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Bürgervereine diskutieren in PorzEin brauchbarer Ausweg aus dem Verkehrschaos

Lesezeit 3 Minuten

Im Nadelöhr liegen rechts vom Rhein eng nebeneinander die Kölner Straße (gelb), Straßenbahnlinie 7 und Bundesbahn (rot), Frankfurter Straße, Autobahn 59 und Mauspfad (gelb). Ein Verkehrsentlastungskonzept ist dringend notwendig.

Porz – Ehe die Bürger im täglichen Verkehrschaos ersticken, muss eine machbare und brauchbare Lösung her, und zwar sehr bald. Diese Forderung stand im Mittelpunkt eines Runden Tisches zum Thema „Verkehrsentlastungskonzept mit drei Varianten für den Rechtsrheinischen Kölner Süden/Rhein-Sieg Kreis“, den die Vernetzte Gemeinschaft der Bürgervereine Porz/Poll organisiert hat.

Neben Fachleuten von Verwaltung, Wirtschaft und Politik aus Köln, Niederkassel, Troisdorf, Bergisch Gladbach und dem Rhein-Sieg Kreis folgten Verkehrsexperten aus dem Bundestag, dem Landtag und den Landesbetrieben Straßen NRW sowie Fachleute von NABU und BUND der Einladung.

Porz droht der Verkehrsinfarkt

Überörtlich aktiv für Porz

Zur vernetzten Gemeinschaft der Bürgervereine gehören die Bürgervereine Libur, Porz-Mitte, Poll, Wahn-Wahnheide-Lind, Urbach, Zündorf, die Bürgervereinigung Ensen-Westhoven, die Grengeler Ortsgemeinschaft, die IG Wasser, Umwelt und Jugend Köln-Porz-Langel und der Förderkreis Rechtsrheinisches Köln.

Mit ihrem Logo, das rechtsrheinisch mit viel Rot ein Alarmsignal setzt, macht die BV-Vernetzung ein Hauptziel deutlich: In Porz, wo sich zwischen Rheinknie und Flughafen vier wesentliche Verkehrsströme vorbeizwängen müssen, herrscht ständig Stau-Alarm. Zu den weiteren Vernetzungszielen zählen überörtliche Aktionen für Sauberkeit und Grünpflege. (bl)

Porzer-BV@gmx.de

Die Spitzenvertreter der Vernetzungs-Mitgliedsvereine beschrieben, wie Porz rasant auf den Verkehrsinfarkt zusteuere. Hans Baedorf und Simin Fakhim, die 1. Vorsitzenden der Bürgervereine Zündorf und Urbach, lieferten eine eindrucksstarke animierte Präsentation. „In den gut 40 Jahren seit der Eingemeindung hat sich die Einwohnerzahl in Porz und den angrenzenden Gemeinden verdoppelt, die Infrastruktur ist aber nicht mitgewachsen, sondern hat sich verschlechtert“, verwies Baedorf im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Einschränkungen durch Einbahnlösungen oder Verkehrsberuhigung. Dabei würden, wie für Zündorf-Süd, immer neue Wohnbaupläne verfolgt.

„Wenn 2018 das Evonik-Gelände in Lülsdorf reaktiviert ist und Hunderte Lastwagen vom Container-Terminal am Rhein zur Autobahn fahren, wird es unerträglich“, machte Fakhim klar. Es gelte, überregional und überparteilich Lösungsansätze zu erarbeiten. Die drei Varianten für eine Verkehrsführung aus dem Porzer Süden und dem Rhein-Sieg-Kreis, die noch im Gutachter-Verfahren sind, wurden präsentiert und bewertet.

Variante 1 mit einer Verkehrsführung über die Verlängerung der Houdainer Straße und neuer Querverbindung von Libur her, die mit einer Bahn-Überbrückung am Wahner Ortsrand auf die B8 geführt würde, hält die Gemeinschaft für machbar, aber nicht brauchbar. Der Verkehr käme an Kreisverkehren und beim Linksabbiegen auf die Autobahn zum Erliegen.

Für Variante 3 mit ähnlicher Straßenzusammenführung nordöstlich von Libur und einem Autobahnanschluss in Höhe der geplanten Raststätte Liburer Heide gelte das gleiche.

Die Bürgervereine haben sich mit den Nachbargemeinden auf den Vorzug für Variante 2 aus der Machbarkeitsstudie verständigt. Das ist eine schon vor Jahren ins Auge gefasste Verbindung zwischen der L274 südlich von Libur und der Frankfurter Straße in Höhe Spich, wo eine Bahnquerung bereits besteht. „Hier argumentieren Gegner mit dem Artenschutz an einem 300 Meter langen Abschnitt entlang der Baggerseen – doch besagt ein Gutachten des Rhein-Sieg-Kreises, dass Artenschutz und Straßenbau sich hier vereinbaren ließen“, fasste Helmut Marti, 1. Vorsitzender des Bürgervereins Libur, zusammen.

Querspange war Thema beim Runden Tisch

Zudem ging es beim Runden Tisch um die Querspange zwischen A59 und A553. Die von Prof. Andreas Vogel moderierte Diskussion erbrachte Einigkeit unter anderem in der Forderung, mögliche Trassen der neuen Autobahnverbindung dürften keinesfalls Entscheidungen zugunsten der dringend notwendigen Entlastungsstraßen bremsen, Unter Umständen sei es erforderlich, Abschnitte zuerst als Bundesstraße zu bauen und später als Autobahn zu widmen. Für den innerörtlichen Verkehr in Porz fordert die Gemeinschaft eine eigenständige Lösung.

Den gravierenden Problemen des öffentlichen Personennahverkehrs – die Linie 7 ist schon vor einer möglichen Verlängerung an ihrer Kapazitätsgrenze –will sich die BV-Vernetzung in einer weiteren Experten-Runde widmen.