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Krankenhaus Porz schließt HNO-Abteilung„Gesundheit von Kindern wird Ökonomisierung untergeordnet“

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Zu sehen ist die Rückseite des Krankenhauses Porz. Davor steht ein großer grüner Baum und liegt eine grüne Wiese.

Das Porzer Krankenhaus ist im nächsten Jahr um eine Abteilung ärmer. Der HNO-Fachbereich wird geschlossen.

Mit der Auflösung des Fachbereichs in Köln-Porz fallen 400 Operationen weg. Vor allem Kinder werden betroffen sein.

Die HNO-Abteilung im Porzer Krankenhaus wird geschlossen. Die Belegarztverträge sind bereits zum Ende dieses und Mitte nächsten Jahres gekündigt. Gregor Steffen sieht darin ein großes Problem, besonders in der Versorgung für Kinder.

„Vor der Corona-Pandemie haben wir 2019 rund 400 Patienten stationär und 450 ambulant behandelt“, sagt Steffen. Er ist niedergelassener HNO-Arzt in Porz und seit 20 Jahren Sprecher der HNO-Belegärzte im Krankenhaus Porz. Die Mehrzahl, die von den fünf Belegärzten behandelt wurden, waren Kinder. „Damit waren wir eine der größten Einrichtungen für die Durchführung von HNO-Routineeingriffen bei Kindern in Köln.“

400 Operationen fallen weg – Verlängerte Wartezeiten in anderen Kliniken befürchtet

Bei den Routineeingriffen werden unter anderem Polypen, Mandeln sowie Flüssigkeit hinter dem Trommelfell entfernt. Geschieht dies nicht, können die Kinder Hörstörungen über viele Monate und Schlafstörungen mit häufigem Aufwachen haben. Steffen spricht von rund 400 Operationen. Doch bereits jetzt fallen wegen Personalmangel in der Pflege viele OP-Tage aus und Operationen müssen verschoben werden.

„Aktuell ist die operative Versorgung dieser Kinder in Köln bereits in einer Mangelsituation.“ Die werde sich durch die Schließung der HNO-Abteilung weiter verstärken. „Der vollständige Wegfall aller 400 Operationen an Kindern in Porz wird zu einer weiteren deutlichen Verschlechterung der Gesamtsituation in Köln führen. Zwangsläufig werden sich die Wartezeiten in den anderen Kliniken verlängern.“

Eng begrenzte OP-Kapazitäten führen zur Schließung der HNO-Abteilung

Beim Krankenhaus heißt es, dass es keine klinische Fachabteilung im Bereich HNO vorhalte. Sämtliche Leistungen der Hals-, Nasen-, Ohrenkunde werden von niedergelassenen Kollegen am Standort angeboten. Die HNO-Ärzte haben im Krankenhaus Porz kein eigenes Personal. Das Krankenhaus stellt unabhängig des Einsatzes in den Hauptabteilungen Kräfte aus OP-Pflege, Anästhesie-Pflege und Anästhesie vereinbarungsgemäß zur Verfügung.

Grund für die Schließung der Abteilung seien die OP-Kapazitäten. Die sind am Krankenhaus Porz „eng begrenzt, so dass alle chirurgischen Fächer eine neue Struktur erhalten“. Hintergrund der OP-Ressourcenknappheit sei die zurzeit laufende Landeskrankenhausplanung. Bei der sollen statt wie bisher Betten künftig verstärkt Leistungen geplant werden. So sollen etwa Überkapazitäten in den Ballungsgebieten abgebaut werden.

Steffen betont, dass die jüngsten Entwicklungen im Bereich der HNO-Versorgung im Zusammenhang mit den strukturellen Problemen im Gesundheitswesen und speziell in der Krankenhauslandschaft gesehen werden müssen. Solche Operationen durchzuführen, sei wirtschaftlich für Kliniken nicht darstellbar, so Steffen.

Gleichzeitig sei das Honorar für die Operationen im niedergelassenen Bereich so niedrig, dass es für den Arzt ein Zuschussgeschäft darstellt. Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung von Krankenhaus-Geschäftsführungen und niedergelassenen Ärzten gegen die Übernahme dieser „unwirtschaftlichen“ Fälle kaum zu kritisieren. „Der Skandal ist, dass an dieser Stelle die Gesundheit und vor allem Entwicklungschancen von Kindern der Ökonomisierung des Gesundheitswesens untergeordnet werden.“