„Iron Maiden“-Sänger Bruce Dickinson wandelt mal wieder auf Solo-Pfaden. Mit seinem siebten Album „The Mandrake Project“ machte er in Köln Station.
Bruce Dickinson in Köln„Iron Maiden“- Sänger mit Charme und diabolischem Grinsen im Palladium
Nicht jeder begabte Sänger ist automatisch ein guter Entertainer. „Iron Maiden“-Frontman Bruce Dickinson vereint beide Talente in einer Art, wie sie selbst bei anderen Top-Acts nicht oft vorkommt. Der Brite ist charmant, provokant und nimmt sich und andere gerne auf die Schippe.
Zu Beginn der letzten Show auf deutschem Boden in diesem Sommer frozzelte Dickinson gleich die Fußball-Fans im Palladium an. „Deutschland ist bei der EM schon ausgeschieden, wie?“, fragte er, obwohl er die Antwort natürlich kannte. Das vereinzelte Buhen drehte der Frontmann gekonnt in Lacher. England spiele furchtbar langweilig. Rückpass zum Torwart. Pass. Rückpass zum Torwart. Mit Anspielung auf das Halbfinalspiel der Engländer gegen die Niederlande ergänzte er: „Am Mittwoch lacht ihr wieder über uns.“ Alle waren zufrieden, der nächste Song konnte gespielt werden.
Fokus liegt auf dem neuen Album „The Mandrake Project“
Der Fokus lag auf dem im März erschienen siebten Studioalbum „The Mandrake Project“, das von Genre-Kennern bereits zu den besten Dickinsons gezählt wird. Etwas düsterer und härter, als man es von den bisherigen Solo-Platten gewohnt ist, kommen „Afterglow Of Ragnarok“, „Resurrection Men“ und „Rain On The Graves“ daher.
Die Idee zu letztgenanntem Song kam Dickinson beim Besuch der Grabstätte des 1850 verstorbenen englischen Dichters William Wordsworth. Dieser gilt als führendes Mitglied der englischen Romantikbewegung. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das Narzissen-Gedicht „I Wandered Lonely As A Cloud“ aus dem Jahr 1804.
Bruce Dickinson muss einen Wermutstropfen hinnehmen
Dickinson bezieht die Inspiration für seine Musik oft aus mystischen und mythologischen Vorlagen. Ganz offensichtlich ohne dabei das Interesse seines Publikums zu verlieren. „The Mandrake Project“, das erste Solo-Werk seit „Tyranny Of Souls“ aus dem Jahr 2005, landete auf Platz 1 der deutschen Albumcharts.
Einen Wermutstropfen musste Dickinson allerdings hinnehmen. Produzent und Gitarrist Roy Z, der maßgeblich an der Entstehung des jüngsten Albums beteiligt war, konnte wegen persönlicher Verpflichtungen nicht mit auf Tour gehen. Dabei hatte dieser noch selbst die Liveband zusammengestellt, zu der unter anderem die Bassistin Tanya O’Callaghan gehört. O’Callaghan, die auch bei den Hardrockern von Whitesnake spielt, ist Jahrgang 1984. Geboren also in der Zeit, in der ihrem Chef Dickinson mit Iron Maiden der Durchbruch gelang.
Zum Ende der Show im Palladium am späten Dienstagabend stimmte Dickinson „Aquarius“ an, eine der Hymnen der Hippie-Bewegung. Sie handelt vom Zeitalter des Wassermanns, das Liebe, Licht und Menschlichkeit bringen soll. „Was euch die verdammten Hippies vergessen haben zu sagen: Die Welt ist ein verfluchter Ort“, rief Dickinson mit dem diabolischen Grinsen, für das er berüchtigt ist. Es folgte „Darkside Of Aquarius“ vom 1997er-Erfolgsalbum „Accident Of Birth“. Als das Publikum nach Show-Ende auf die regennasse Schanzenstraße strömte, bot sich ein weiteres Spektakel in Form des heftigen Gewitters am Nachthimmel. Mehr Unterhaltung geht wohl nicht.