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Stadt lehnt Anbau abDenkmalschutz des Gartens verhindert Bau von Therapieplätzen in Porz

Lesezeit 4 Minuten
Ulrich Meier und Karin Schwandt im Garten des psychotherapeutischen Instituts APP

Ulrich Meier und Karin Schwandt im Garten des psychotherapeutischen Instituts APP, der nur noch in Teilen vorhanden ist, wegen des Denkmalschutzes aber nicht überbaut werden darf.

Mit einem Anbau will die Akademie für angewandte Psychologie und Psychotherapie Plätze für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in Porz schaffen.

Den eklatanten Mangel an Therapieangeboten für Menschen in seelischen Nöten wollte die Akademie für angewandte Psychologie und Psychotherapie (APP) in Porz lindern und mehr Behandlungsplätze schaffen. Doch Denkmalschutzauflagen verbieten einen Anbau.

Mit Argumenten und politischer Unterstützung versucht die APP seit mehr als einem Jahr, die Ablehnung ihres Bauantrags für einen rückwärtigen Anbau ans Haus an der Hauptstraße zu verhindern. Bisher erfolglos.

Köln ist rechtsrheinisch bei Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie unterversorgt

Seit langem ist das rechtsrheinische Köln chronisch unterversorgt mit niedergelassenen Psychotherapeuten. Das gilt umso mehr für den Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Zahlen der kassenärztlichen Vereinigung verraten, dass es im linksrheinischen Köln dafür 156 niedergelassene Therapeutinnen und Therapeuten gibt, im rechtsrheinischen gerade 40. Das habe zur Folge, dass seelisch kranke Kinder und Jugendliche sehr lange auf einen regulären Behandlungsplatz warten müssen. Seit Corona sei der Bedarf an psychotherapeutischer Hilfe überdies noch erheblich gestiegen, Krisen fördern Ängste.

Zur Entlastung in dieser prekären Situation plante das APP einen gartenseitigen Anbau an sein Institutsgebäude, die frühere Glasfabrikantenvilla. „Genügend Behandlerinnen und Behandler haben wir, doch fehlen uns Räume“, sagt Ulrich Meier, Gründer der APP und Eigentümer der Jugendstil-Stadtvilla an der Hauptstraße 305.

Termine für Beratungen für 2024 im August ausgebucht

„In unserem Institut galt seit jeher das Prinzip, dass neue Patienten innerhalb von ein bis zwei Wochen einen Termin für ein Informationsgespräch bekommen und anschließend schnell zumindest in Gruppen eingebunden werden. Das können wir wegen der Raumnot nicht mehr leisten. Schon im August waren sämtliche Informationssprechstunden-Termine für dieses Jahr ausgebucht, das ist ein skandalöser Zustand“, sagt der Psychotherapeut. In der Umgebung des Hauses und in der Nähe des Porzer Kinderkrankenhauses habe die APP schon diverse zusätzliche Behandlungsräume angemietet, die Möglichkeiten weiterer Anmietung in der Umgebung seien aber erschöpft.

Deshalb sollte ein Erweiterungsbau mit Therapie- und Schulungsräumen entstehen. Das Konzept sah einen zweigeschossigen Anbau vor, wobei das Untergeschoss als Kellergeschoss mit Lichtschacht geplant war, sodass sich nur das obere, verglaste Geschoss an die Villa angelehnt hätte. Die oberen Geschosse der Jugendstilvilla wären sichtbar geblieben.

Stadt Köln lehnt Antrag ab

Die Stadt lehnte den Antrag ab, mit Hinweis auf die Denkmalschutzwürdigkeit des Gartens und auf eine Beeinträchtigung der Fassade. Das konnten Ulrich Meyer und Karin Schwandt, die bis zu diesem Frühjahr viele Jahre ärztliche Leiterin in der APP war, nicht nachvollziehen. Der ehemalige Garten hinter der Villa, der einst freien Blick zum Rhein bot, ist nämlich nur noch rudimentär vorhanden.

Vor 25 Jahren ist auf dem rheinseitigen Teil des Gartens ein Wohnhaus gebaut worden. Von der Anlage eines Jugendstilgartens sei kaum noch etwas zu erkennen. Die Therapeuten sehen kein öffentliches Interesse am Erhalt des Gartens. In seinem jetzigen Zustand könne die Parzelle nur von drei Nachbarn überhaupt eingesehen werden. Und die Rückfront des Hauses samt erhaltungswürdigem Erker würde ihrer Auffassung nach kaum beeinträchtigt.

Eingeschossiger Bau würde für Platzangebot nicht ausreichen

Unter anderem bei einem Ortstermin mit Markus Greitemann, dem Kölner Beigeordneten für Planen und Bauen sowie Thomas Werner, dem Leitenden Stadtkonservator im Amt für Denkmalschutz, konnten die Antragsteller kein Umdenken erreichen. Lediglich ein eingeschossiger Bau könnte unter großen Bedenken genehmigungsfähig sein, erfuhren sie – das dadurch gewonnene Platzangebot würde aber nicht genügen.

Eine Abwägung hinsichtlich des Gemeinwohls lehnte die Verwaltung ab. Der Denkmalschutz habe immer Vorrang. Im Konflikt waren auch die Bemühungen der Landtagsabgeordneten Florian Braun (CDU) und Jochen Ott (SPD) nicht erfolgreich.

Warum vor Jahren trotz des seit 1997 bestehenden Denkmalschutzes im Garten gebaut werden durfte, erklärt die Stadt auf Anfrage so: „Die denkmalrechtliche Zustimmung für einen Neubau wurde 1998 mit den Auflagen erteilt, dass die Grünfläche zumindest in ihren Grundzügen weiterhin erfahrbar bleibt und auch die noch erhaltenen Gestaltungselemente wie Bäume, Wege Führung und Einfriedung erhalten bleiben. Trotz des vorgenommenen Eingriffs ermöglichen die Dimensionierung und Lage des Gebäudes, dass der ursprüngliche Garten noch erkennbar bleibt“.

Im Zusammenspiel von Villa und Garten zeige sich „die soziale Stellung des Bauherren, des Fabrikanten Franz Ahren, der Vorstandsmitglied der benachbarten Spiegelglaswerke Germania war und der sich eine solch repräsentative Gesamtanlage leisten konnte“, heißt es vonseiten der Stadt. Die Ablehnung des jetzt geplanten Baukörpers sei auch deshalb erfolgt, weil das neue Gebäude zu groß dimensioniert sei. Ein kleinerer, eingeschossiger Anbau, der sich dem Denkmalgebäude unterordnet, sei aus Sicht des Stadtkonservators möglich.

Bei allem Verständnis für Belange des Denkmalschutzes kann APP-Gründer Ulrich Meier die Ablehnung in diesem Fall nicht verstehen, sondern wünscht sich eine stärkere Berücksichtigung des Gemeinwohls, das er in der Schaffung von Behandlungsplätzen sieht. Seitens der Stadt sei ihm zuletzt zugesichert worden, man werde bei der Suche nach einem größeren Sitz für das Institut behilflich sein. Bisher habe die Stadt allerdings keinerlei geeignete Gebäude vorgeschlagen.