Nach teuren Umbaumaßnahmen soll die Alfred-Schütte-Allee nun auch an den Wochenenden teilweise gesperrt werden. Dass die Poser so verschwinden, ist aber fraglich.
Stadt baut Schranke aufWird das Problem mit der Autoposerszene in Köln-Poll nun endlich gelöst?

Die Alfred-Schütte-Allee ist ein Hotspot der Kölner Autoposer-Szene - jetzt baut die Stadt dort eine neue Schranke auf.
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So ganz überzeugt ist Uwe Becker von der Bürgerinitative „Gegen die Raser-/Poser-Szene in Poll und Deutz“ am Montagnachmittag noch nicht, als er die drei Arbeiter beobachtet, die sich in der Endphase der Arbeit an der Alfred-Schütte-Allee befinden. Zwei weiß-rote Drehschranken stehen nun an der Ecke Müllergasse, direkt an den Schütten Werken bereit. Schon ab dieser Woche sollen sie freitags um 18 Uhr geschlossen und montags um 6 Uhr wieder geöffnet werden, auch an Feiertagen bleiben die Pforten geschlossen. Genau zu jenen Zeiten also, an denen weiter nördlich die Deutzer Drehbrücke ebenfalls die Auffahrt auf die Alfred-Schütte-Allee versperrt.
Nach langem Hin und Her ist es der nächste Schritt, um etwas gegen die Raser- und Poserszene zu unternehmen, die seit Jahren vor allem an den Wochenenden die Anwohner in den Wahnsinn treiben. Sie beklagen sich seit Jahren über gefährliche Fahrmanöver, den Lärm heulender Motoren, Müllberge und Gejohle bis tief in die Nacht.
Schon einige Versuche, Poserszene zu vertreiben
Mit den Schranken gibt es allerdings ein Problem: „Ich fürchte, die fahren einfach daran vorbei“, sagt Becker. Tatsächlich ist auf dem Bürgersteig theoretisch genug Platz für ein Auto, das sich an den Drehschranken vorbei auf die Allee schlängeln könnte. „Ich glaube aber, auch dieses Problem kriegen wir noch gelöst. Insgesamt sind wir sehr glücklich, dass die Schranke nun endlich da ist. Wir setzten uns seit drei Jahren dafür ein“, sagt Becker.
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Und auch die Stadt hat daraufhin schon einiges versucht, um der Poser- und Raserszene den Spaß auf der Alfred-Schütte-Allee zu vermiesen. Und nicht alle waren mit den Maßnahmen zufrieden. So hatte die Stadtverwaltung die Straße aufwendig umbauen lassen. Ein Zebrastreifen und eine an vielen Stellen verengte Fahrbahn sollten die Tuningfans ausbremsen. Schon seit April 2023 ist die Alfred-Schütte-Allee außerdem als Fahrradstraße ausgewiesen.
Verlagert sich das Problem einfach?
An der Situation geändert, hatte das aber kaum etwas. Carl Martin Welcker, Geschäftsführer der ansässigen Schütte-Werke, klagte mehrfach über die verengte Fahrbahn, die es seinen Lastwagen schwer machten, das Werk anzufahren und sich gegenseitig auszuweichen. Schon Ende 2023 schlug er die Sperrung der Allee an den Wochenenden vor.
So kommt es nun also auch. Die Sperrung soll vor allem dafür sorgen, dass die Anwohner in Alt-Poll von den Rasern und Posern verschont bleiben, die bisher häufig dort zur Alfred-Schütte-Allee an- und abgereist sind. Denn: Über die Straße „Am Schnellert“ kann die Szene auch am Wochenende weiterhin auf die Allee gelangen. „Alles zuzusperren wäre auch nicht möglich, hier befinden sich viele Sportvereine und es ist eine wichtige Naherholungsmöglichkeit in Köln“, sagt Becker. Ein Zugang müsse auch mit Auto weiterhin gewährleistet bleiben. „Für die Anwohner in Alt-Poll ist die Schranke aber trotzdem eine gute Nachricht.“ Weil nun auch ein Großteil der Plätze zwischen den Bäumen mit Schutzbügeln abgesperrt ist, glaubt Becker auch an eine abschreckende Wirkung: „Die Poser können dort jetzt nicht mehr parken. Das wird die Attraktivität des Ortes schmälern.“ Er fordert, dass schnellstmöglich auch die übrigen Baumlücken abgesperrt werden.
Auch Ute Ahn, Vorsitzende des Bürgervereins Köln-Poll, glaubt, dass die beiden Schranken eine gute Maßnahme zum Schutz der Anwohner in Alt-Poll sind. Allerdings: „Wir fürchten, dass die Szene nun über den Poller Kirchweg anreist und sich das Problem einfach verlagert.“ Außerdem bestehe das Problem an warmen Tagen auch innerhalb der Woche, wenn der Zugang passierbar bleibe.
Für viele Anwohner, vor allem für Frauen, sei die Allee ein „Angstraum“, so Ahn. Um das Problem dauerhaft unter Kontrolle zu bekommen, helfe nur die dauerhafte Präsenz von Polizei und Ordnungsamt, glaubt sie.