Die Stadt hat ein Förderprogramm aufgelegt, über das neue Open-Air-Locations gefunden werden sollen. Doch das gestaltet sich schwierig.
Jugendpark, „Südbrücke“, Gleueler WieseDieser Sommer könnte entscheidend für die Zukunft von Kölner Open-Air-Flächen sein
Open-Air-Events in Köln – ja! Aber wo? Seit Jahren streiten sich in Köln über dieses Thema Kulturschaffende, Politik, Verwaltung und Anwohner. Nun rückt der Sommer – und damit die Open Air Zeit – näher. Und wieder stellt sich die Frage: Wo sollen Kölnerinnen und Kölner unter freiem Himmel feiern und Konzerte besuchen können?
Jugendpark, „Südbrücke“, Gleueler Wiese: Überall gibt es Probleme
210.000 Euro Fördergelder sind in diesem Jahr freigegeben, um Open-Air-Events zu ermöglichen. 100.000 Euro davon sind für infrastrukturelle Förderung vorgesehen. Heißt: Mit dem Geld sollen temporär eingerichtete Spielstätten entstehen, schon in diesem Sommer. Nur: Wo das möglich ist, ist bis jetzt unklar.
Der Jugendpark ist eigentlich eine seit Jahren etablierte Spielstätte, 2021 waren hier aber selbst für die erfahrenen Veranstalter der „Summer Stage“ die Genehmigungsverfahren zu langwierig und teuer. 2022 kam die Genehmigung erst kurzfristig. Die „Südbrücke“ befindet sich seit zwei Jahren in der Schwebe. Und die Gleueler Wiese, auf der es früher ebenfalls Events gab, ist eine Baustelle für sich.
Als die Verwaltung im April vergangenen Jahres ankündigte, die Gleueler Wiese als Partyzone zu prüfen, stieß das auf viel Widerspruch. Der 1. FC Köln hat dort seit Jahren Ausbaupläne für sein Trainingsgelände, dagegen gab es von Bürgerinitiativen und auch der Politik Protest. Die Pläne wurden dann schnell verworfen, in diesem Jahr wird die Gleueler Wiese erst gar nicht geprüft.
Stadt Köln will neue Open-Air-Locations etablieren
Die Stadt betont auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass die Open-Air-Bühnen sich nicht auf in der Vergangenheit bereits genehmigten Gebieten befinden müssen. Doch dass Akteure der freien Szene nun im dicht bebauten Köln innerhalb von wenigen Wochen Flächen identifizieren können, die alle Vorgaben erfüllen, dürfte schwierig werden.
Die Stadt antwortet darauf: „Das Kulturraummanagement steht bereits im Austausch mit der Klubkomm und Akteurinnen und Akteuren der freien Szene, die auch in 2023 Open-Air-Standorte erschließen möchten.“ Selbst habe die Stadt keine Kapazitäten, in diesem Sommer eine eigene Spielstätte zu betreiben, da man bereits das „Sommer Köln“-Programm durchführe.
Manfred Post ist für Kulturschaffende der Ansprechpartner auf Seiten der Klubkomm. Bis jetzt habe es rund zehn Anfragen zum Förderprogramm gegeben, im letzten Jahr seien es rund 40 gewesen. Das Programm müsse sich noch herumsprechen. „Es geht jetzt darum, den Grundstein zu legen, um neue Flächen zu etablieren“, sagt Post. „Das Problem ist doch, dass es außer dem Tanzbrunnen keine große Fläche für Open-Air-Events in Köln gibt.“
Die Kulturverwaltung macht sich deshalb bereits Gedanken um eine langfristige Lösung. Mithilfe externer Expertise arbeitet man an einem nachhaltigen Open-Air-Konzept für Köln, das im Herbst vorliegen soll. „Die Open Air-Saison 2023 fungiert hier als eine Art Reallabor, in dem unterschiedliche Flächen durch kurzzeitige Probe-Bespielungen getestet und so Informationen für das dauerhafte Konzept gesammelt werden sollen“, heißt es. Über den Sommer will man sich ansehen, wie sowohl Events an neuen Orten funktionieren, als auch „Folge-Bespielungen“ auf bereits in der Vergangenheit genutzten Flächen.
„Südbrücke“ plant mit Einzelevents im Sommer
„Idealerweise wünsche ich mir als Ergebnis des Open-Air-Konzeptes Köln eine Reihe regelmäßig nutzbarer Open-Air-Spielstätten“, sagt Benjamin Thele, Kulturraummanager der Stadt. „Hierunter sollte es Orte geben, wo jede Sparte, von lauteren Konzerten bis hin zur kleinen Lesung, Platz finden kann und Veranstaltungen im Sinne der ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit umgesetzt werden können. Einfach gesagt bedeutet dies, dass nicht alles überall möglich sein wird. Wir sind aber zuversichtlich, geeignete Flächen zu finden, bei denen wir auch genehmigungstechnisch nicht jedes Jahr wieder bei null anfangen müssen.“
Manfred Post sieht in so einer Fläche die „Südbrücke“ in Poll. „Das wäre eine Lösung. Dort ist Platz für 5000 bis 6000 Leute.“ Laut Veranstalter Boris Witschke bereitet man aktuell erneut einen Bauantrag für eine langfristige Nutzung vor. „Bis dahin planen wir in diesem Sommer mit fünf Einzelveranstaltungen, darunter große Künstler“, sagt Witschke.
Losgehen soll es voraussichtlich am ersten Juniwochenende, sobald alle Anträge bei der Stadt eingegangen sind. „Dazu würden wir gern den Biergarten als erweiterte Außengastro zwischen den Veranstaltungen den Sommer über betreiben. Wir hoffen, dass das klappt“, so Witschke. Denn: ohne einen regelmäßigen Betrieb ist die Finanzierung der Location in Gefahr.