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Kommentar

Kommentar zum Ausbau der Ost-West-Achse
Schluss mit dem Stillstand

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Lesezeit 3 Minuten
So könnte der Neumarkt aussehen, wenn die Ost-West-Achse nach den Vorstellungen von CDU, SPD und FDP ausgebaut würde.

Autofrei bis auf den Anliegerverkehr: So könnte der Neumarkt aussehen, wenn die Ost-West-Achse nach den Vorstellungen von CDU, SPD und FDP ausgebaut würde. Visualisierung: hhvision / CDU-Fraktion Köln

Beim geplanten Ausbau der Ost-West-Achse droht erneut eine jahrelange Verzögerung, weil sich der Stadtrat nicht auf eine gemeinsame Lösung aller großen Fraktionen verständigen kann.

Oben oder unten? Metro? Stadtbahn? Straßenbahn? Nach mehr als zehn Jahren eines politischen Streits, der längst absurde Züge angenommen hat, erwartet jeder Kölner, dass auf der Ost-West-Achse so schnell wie möglich ein reibungsloser und pünktlicher Stadtbahnbetrieb organisiert wird – egal, ob er die KVB freiwillig nutzt oder zwangsweise auf sie angewiesen ist. Im Berufsverkehr, zum Stadion, zum Einkaufen in der Innenstadt. Ein Stadtbahnbetrieb, bei dem man sein Auto auf einer P+R-Anlage am Stadtrand abstellen kann, ohne seinen Chef vorwarnen zu müssen, dass man wahrscheinlich wieder zu spät kommen wird.

Dazu braucht es keine ausschweifenden Metropläne eines Tunnelbündnisses aus CDU, SPD und FDP, die nur geschmiedet wurden, um die Rheintunnel-SPD ins Boot zu holen. Dazu braucht es auch kein grünes Oben-Bleiben-Dogma, nur um eine Parteibasis zu befrieden, bei der allein das Aussprechen des bösen U-Worts allergische Reaktionen hervorruft.

Kölner sind es leid

Die Kölner sind es leid, wegen dieser seit Jahren ausgetragenen verkehrspolitischen Steinzeit-Debatten noch länger im Stadtbahnstau zu stehen, bloß weil die Planung zum dritten Mal aufgerollt werden soll. Dazu ist selbst das Deutschlandticket zu teuer.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Sie erwarten, dass sich nach der Stadtarchiv-Katastrophe um die Nord-Süd-Stadtbahn nicht auch noch der Ausbau der Ost-West-Achse um weitere Jahre verzögert. Sie erwarten die Verkehrswende jetzt – und nicht in 20 Jahren. Das ist nicht zu viel verlangt.

Legt man die scheinbar unvereinbaren Pläne der Tunnelgegner und Befürworter aufeinander und klopft alles ab, was an ideologischem Ballast mit ihnen verbunden ist, ergibt sich ein klares Bild. Leider haben beide Seiten längst das, was man einen Tunnelblick nennt.

Es drohen erneut Jahre des Stillstands. Jahre, in denen nicht einmal der provisorische, dem Tunnelbau vorgeschaltete oberirdische Ausbau umgesetzt werden könnte. Dabei ist er in den Augen aller Parteien dringend erforderlich, weil er schnell dafür sorgen würde, dass mehr Stadtbahnen pro Stunde zwischen Heumarkt und Aachener Weiher fahren können. Mit Vorrangschaltung.

Wenn, ja wenn die Innenstadt tatsächlich vom Autoverkehr befreit wird. Den Kölner ist egal, ob sie die KVB provisorisch oder endgültig pünktlich fährt. Hauptsache, sie wird endlich in die Lage versetzt, ihren Auftrag zu erfüllen.

Grüner geht's kaum

Bevor die Autofraktionen in der CDU und der FDP gleich wieder aufschreien, sollten sie sich die Pläne ihres eigenen Tunnelbündnisses mal ansehen. Genau das ist in den Metroplänen für den Neumarkt, den Heumarkt und die Aachener Straße vorgesehen. Da kann der selbsternannte, inzwischen eher unwahrscheinliche OB-Kandidat der CDU, Karl Mandl, noch so sehr über das Dezernat für Immobilität herziehen. Grüner geht’s kaum.

Bei all dem ideologischen Verkehrs-Feuerwerk, das mal wieder abgefackelt wird, haben die Verkehrsexperten aller Fraktionen auch aus den Augen verloren, dass seit Jahren der Ausbau des Kölner S-Bahnnetzes ohne viel Tamtam vorangetrieben wird.

Ein Milliardenprojekt, bestehend aus 16 Bausteinen, von dem jeder einzelne schon eine Wirkung entfaltet, während man im Rathaus so tut, als müsse man für die Kölner Verkehrs-Betriebe ein Stuttgart 21 planen. Wir brauchen kein Stuttgart 21. Wir brauchen auch keinen Ost-West-Dialog, der sich wieder über Jahre hinzieht. Wir brauchen eine Stadtbahn, die ihren Namen auch verdient.