Landwirte im Langeler Bogen konnten auf durchweichten Böden lange nicht arbeiten. Nun wird mit Sortenversuchen und Humus-Verstärkung experimentiert.
Sorge nach StarkregenFelder gleichen Seen – Kölner Bauern suchen nach Lösungen für Extremwetter
Die Porzer Felder ähneln im Mai zum Teil einer ausgedehnten Seenlandschaft, aus der kleine Schollen wie Inseln ragen – ein befremdlicher Anblick. So empfinden es auch die Landwirte, die sich im Arbeitskreis „Drüber und drunter“ gemeinsam mit der kommunalen Wasserwirtschaft für umweltschonenden Ackerbau und sauberes Trinkwasser engagieren. Mit Sorge haben sie die Auswirkungen der ungewöhnlich anhaltenden und ergiebigen Regenfälle der vergangenen Wochen beobachtet.
Die Bauern waren wegen der Wassermassen zur Untätigkeit verdammt. Überschwemmte Flächen können nämlich noch etliche Tage später nicht mit schwerem Ackergerät befahren werden. Nicht nur, dass die Schlepper zu tief einsinken würden – auch die Bodenqualität würde durch die Verdichtung massiv verschlechtert.
Landwirtschaft in Köln: Aussat findet verspätet statt
So musste die Vorbereitung vieler Felder für die Zuckerrüben-Aussaat, die Landwirt Peter Wermes zufolge sonst Anfang April erfolgt, wieder und wieder verschoben werden. Erst im Mai wurde es ausreichend trocken fürs Pflügen, Eggen und Säen bis in die Nächte. Jetzt hoffen Wermes und seine Kollegen, dass die Feldfrucht trotz Verspätung gut gedeiht.
Die Regenmengen haben aktuell zu Verschiebungen im Arbeitskalender geführt, weisen aber über das laufende Jahr hinaus auf spürbare Klimaveränderungen hin. „Wir müssen uns in vielerlei Hinsicht umstellen“, erwartet Wermes, dessen Mitarbeiter selbst Tage nach den Sturzregen auf den Spargelfeldern noch tief im Wasser standen.
Im Arbeitskreis „Drüber und drunter“, dem mehr als 40 Landwirte im Gebiet des Langeler Rheinbogens angehören, sind Extremwetterlagen von „viel zu nass“ bis „viel zu trocken“ seit Jahren im Fokus.
Aus der Beobachtung folgen Konsequenzen: Pressesprecher Jürgen Lowis nennt zwei bedeutende Forschungs- und Aktionspläne, mit denen Bauern und die Wasserwirtschaft die Ernten retten und die Grundwasserqualität erhalten können.
„Wir führen eigene Sortenversuche durch, um unseren Mitgliedern die für diese Region am besten geeigneten Getreidezüchtungen empfehlen zu können“, berichtet Lowis. Beispielsweise gebe es unter den Weizensorten solche, die mit lang anhaltender Trockenheit weit besser zurechtkommen als andere, manche Sorten seien in bestimmten Wachstumsstadien besonders empfindlich, andere robust und zugleich ertragreich. Die Auswahl hänge sehr stark von den regionalen Bedingungen ab, deswegen lohne sich die Anlage eigener Versuchsflächen.
Humus auf Ackerflächen hilft bei Starkregen
Um die Auswirkungen des Klimawandels in Grenzen zu halten, habe sich der Aufbau von Humus auf den Ackerflächen als besonders wirkungsvoll erwiesen. Damit die Humusschicht auf den Äckern natürlich verstärkt wird, säen Landwirte Phacelia oder Gelbsenf als sogenannte Zwischenfrucht. Die Pflanzenmasse wird in den Boden eingearbeitet und erzeugt durch Zersetzung Humus.
Hilfreich ist es auch, nach der Getreideernte das Stroh nicht abzufahren, sondern die Halme verrotten zu lassen. Und schließlich kauft der Arbeitskreis große Kompostmengen von streng kontrollierten Betrieben, die den Inhalt von Biotonnen verwerten. Dieses Material wird bergeweise angefahren und auf Feldern verteilt.
„Das Ergebnis ist ermutigend“, sagt Lowis. Nach Starkregenfällen vor ein paar Monaten hätten viele Mitglieder die Ausschwemmung ihrer Äcker befürchtet. „Es hat sich aber gezeigt, dass die humusreichen Felder das ganz gut weggesteckt haben“, sagt Lowis. Die Humusschicht sorge überdies dafür, dass Schadstoffe aus der Luft wie zum Beispiel Schwermetalle festgehalten würden und nicht ins Grundwasser gelangten.
Radikale Veränderungen beim Anbau werde man mit dieser Art von Steuerung hoffentlich verhindern können. Getreide und Rüben sollen weiterhin die Landwirtschaft im Langeler Boden bestimmen, sagt Lowis. Sie prägen schließlich das Bild auf den rund 5000 Hektar Anbaufläche, die Arbeitskreismitglieder in Köln und im benachbarten Rhein-Sieg-Kreis bewirtschaften. Das entspricht etwa einem Achtel der Gesamtfläche Kölns.
Wo sich Vermarktungsnischen finden, wird allerdings mit ungewöhnlichen Feldfrüchten experimentiert. So baut ein Landwirt aus dem Verbund Sojabohnen an, die ein Hühnerhof in der Nachbarschaft zur Fütterung braucht. Mit dieser Vermarktung auf kurzen Wegen wird gleichfalls ein Zeichen für klimafreundliche Landwirtschaft gesetzt.