Die Wahner Piraten feiern 30-jähriges Bestehen. Die wilden Freibeuter zeigen mit ihren Aktionen, dass sie ein Herz aus Gold haben.
VeedelszochKinder kapern das Piratenschiff „Osborne II“ beim Karneval in Libur

Als Dankeschön für ihre wohltätigen Aktionen gibt es ein Tänzchen mit Flugeinlage von der Kinderprinzengarde Porz für die Wahner Piraten.
Copyright: René Denzer
Ein Kind in roter Jacke steigt die Stufen der Leiter empor. Dann geht es ganz schnell. Immer mehr Kinder der Kinderprinzengarde Porz entern das Schiff. Mit dabei das Porzer Kinderdreigestirn um Prinz Noah I., Bauer Jonas und Jungfrau Pia. Es vergehen nur ein paar Minuten schon ist die „Osborne II“ der Wahner Piraten gekapert. Gegenwehr gibt es von den Freibeutern nicht, dafür Bratwurst oder einen Hot Dog. Für die hat Michael Esser am Schiffsgrill gesorgt.
In Libur gibt es seit 25 Jahren einen Kinderzug
Die „Osborne II“ steht einen Steinwurf von der Kirche an der Pastor-Huthmacher-Straße in Libur entfernt, wo sich die Piraten positioniert haben, um einen ganz besonderen Karnevalszug zu empfangen. Denn hier werfen nicht die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zuges Kamelle und Strüßjer, sondern die Menschen am Wegesrand. Für die Kinder, die ausschließlich den Zug bilden, ist das ein tolles Erlebnis. Die Idee ist vor rund 25 Jahren entstanden, sagt Claus Jansen. „Damals sind wir mit 20 Kindern gestartet.“ Heute sind es weitaus mehr. Wie viele, kann Claus Jansen gar nicht genau sagen. Dreistellig werde die Teilnehmerzahl schon sein.
Auf Höhe der „Osborne II“ angekommen regnet es Chips-Tüten und Waffeln. Das Kinderdreigestirn und die Kinderprinzengarde „feuern“ aus allen Rohren. „Das haben alles die Piraten gesponsert“, sagt ein Gardist zu einem Bekannten. Auch gibt es erstmals für alle Kinder einen speziellen Orden der Wahner Piraten – ein absolutes Highlight. Piraten mit einem Herz aus Gold? Das hätte mancher vor einigen Jahren bei den Wahner Piraten vielleicht nicht so vermutet.

Kamelle und Strüßjer – die Ladung der „Osborne II“ – stellten die Wahner Piraten.
Copyright: René Denzer
Vor 30 Jahren sind die Freibeuter aus einem Kegelclub heraus entstanden. Damals wie heute interpretieren sie den Fasteleer etwas anders. So schallt denn auch bei den Zügen in Wahn und Porz auch mal AC/DC oder andere Rockmusik aus den Lautsprechern. Das kam und kommt bei den Jecken an. „Wir spüren die Begeisterung der Besucher und werden regelrecht mitgerissen“, sagt Alex Ernst, eines der langjährigen Mitglieder.
Motto der Wahner Piraten: „anders bleiben“
Mit den Jahren entwickelten sich die Wahner Piraten zu einem festen Bestandteil des Porzer Karnevals und wurden sogar Mitglied im organisierten Karneval. Ohne aber ihr eigens Motto zu vernachlässigen: anders bleiben. Doch die Piraten sind nicht nur für ihre eigene Art bekannt. Sie engagieren sich auch regelmäßig für soziale Projekte und setzen sich für die Gemeinschaft ein.
Und dieses Engagement hat an diesem Tag schon Stunden vor dem Zoch in Libur angefangen. Auf dem Hof von Landwirt und Pirat Bernd Bulich wird „aufmunitioniert“ und der Soundcheck gemacht. Dann geht es für die 16 Piraten Richtung Urbach. Ihr Ziel ist das Hospiz im Schatten der Pfarrkirche St. Bartholomäus. Auf dem Weg dorthin wird den Piraten zugewunken, Lastwagen und Autos hupen. Als Dank wird aus den Kanonen Rauch abgefeuert. Muss eine Brücke passiert werden, gilt die Devise „nicht hüpfen“. Bei der Zufahrt zum Hospiz ist Zentimeterarbeit gefragt. Zwar haben die Piraten vorher ausgekundschaftet, ob der Traktor samt „Osborne II“ um die Kurven passt, aber vor falsch parkenden Autos oder Paketdiensten sind sie nicht gefeit. An manchen Stellen ist es zwar knapp, aber passt dann doch.
Menschen am Ende ihres Lebens Freude zu schenken, ist wunderbar
Auf den letzten Metern bis zum Hospiz wird der Mast gesetzt. Vor Ort steht schon ein Empfangskomitee aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitgliedern vom Hospiz-Förderverein bereit. Es folgen ein großes Hallo und kurze Reden. Helene Gras-Nicknig, Vorsitzende des Fördervereins, betont, wie wichtig den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses der Karneval ist.
Wie sehr die Liebe zum Fasteleer auch am Ende des Lebens die Menschen begeistert, zeigt sich auf einem Balkon des Hospizes. Dort steht eine ältere Dame. Sie wird gestützt von einer weiteren Person. Ein Lächeln in ihrem Gesicht ist zu erkennen, während sie den Wahner Piraten winkt. „Menschen am Ende ihres Lebens Freude zu schenken, ist wunderbar“, sagt Pirat Thomas Pollok. Genauso schön sei es aber auch, junge Menschen zu begeistern.
Das haben die Wahner Piraten an diesem Tag in Libur. Stellvertretend für die Kinder im Zug und als Dankeschön für die Aktion gibt es zum Abschluss eines langen Tages noch ein Tänzchen mit Flugeinlage der Kinderprinzengarde Porz. Die hat die „Osborne II“ nach ihrem „Überfall“ letztlich wohlbehalten wieder in die Hände der Wahner Piraten übergeben.