Das Unternehmen zweifelt am Sinn der geplanten Baumaßnahmen auf der Alfred-Schütte-Allee und fühlt sich von der Stadt übergangen.
NRW-bekannte Autoposer-StreckeKölner Schütte-Werke gehen gegen Anti-Raser-Maßnahmen vor
Eigentlich sollten die Straßenarbeiten auf der Alfred-Schütte-Allee vorige Woche starten, aber die frostigen Temperaturen ließen das nicht zu. Nun könnte es vielleicht diese Woche losgehen – oder noch später. Das hängt vom Wetter ab. Während es den Anwohnern der auch bei Rasern und Autoposern aus ganz NRW beliebten Straße am Rheinufer nicht schnell genug gehen kann, ist für die ansässigen Schütte-Werke jeder Tag, an dem nichts passiert, eher ein guter Tag.
In einem Brief bat Geschäftsführer Carl Martin Welcker Oberbürgermeisterin Henriette Reker kürzlich „eindringlich“ darum, die geplanten Baumaßnahmen sofort zu stoppen. Denn die Straßenhindernisse, die die Alfred-Schütte-Allee für die Poserszene unattraktiv machen sollen, sind aus Sicht der in vierter Generation inhabergeführten Maschinenbaufabrik ein einziges Ärgernis.
Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ wird der Urenkel des Firmengründers deutlich: „Was die Stadt da vor unserer Haustür umsetzen möchte, löst keine Probleme, es schafft neue Probleme“, sagt Carl Martin Welcker. Er erkennt keine Notwendigkeit für den geplanten Umbau. Die Verwaltung gehe gegen vermeintliche Missstände vor, „die amtlich gar nicht festgestellt wurden – weder von der Stadt noch von der Polizei“. „Die Alfred-Schütte-Allee ist kein Unfallschwerpunkt, und es gibt hier auch keine außergewöhnlichen Geschwindigkeitsübertretungen.“
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Köln: Schütte-Werke sehen in Anti-Raser-Maßnahmen der Stadt Probleme für eigenes Unternehmen
Vielmehr, so befürchtet der Unternehmenschef, werde die Straße nach der Umgestaltung gefährlicher sein als bisher, weil sich dann Autos, Busse, Radfahrer, Fußgänger und Lastwagen, die die Schütte-Werke beliefern, auf der künstlich verengten und verschwenkten Straße aufwändig ausweichen müssen. „Die Umgestaltung unserer Industriestraße in einen Slalomparcours beeinträchtigt nicht nur unser Werk, sondern behindert die Entwicklung des gesamten Industriegebiets“, schreibt Welcker in dem Brief an Henriette Reker.
Doch was hat die Stadt auf der Alfred-Schütte-Alle konkret vor? Zunächst, teilt ein Sprecher mit, stünden kurzfristig Fräs- und Gussasphaltarbeiten an, wozu die Alfred-Schütte-Allee abschnittsweise halbseitig gesperrt werden müsse. Voraussichtlich ab Mitte Dezember – je nach Wetterlage – sollen dann Mittelinseln auf der Fahrbahn errichtet und die Parkflächen umgestaltet werden. Alles mit dem Ziel, dass Fahrzeuge auf der Alfred-Schütte-Allee künftig langsamer fahren.
Voraussichtlich ab Mitte Januar soll ein beleuchteter Zebrastreifen in Höhe der Müllergasse errichtet werden. Dazu wird die Straße an dieser Stelle voll gesperrt und eine Umleitung eingerichtet. Weitere Maßnahmen sind Vorfahrtsänderungen und der Bau zusätzlicher Fahrradabstellanlagen.
Köln: Anwohner der Alfred-Schütte-Allee beklagen sich über Poser und Raser
Hintergrund ist, dass viele Anwohner der Alfred-Schütte-Alle wegen der Raser- und Poserszene um ihre Sicherheit fürchten und sich von dem Lärm in ihrer Nachtruhe gestört fühlen. Die Politik hatte die Baumaßnahmen letztlich beschlossen. Teil der Vereinbarung war, dass sich die Verwaltung vorher mit der Firma Schütte abstimmt. Genau das sei auch geschehen – sagt die Stadt.
Es habe „immer wieder einen Austausch“ gegeben, betont der Stadtsprecher. Man habe dem Unternehmen auch den jeweils aktuellen Planungsstand vorgestellt. Auf weitere verkehrsberuhigende Elemente wie etwa eine Aufpflasterung der Straße habe man auf Bitten der Firma Schütte verzichtet. Im Übrigen, sagt der Sprecher, werde der Lkw-Verkehr durch eine Temporeduzierung nicht beeinträchtigt. Die Schleppkurven großer Fahrzeuge seien bei der Planung von Einengungen berücksichtigt worden. Selbst Großraum- und Schwertransporte könnten die Straße auch künftig weiterhin nutzen.
Schütte-Geschäftsführer Welcker dagegen fühlt sich von der Stadt übergangen. Auch Vekehrsdezernent Ascan Egerer hat Welcker deshalb schon angeschrieben. Der Unternehmer bestätigt zwar den gegenseitigen Austausch, hat aber den Eindruck, dass die Stadt die Schütte-Werke nur pro forma angehört hat und auf Argumente und Vorschläge nicht eingegangen ist. Im Brief an die Oberbürgermeisterin schreibt Welcker: „Während wir uns bemühen, mit dem Verkehrsdezernat sinnvolle Lösungen zu finden, werden dort offenbar rücksichtslos eigene Pläne umgesetzt.“
Statt für viel Geld dauerhaft einen „Slalomparcours“ zu errichten, schlägt Welcker vor, die Alfred-Schütte-Allee zeitweise zu sperren. „Unser Pförtnerdienst ist 24 Stunden besetzt“, sagt er. „Und wenn der Pförtner sieht, dass unser Lieferverkehr durch ist, dann können wir die ganze Straße für den Rest des Tages und die Nacht sperren.“ Sein Ziel, sagt Welcker, sei ein „friedliches Miteinander – mit unseren Poller Nachbarn ebenso wie mit der Stadt“.