Anwohner der Poller Wiesen und der Chef der Schütte-Werke halten die Maßnahmen der Stadt für unwirksam.
Tunerszene in Köln-PollTrotz teuren Umbaus der Alfred-Schütte-Allee: Die Autoposer sind wieder da
Ein neuer Zebrastreifen, geänderte Vorfahrtsregeln, eine künstlich verengte Fahrbahn und Fahrradstraßenpiktogramme auf dem Asphalt – nach jahrelangen Planungen und monatelangen Bauarbeiten hat die Stadtverwaltung die Alfred-Schütte-Allee in Köln-Poll umbauen lassen, um sie vor allem für Fußgänger und Radfahrer sicherer zu machen. Und um der Raser- und Autoposerszene auf den gut 600 Metern zwischen Südbrücke und Müllergasse den Spaß am Hin- und Herfahren zu nehmen. Anwohner beklagen sich seit Jahren über gefährliche Fahrmanöver, den Lärm heulender Motoren, Müllberge und Gejohle bis tief in die Nacht.
Die Umbaumaßnahmen wurden vor vier Wochen weitgehend abgeschlossen, demnächst sollen noch Findlinge und Eisenbügel zwischen den Bäumen aufgestellt werden, um das Parken zu erschweren. Aber schon jetzt lässt sich festhalten: Die Tuningfans scheint das nicht zu beeindrucken. Kaum ist die Baustelle abgeräumt, sind sie wieder da.
Köln: Umbau der Alfred-Schütte-Allee ist weitgehend abgeschlossen
Am vergangenen, warmen Wochenende hielten sich abends und nachts hunderte junge Männer und Frauen zwischen Rheinwiesen und Schütte-Werken auf. Saßen oder standen um ihre Autos herum, rauchten Shisha, unterhielten sich, fuhren auf und ab, teilweise mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit. Alles wie gehabt.
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Auf Anfrage sagt ein Polizeisprecher, sowohl der Bereich um die Alfred-Schütte-Alle als auch andere bekannte Tuner- und Poser-Hotspots in der Stadt wie das Kennedyufer oder der Auenweg in Deutz seien zwar am Wochenende „stark frequentiert“ gewesen, man habe aber keine verbotenen Rennen festgestellt. Die Polizei behalte die Bereiche „im Fokus“.
Für Carl Martin Welcker, Geschäftsführer der ansässigen Schütte-Werke, ist der Beweis erbracht, dass die teuren Baumaßnahmen der Stadt nichts gebracht haben. „Der Umbau der Alfred-Schütte-Allee hat die Köln Bürger 300.000 Euro gekostet“, sagt Welcker. „Die Situation mit den Rasern und Posern ist unverändert, die Unfallgefahren sind deutlich gestiegen und die Zu- und Abfahrten zu unserem Werk sind erheblich erschwert worden.“
Welcker hatte sich zuletzt immer wieder auch in Briefen und Mails an Oberbürgermeisterin Henriette Reker über die neuerdings verengte Fahrbahn beklagt, die es den Lastwagen schwer machten, das Werk anzufahren und sich gegenseitig auszuweichen. Raser und Poser, ist Welcker überzeugt, müsse man „mit gezielten Polizeieinsätzen bekämpfen“, nicht mit Straßenumbauten.
Das findet auch Ute Ahn. Für die Vorsitzende des Bürgervereins Köln-Poll war am vergangenen Wochenende auf der Alfred-Schütte-Allee „alles genau so wie früher“ – trotz der Umbauten. Auf der Straße mit den neu angelegten Mittelinseln, die eigentlich den Verkehr abbremsen sollten, bewegten sich die Poser und Raser jetzt eher wie auf einer Carrera-Strecke, hat Ahn beobachtet. Es sei zwar „schön, dass die Stadt und der Verkehrsdezernent etwas getan haben“, aber auch Ahn ist überzeugt: „Die Polizei und das Ordnungsamt sind gefragt, die müssen mehr kontrollieren. Alles andere scheint nicht zu wirken.“
Ahn bringt auch eine neue mögliche Lösung ins Spiel: Sozialarbeiter. Ähnlich wie am Partyhotspot Brüsseler Platz – so die Idee – könnten speziell ausgebildete Pädagogen womöglich auch in Poll mit den Autotunern das Gespräch suchen und Konflikte mit der Anwohnerschaft moderieren. Am Samstag und Sonntag sei der Lärm durch aufheulende Motoren „die ganze Nacht“ zu hören gewesen, sagt Ahn – nicht nur auf der Alfred-Schütte-Allee, sondern auch auf den Zufahrtsstraßen. Die jungen Autofahrer selbst anzusprechen, trauten sich viele Anwohner nicht mehr aus Sorge vor Drohungen oder dummen Sprüchen. „Der Bereich ist abends zum Angstraum geworden.“
Die Stadt Köln antwortete auf Anfrage, es seien aktuell „bislang keine Beschwerden“ bezüglich der Situation auf der Alfred-Schütte-Allee eingegangen. Ordnungsamt und Polizei würden die Situation gemeinsam „beobachten und bewerten“ und zu diesem Zweck Radarmessungen durchführen.