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Plakate, Trikots, Hennes als PlüschtierFC-Fan-Koffer soll Demenzkranke beim Erinnern unterstützen

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Der Stoff-Hennes ist der Renner bei den Bewohnerinnen und Bewohnern.

Der Stoff-Hennes ist der Renner bei den Bewohnerinnen und Bewohnern. (Archivfoto)

Rund 100 FC-Devotionalien befinden sich im FC-Erinnerungskoffer – für das Projekt werden aktuell Ehrenamtler gesucht.

Die Hymne des FC ertönt. Hermann Mertens und Stefan Lakenbrink halten ihre Schals in die Luft, singen mit. Die Menschen um sie herum stimmen ein: „Üvverall jitt et Fans vom FC Kölle...“ Mertens und Lakenbrink sitzen allerdings nicht im Stadion oder in einer Kneipe, sondern in einem Gruppenraum der Sozial-Betriebe-Köln (SBK). Regelmäßig sind sie hier zu Besuch. Immer mit dabei: der FC-Erinnerungskoffer. Der ist bestückt mit FC-Artikeln. Sie dienen einem Zweck: Erinnerungen wecken bei Menschen mit Demenz.

Demente Menschen ziehen sich häufig zurück

Aktuell leben in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Bis 2050 wird die Zahl der Betroffenen voraussichtlich auf 2,8 Millionen steigen. In Köln gehen Schätzungen von derzeit rund 30.000 Erkrankten aus. Mit fortschreitender Erkrankung werden die Betroffenen immer wieder mit dem Vergessen von liebgewonnen Erinnerungen konfrontiert.

Eine Folge ist, dass sich Menschen mit einer Demenz zurückziehen und langjährige Hobbys nicht mehr weiterverfolgen. Auch die Fußballleidenschaft gerät in den Hintergrund. Besondere Momente ihres Vereins geraten in Vergessenheit. An Demenz erkrankte Menschen benötigen deswegen andere Menschen, die mit ihnen zusammen diese Momente wieder aufleben lassen.

Hier knüpft das Projekt „1. FC Köln: Erinnerungskoffer für Menschen mit Demenz“ an. Das gibt es seit 2019 und ist durch das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Köln und das südliche Rheinland und den Verein „FC Echo hilft“ ins Leben gerufen worden.

Anfassbare Dinge setzen Schlüsselreize

Schals, Trikots und Fahnen, alte Eintrittskarten und Plakate, einlaminierte Fotos von Spielern und Mannschaften, alte Fußballschuhe aus den 70ern und – besonders beliebt – das FC-Maskottchen Hennes als Plüschtier. „Anfassbare und erlebbare Dinge, mit denen Schlüsselreize gesetzt werden können“, sagt Christian Manderla vom Vorstand des FC Echo hilft. Rund 100 Erinnerungsstücke und FC-Devotionalien befinden sich im FC-Koffer. Drei von ihnen sind aktuell im Umlauf.

Die FC-Hymne zum Einstieg in die Gruppenstunde wie auch andere kölsche Lieder lockern die Stimmung auf. „Für viele Demenzerkrankte hat Musik positive Auswirkung auf das Gemüt und verbessert die kognitiven Fähigkeiten“, erläutert Martina Romeike vom Regionalbüro.

Ehrenamtler werden vorab geschult

Das der Alexianer Köln GmbH zugehörige Regionalbüro sorgt für die fachliche Beratung und die nötigen Schulungen der ehrenamtlichen Mitglieder des FC-Echo hilft. Nach absolvierter Schulung gehen die Ehrenamtlichen in Zweierteams in die Einrichtungen und halten dort einmal monatlich den FC-Stammtisch ab. Rund 170 solcher Stammtische sind es in einem Jahr.

Die soll es aber in noch mehr Senioreneinrichtungen in Köln geben. Deswegen werden neue Ehrenamtler gesucht. Am Freitag, 18. Oktober, von 15 bis 19 Uhr und tags darauf von 9 bis 13 Uhr findet für Interessierte eine zweitägige Schulung im Jugend- und Gemeinschaftzentrum Glashütte, Glashüttenstraße 20, in Köln-Porz statt. Per E-Mail können sich Interessierte formlos und ohne weitere Verpflichtung anmelden.

orga@fc-echo-hilft.koeln