, und Mörtter hat auch schon Ideen, mit welchen Themen er in den Wahlkampf ziehen wird. Damit alle Menschen eine bezahlbare Wohnung haben, würde Mörtter ein neues, seiner Aussage nach realistisches Höhenkonzept mit Kölner Architekten ausarbeiten.
Mörtter kündigt neues Höhenkonzept an
„Man kann auch in der Höhe kreativ bauen, es müssen keine Hochhaus-Ghettos werden, sondern Häuser, aus deren Wänden Bäume wachsen, wie in Paris und oder Mailand. Es gibt in Europa sehr viele Vorbilder, wie man in einer Stadt ökologisch bauen kann und den Dom muss man auch nicht von überall sehen, den haben die Kölner im Herzen.“ Allerdings: Die Stadt Köln lässt seit 2020 ein Höhenkonzept erstellen. In seinem Wahlprogramm geht es laut Mörtter nicht um Köln 2030, sondern um 2050.
Mörtter ist nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten schon parteiübergreifend von vielen Seiten und Bürgern und Bürgerinnen angesprochen und ermuntert worden zu kandidieren. Dies mache ihm Mut, er setze auf zahlreiche Unterstützer. Die Oberbürgermeister-Wahl sei schließlich eine Personenwahl, da entscheide die Persönlichkeit und die Überzeugungskraft des Kandidaten, also wem die Kölner das Amt zutrauten.
Mörtter: „Verwaltungen ticken überall gleich“
Zur Frage, ob ihm nicht die Verwaltungserfahrung fehle, sagte Mörtter: „In meiner langen Amtszeit bei der evangelischen Kirche im Rheinland habe ich auch viel verwalten müssen. Die Verwaltungen ticken überall gleich. Kirchliche Strukturen sind zwar viel kleiner, aber es gibt viele Parallelen mit den weltlichen. Ich werde die Menschen, die jetzt in der Verwaltung arbeiten, mit ins Boot ziehen, sie für diese Stadt begeistern.“
Auf seiner Visitenkarte ist ein Puzzleteil abgebildet. Dies soll zeigen, dass er stets auf der Suche nach den passenden anderen Teilen ist, denn nur alle zusammen bilden ein funktionierendes Ganzes.
„Meine Visitenkarte ist ein Abbild meiner Vision, wie man eine Stadt regieren sollte. Jeder, der in unserer Stadt lebt, kann etwas leisten. Das müssen wir nutzen. ich möchte eine Aufbruchbewegung schaffen, ich möchte die freien Bürger in die Stadtarbeit mit einbeziehen, möchte, dass Menschen sich in ihren Veedeln engagieren und mitgestalten“, so der erste offiziell bekannte Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters.
Das Motto seines Wahlplakates steht übrigens auch schon: „Wir alle zusammen für unsere Stadt!“
Wie wird ein Einzelkandidat Oberbürgermeister?
Laut der Landeszentrale für politische Bildung in NRW braucht es mehrere Voraussetzungen für einen Einzelkandidaten. Erstens: Der Kandidat oder die Kandidatin muss 23 Jahre alt sein. Zweitens: Er oder sie muss den Hauptwohnsitz in Deutschland haben, aber nicht in der Kommune, in der er oder sie kandidieren will.
Drittens: Der Kandidat oder die Kandidatin muss die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen oder die eines anderen EU-Landes. Viertens: Man muss zur Wahl vorgeschlagen werden, das können Bewerber auch selbst tun.
Und fünftens: In Köln braucht es laut Kommunalwahlgesetz NRW zudem für parteilose Kandidatinnen oder Kandidaten 450 Unterschriften, weil die Stadt mehr als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner hat und der Stadtrat 90 Mitglieder. Dann benötigt der Kandidat oder die Kandidatin fünfmal so viele Stimmen, wie der Rat Mitglieder hat. (mhe)