Köln – Daran, dass sich Rüdiger Fink eine gewisse Entspanntheit auf die Fahnen geschrieben hat, kommt kein Zweifel auf. In seinen sieben Jahren bei den Spezialeinheiten der Kölner Polizei habe er regelmäßig Einsätze erlebt, die von „hohen Stressphasen“ geprägt gewesen seien, sagt er.
Dass man als Polizist nur mit Gelassenheit weiterkomme, habe er da gelernt für seinen neuen Job, die Leitung der Inspektion Mitte, mit der er zuständig für die Sicherheit in der gesamten Kölner Innenstadt inklusive fast sämtlicher Party-Hotspots ist.
Fink will Lösungen für Party-Hotspots finden
Als Gruppenleiter der Spezialkräfte war er unter anderem für die Beendigung von Geiselnahmen verantwortlich – hochkomplexe Einsätze also, bei denen „in kürzester Zeit Lösungen gefunden werden müssen“, sagt Fink. Auch eine Party-Nacht auf der Zülpicher Straße sei aus Polizeisicht hochkomplex, weil viele Menschen auf lange Dauer betroffen seien. „Ich kann da keinen Unterschied in der Wichtigkeit machen“, sagt er.
Am 23. Juli hat Fink, 48 Jahre, verheirateter Familienvater, seinen Dienst in der Inspektion in der Stolkgasse angetreten, zu der er jeden Tag mit dem Zug aus Aachen pendelt. Dort ist er nun als Vorgesetzter von 264 Polizeibeamtinnen und –Beamten zuständig für die Sicherheit von etwa 90.000 Einwohnern – und oft ebenso vielen Feiernden, Touristen und Demonstranten.
Denn auch die meisten üblichen Versammlungsplätze wie der Neumarkt, der Roncalliplatz oder der Rudolfplatz liegen in der Innenstadt. Fink nennt daher als eines seiner wichtigsten Ziele, dass Demonstranten in Köln mit einem sicheren Gefühl an Versammlungen teilnehmen können.
Kölner Polizei bereitet sich auf den 11.11. vor
Ein sicheres Gefühl hatten viele zuletzt auf den Ringen und auf der Zülpicher Straße nicht mehr – sowohl Party-Teilnehmer, wie auch Einsatzkräfte. „Viele Probleme entstehen in der Innenstadt oder treten hier in geballter Form auf“, sagt Fink. Immer wieder gab es zuletzt Angriffe unter Feiernden oder Flaschenwürfe auf Beamte oder Rettungskräfte.
„Ich sehe das mit großer Sorge“, sagt er, sieht aber optimistisch in die Zukunft: „Ich glaube, dass sich eine Normalisierung einstellen wird, wenn die Einschränkungen der Pandemie vorbei sind.“ Fink meint damit, dass das Verhalten vieler Feiernden in den vergangenen Monaten aggressiver geworden ist, sich die Party mehr nach draußen und in die Dunkelheit verlagert hat.
„Bei vielen hat sich über die vergangenen Monate etwas angestaut, das sich jetzt teilweise in Gewalt bahnbricht. Oft reicht da schon ein Gefühl der Störung, wenn ein Rettungswagen mit Blaulicht vorbeifährt.“ Wenn irgendwann die Clubs wieder für alle geöffnet sein werden, könnte das zur Entspannung beitragen.
Wie diese Entspannung beim nächsten Karneval herzustellen ist, beschäftigt Fink in diesen Tagen auch, vor allem der Sessionsbeginn in weniger als zwei Monaten. „Haben die Menschen Nachholbedarf? Werden die Menschen noch aggressiver sein, als wir das vom Karneval bisher kennen? Das sind die Fragen, auf die wir uns im Vorfeld vorbereiten wollen“, sagt Fink, der einem nächtlichen Alkoholverbot zwar aus polizeilicher Sicht wohlgesonnen gegenüberstünde, dem er aber kaum Chancen vor Gericht einräumt. „Ein Teil wird ohnehin immer Überraschung bleiben“, sagt er – ganz gelassen.