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„Es ist überwältigend“Karnevalisten aus San Diego feiern mit Prinzenpaar, Funkemariechen und Elferrat in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Jecken aus San Diego feiern beim Funkenbiwak auf dem Neumarkt. In der Mitte: Das Prinzenpaar, Prinz Scott und Prinzessin Donna.

Jecken aus San Diego feiern beim Funkenbiwak auf dem Neumarkt. In der Mitte: Das Prinzenpaar, Prinz Scott und Prinzessin Donna.

Auch in den USA wird der rheinische Karneval gefeiert: Eine Abordnung aus San Diego ist für den Straßenkarneval extra nach Köln geflogen.

Mit ihren Ornaten und den Schärpen, auf denen „USA San Diego“ steht, fallen sie sogar im Gewusel der vielen Jecken auf dem Neumarkt sofort auf. Mit 15 Jecken ist die Karnevalsgesellschaft der German American Societies of San Diego zum Straßenkarneval nach Köln angereist. Mit dabei: das diesjährige Prinzenpaar der kalifornischen Jecken, Prinz Scott II. und Prinzessin Donna I. Für sie ist es der erste Besuch in Köln und der Prinz ist begeistert: „Es ist überwältigend, wirklich toll.“

Das Programm, das der Kölner Thomas Merbeck für die zusammengestellt hat, ist voll: Am Donnerstag haben sie die Eröffnung des Straßenkarnevals in der Altstadt gefeiert, am Freitag war die Gruppe kegeln und am Samstag stehen sie beim Funkenbiwak auf dem Neumarkt. Am Donnerstag trafen sie in der Südstadt sogar zufällig auf Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Vizepräsidentin Christine Flock, stolz präsentiert Joel Contreras, er war 2023 Prinz der Gesellschaft, das Selfie und den Festkomitee-Orden als Beweis.

Joel Contreras und Sarah Rothwell von der Karnevalsgesellschaft San Diego, sie waren 2023 das Prinzenpaar, haben in Köln FK-Präsident Christoph Kuckelkorn und Vizepräsidentin Christine Flock getroffen.

Joel Contreras und Sarah Rothwell von der Karnevalsgesellschaft San Diego, sie waren 2023 das Prinzenpaar, haben in Köln FK-Präsident Christoph Kuckelkorn und Vizepräsidentin Christine Flock getroffen.

So wird rheinischer Karneval in den USA gefeiert

Nicht für alle ist es der erste Besuch in Köln, die Delegation aus San Diego kommt schon seit einigen Jahren zum Karneval hierher – immer, wenn die Session lang ist. Claudia Jensen, Sprecherin der Karnevalsgesellschaft, war 2017 das erste Mal zum Karneval in Köln: „Es war ziemlich überwältigend für uns“, erzählt sie lachend. Jensen ist in den USA geboren und aufgewachsen, aber wie die meisten Mitglieder der German American Societies of San Diego hat sie deutsche Wurzeln, ihre Eltern kommen beide aus Deutschland.

Die German American Societies of San Diego feiert nicht nur Karneval, auch wenn diese Abteilung mit bis zu 100 Jecken die meisten Mitglieder habe. Der Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, deutsche Traditionen auch in den USA aufrechtzuerhalten, hat auch etwa einen Damenkreis, eine Blaskapelle und einen Schützenverein. Eine ihrer bekanntesten Veranstaltungen ist das jährliche Oktoberfest – diese bayerische Traditionsveranstaltung kennt man auch in den USA gut. Beim Karneval sieht es etwas anders aus. Manchmal würden sie etwa ihr Funkemariechen zu Veranstaltungen mitnehmen, die tanzt dann und erklärt anschließend auch ihre Rolle. „Wir versuchen das nach außen zu transportieren, aber es ist schwierig, weil die Leute es einfach nicht verstehen.“ Noch komplizierter werde es, wenn sie versuchen, ihr Dreigestirn zu erklären.

Die Karnevalsgesellschaft feiert rheinischen Karneval – und wechselt dabei auch zwischen Düsseldorfer und Kölner Traditionen. So gibt es manchmal ein Dreigestirn und manchmal, wie in dieser Session, ein Prinzenpaar. Auf ihren Veranstaltungen laufen neue und alte Lieder der Kölner Bands, Jensen nennt etwa die Höhner oder Bläck Fööss. Es gibt einen Elferrat und eine Tanzgarde, nur Büttenreden sind selten bis gar nicht zu hören. Und ausgerufen wird: „Alaaf“. Früher war es mal „Helau und Alaaf“ – das habe sich aber mit dem ersten Besuch in Köln geändert.

Einmal im Jahr kommen die Jecken aus San Diego auch mit anderen US-amerikanischen Karnevalisten zusammen, zur großen Gala der German-American Mardi Gras Association (kurz GAMGA, zu Deutsch: Vereinigung Deutsch-Amerikanischer Karnevalsgesellschaften). Karnevalisten aus den ganzen USA und auch aus Kanada feiern dann gemeinsam in Las Vegas. Insgesamt sind der Vereinigung 29 Karnevalsgesellschaften mit insgesamt rund 1000 Mitgliedern angeschlossen, sagt Kurt Hauptmann, Vizepräsident der GAMGA und Tanzmajor der Anaheim Karnevalsgesellschaft. Die meisten Gesellschaften seien an den Düsseldorfer Karneval angelehnt, sie rufen „Helau“ und haben ein Prinzenpaar. Einige wenige aber, wie die Gruppe aus San Diego, rufe auch „Alaaf“, auch gebe es immer wieder Dreigestirne.

Mittlerweile reise auch in jedem Jahr mindestens eine der angeschlossenen Gesellschaften zum Karneval nach Köln. Ziel der Besuche ist nicht nur, hier zu feiern und eine schöne Zeit zu verbringen. „Wir wollen sichergehen, dass wir den Karneval bei uns richtig repräsentieren“, sagt Jensen. Und damit das Brauchtum in San Diego auch in Zukunft lebendig bleibt, werden auch die nachfolgenden Generationen mit eingebunden: Beim Funkenbiwak auf dem Neumarkt schunkelt Jensen gemeinsam mit ihren Enkelkindern und gibt so die kölsche Lebensart weiter.