„Ich mache aus allem etwas“Kölnerin kreiert Schmuck aus Fundsteinen vom Rhein
Köln-Poll – Barbara Winter macht Schmuck. Was sie als Schmucksteine verwendet, treten andere, vollkommen unbewusst und ohne jede Böswilligkeit, mit Füßen. Rheinsteine vom Poller Strand bevorzugt sie für ihre Kreationen für Hals, Handgelenke, Ohrläppchen und Knöchel. Oft haben die Steine, die der Fluss ihr bringt, eine lange Reise hinter sich.
In Form von Wellen liegen sie dann nach Farben sortiert vor ihr. Sie gehe niemals bewusst auf Steinsuche, sagt Barbara Winter, der Rhein aber ziehe sie einfach an. Dass sie nicht mit leeren Taschen nach Hause kommt, ergibt sich dann sozusagen von selbst.
Kreativ sei sie schon immer gewesen, erzählt Barbara Winter, die Bezeichnung „Kreativistin“ beschreibe sie daher am besten. Die Kunst des Knotens – das Einfassen von Steinen mit Schnüren – erlernte sie während eines Indien-Urlaubs zum Jahreswechsel 2018/19. Von den Exponaten eines Kunstgewerbe-Ladens fasziniert, erwarb sie die Grundkenntnisse der Technik kurzerhand bei einem Workshop direkt vom Ladenbesitzer. Seither knotet sie leidenschaftlich, spricht der Tätigkeit eine meditative, ja sogar therapeutische Wirkung zu.
Knoten als eine Art Meditation
Seit fast 30 Jahren arbeitet sie als Heilpraktikerin, kennt sich mit den verschiedensten homöopathischen und naturheilkundlichen Therapieansätzen aus. Ihren Schwerpunkt hat sie mittlerweile auf „Entspannung und Entlastung von festgehaltenen Gefühlen“ gelegt. Im Strafvollzug unterrichtet sie einmal wöchentlich zum Thema Gesundheit, Kurse in Autogenem Training bietet sie aktuell online an. Ihre Begegnung mit der Mikro-Makramee genannten Schmuckrichtung bedeutete für die Kölnerin nicht weniger als die heilsame Überwindung einer tiefen Trauer, kurz vor Reiseantritt starb ihre Mutter.
„Über das Knoten komme ich zur Ruhe. Es hilft mir, in einen Fluss zu kommen und zu sehen, was mir guttut“, erklärt sie. Die Handarbeit wirkt wie eine praktische Anleitung zum beruflichen Grundthema „Entspannung“, auch beim Knoten geht es darum, herunterzufahren und Belastendes loszulassen.
Intuition ist der Kölnerin wichtig
Intuition ist eines der Konzepte, die Barbara Winter für ihre kreative Arbeit nutzt, so wie sie nie vorsätzlich zum Steine-Suchen an den Rhein geht, macht sie auch keine Skizzen, bevor sie mit der Herstellung eines Schmuckstücks beginnt. „Ich lasse meiner Intuition freien Lauf“, erklärt sie, „auch, wenn es um ein Wunschstück geht. Darauf sollten sich meine Kunden schon einlassen können.“ Im Grunde gibt ihr der Stein vor, wie sie ihn fasst, welche Zierornamente sie um ihn herum knotet, um so einen individuellen Rahmen für ein einmaliges Kunstwerk zu schaffen.
„Es ist unglaublich, was man da unten alles findet“, erzählt sie über ihre Strandspaziergänge am Rhein, „das sind ganz unterschiedliche Steine aus unterschiedlichen Regionen.“ Tiefschwarze Feuersteine mit weißen Einschlüssen mischen sich unter hell-ovale Rheinsteine, rötlich, braun- und beigestichig oder rosa können sie sein, manche besitzen Anteile von Halbedelsteinen wie Achat, Jaspis oder Carneol. Mitunter kommen sie den weiten Weg von den Alpen bis an das Poller Ufer, um mit etwas Glück den Weg in Barbara Winters Jackentasche zu finden.
Unbearbeitet geraten die Unikate dann in ihre kunstfertigen Hände, einzig ein Bad mit anschließender Trocknung in Sonne oder Vollmond lässt sie den kleinen Findlingen angedeihen, „damit sie sich energetisch aufladen können“, wie sie sagt.
Für jeden ist etwas dabei
Zum Knoten verwendet sie robuste Nylonfäden, ein Kompromiss, den sie aufgrund der wenig langlebigen Fäden aus Baumwolle oder Leinen macht. Hauptsächlich Ketten stellt Barbara Winter unter ihrem Label „R(h)einknoten“ her, Ohrgehänge, Fußkettchen und Armbänder gehören aber ebenso zum Sortiment.
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Auch kettentragende Herren werden auf ihrer Website fündig, Barbara Winter verleiht den für sie gedachten Schmuckstücken ein möglichst maskulines Aussehen und Namen wie „Heldenbrocken Speerspitze“ oder „Heldenbrocken Feder“ – wobei sich die Namensvarianten aus einem zusätzlichen Accessoire am Kettchen ergeben. Für die Damen gibt es Hänger und Colliers namens „Rheinherz“, „Rheinbiene“ oder „Rheinprinzessin“, von puristisch bis verspielt bedient Winter jeden Kundinnen-Geschmack.
Knüpftechnik aus dem Orient
Aus dem Orient stammt die Knüpftechnik Makramee, auch in der Miniatur-Version findet sie aktuell immer mehr Anhänger. Mindestens zwei Fäden sind nötig, um die kleinen Kunstwerke herzustellen, je mehr Fäden verwendet werden, desto kunstvoller ist am Ende das Geflecht aus vielerlei Knotenarten. Beim Fassen eines Steins für ein aufwendiges Collier kommt Barbara Winter nicht selten auf 30 bis 50 Fäden, die ihn halten.
Das R(h)einknoten-Sortiment von Barbara Winter kann auf ihrer Website begutachtet werden, in normalen Zeiten ist es auch beim Poller Garagen-Flohmarkt und anderen Märkten zu sehen. Zurzeit sucht sie nach einer regelmäßigen Ausstellungsmöglichkeit. Kontakt erfolgt über ihre E-Mail-Adresse. Wer sich für ihre naturheilkundliche Tätigkeit interessiert, wird auf der entsprechenden Website „Erdenmedizin“ fündig.www.r(h)einknoten.jimdosite.comwinter-barbara@web.dewww.Erdenmedizin.de
Neben ihren Rheinfunden verarbeitet sie erworbene Schmucksteine, Messinganhänger, Perlen, Muscheln und Avocado-Kerne. „Ich mache aus allem etwas“, sagt sie vergnügt, „selbstverständlich knote ich auch Steine, die mir von Kunden gebracht werden.“