Poll – 21 Geschichten von Pollern hat der Bürgerverein Poll innerhalb der vergangenen zwei Jahre zusammengetragen, kurz vor Weihnachten hat er sie als Buch herausgebracht und einen Nerv getroffen. Fast alle 300 Exemplare sind bereits vergriffen, die Initiatoren denken über eine Neuauflage, auf jeden Fall aber über eine Fortsetzung von „Poll erzählt Geschichte(n)“ nach. Peter Berg, Beiratsmitglied des Bürgervereins Poll, hatte die Idee, gemeinsam mit der ersten Vorsitzenden Ute Ahn setzte er sie um. Auf öffentlichen Veranstaltungen und im Infokasten der Volksbank Köln-Bonn machten sie ihr Projekt publik, alle schreibaffinen Poller, die eine Geschichte über ihren Heimatort beisteuern wollten, konnten sich daran beteiligen.
„Es gibt ganz viele Poller und Pollerinnen, die etwas zu erzählen haben,“ stellt Ute Ahn fest, der zeitliche Rahmen der Erzählungen erstreckt sich vom frühen 20. Jahrhundert bis 2011. Im jüngsten, von Elena Cesana verfassten Beitrag, geht es um das Poller Schürreskarrennen.
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Wohnen am Strom
In „Wohnen am Strom“ beschreibt Gunter Schumann, Eigentümer des Poller Fischerhauses und direkter Rheinanwohner, die vom Schicksal und einem übergriffigen Fluss geprägte Geschichte der Restaurants am Weidenweg.
Schuhmanns Abriss beginnt 1903 mit der Eröffnung des Restaurants in einem Zelt und endet mit der Überschwemmung ihres kurz zuvor aufwendig umgebauten Wohnhauses 1970, dazwischen liegt die Blütezeit des Poller Fischerhauses. Beliebt wegen seiner exponierten Lage und einem Speiseangebot vom Kaffeegedeck bis zur Rheinfisch-Spezialität, lockte es sogar die Haute Volée ans Poller Rheinufer. 1939 durch Intervention der Nazis abgerissen und an heutiger Stelle in einer Baracke neu eröffnet, erlebte es noch viele Metamorphosen, überdauerte aber letztlich alle Heimsuchungen, auch die von „Vater Rhein“.
Peter Berg, nebst seiner Funktion im Bürgerverein auch langjähriger Chef der Poller Böschräuber, widmet sich der einst üblichen Entsorgung diverser Hinterlassenschaften unter dem vielsagenden Titel „Entleeren der Jauchegrube“. Als Halbwüchsiger selbst einmal mit der unliebsamen Aufgabe betraut, schildert er den Vorgang mit eindringlicher Plastizität, einzig der erstaunliche Düngeeffekt der althergebrachten Entsorgungsmethode versöhnt ihn mit dem traumatischen Erlebnis, denn, so Berg: „Die Erdbeeren und Kartoffeln aus Großvaters Garten waren im Übrigen immer fantastisch.“
Großes Geschichten-Potenzial
Die Lektüre mit Schmunzelfaktor trat eine Lawine von begeisterten Kommentaren los, vor allem aber offenbarte sie das große Potenzial an noch unveröffentlichten Geschichten aus Polls naher und ferner Vergangenheit. Eine Fortsetzung der Poller Geschichten scheint für Peter Berg und Ute Ahn beschlossene Sache. Seinem Heimatort blieb der Bürgerverein Poll auch beim Druck treu, in der SBK-Werkstatt für beeinträchtigte Menschen Köln-Poll (Sozialbetriebe Köln, Standort Poll) nahm die Geschichtensammlung ihre gedruckte Gestalt an. „Wir wollten etwas für die Poller Bürgerinnen und Bürger tun“, meint Ute Ahn zum gelungenen Buchprojekt. Dass die persönlichen Erinnerungen aus dem Nähkästchen der Stadtteilbewohner nun für die Nachwelt erhalten und damit lebendig bleiben, freut sie besonders.
Exemplare von „Poll erzählt Geschichte(n)“ sind zum Selbstkostenpreis von fünf Euro noch über die E-Mail-Adresse des Vereins erhältlich.ute.ahn@bv-koeln.poll