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Kommentar

Ost-West-Achse
Kölner Tunnel-Bündnis schrammt an einer Blamage vorbei

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Lesezeit 2 Minuten
Visualisierungen des gemeinsamen Plans von CDU, SPD und FDP für die Ost-West-Achse, veröffentlicht am 6.12.2024

Visualisierung des Heumarktes nach der Vorstellung der Tunnelbefürworter

Die Entscheidung über die Ost-West-Achse wird im Kölner Rat erneut vertagt. Das ist die einzig richtige Konsequenz.

Das Tunnel-Bündnis ist an einer Blamage vorbeigeschrammt. Es wäre nicht nur für die beteiligten Parteien peinlich gewesen, hätte die Bezirksregierung einen Beschluss wieder kassiert, weil die Grundsätze der Mitbestimmung bei der Entscheidung für die ganz große Tunnel-Lösung samt Neuordnung des gesamten KVB-Netzes missachtet worden waren. Das hätte auch mal wieder kein gutes Licht auf Köln geworfen.

Nicht einmal sechs Tage hatten die Mitglieder des Stadtrats Zeit, sich mit einem Plan zu befassen, der den Verkehrsfluss in Köln in den kommenden Jahrzehnten gewaltig beeinflussen würde. Dass die Bezirksvertretungen kein Mitspracherecht gehabt hätten bei einem Konzept, das Köln insgesamt neu zu ordnen gedenkt, wäre ebenfalls kaum verstehbar gewesen. Wie problematisch diese Idee war, zeigt das Beispiel des angedachten Tunnels unter der Dürener Straße. Lindenthal kann doch nicht einfach übergangen werden, weil sich jetzt hopplahopp eine Fast-Mehrheit gefunden hat.

Es ist richtig, Köln groß zu denken. Und es ist richtig, nicht nur die nächsten zehn Jahre in den Blick zu nehmen, sondern im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung ins Jahr 2050 und deutlich darüber hinaus zu schauen. Zu einer auf lange Sicht funktionierenden Metropole Köln gehört auch ein U-Bahntunnel, der oberirdisch Platz schafft. Und womöglich gehören dazu auch Metrolinien, die nicht nur die Innenstadt, sondern auch Köln und seine Vororte verbinden.

Kölner Politik arbeitet nicht professionell

Wer groß denken will, muss aber auch professionell vorgehen. Die von parteipolitischem Taktieren begleitete Suche nach Mehrheiten macht keinen professionellen Eindruck und bringt Köln nicht weiter. Eine Entscheidung überstürzt zu treffen, weil die Mehrheiten annähernd gefunden wurden, und damit ja noch in diesem Jahr entschieden wird, ist auch nicht professionell.

Es ist gut, dass die Bezirksregierung Bedenken geäußert hat. So haben alle politischen Gremien auch die Zeit, sich einzuarbeiten und eine fundierte Entscheidung zu treffen.