Opferschützer nennen zwei simple Tricks, mit denen man sich vor den meisten Tätern schützen kann.
Trickbetrug gegen SeniorenWarum die Polizei Köln jetzt in der Prävention auf pensionierte Ermittler setzt
Lange Warteschlangen bilden sich am Donnerstag vor den Schaltern der Sparkasse Köln-Bonn an der Bahnhofstraße in Porz. Vor allem Seniorinnen und Senioren warten auf einen freien Mitarbeiter, viele wollen sich Geld auszahlen lassen. Wie an jedem letzten Werktag im Monat überweist die Deutsche Rentenkasse auch heute in den Mittagsstunden die Rente für den kommenden Monat.
Für die Polizei ist dies der beste Tag, um Prävention vor Ort zu betreiben. Einfacher kommen die Opferschützer nicht mit der Zielgruppe ins Gespräch. Vor der Filiale haben sie einen Stehtisch aufgebaut, Gudrun Krämer spricht die älteren Menschen direkt an. Ob sie schon einmal etwas von Trickbetrugmaschen wie dem Enkeltrick gehört hätten, will die 61-Jährige wissen.
Köln: Polizei gibt Auffrischungskurse für pensionierte Ermittler
Krämer ist pensionierte Kriminalpolizistin. Bis zu ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst war sie Opferschützerin bei der Kölner Polizei und in der Prävention tätig. Jetzt, im Ruhestand, berät sie Seniorinnen und Senioren ehrenamtlich, wie sie sich am besten vor Trickbetrügern schützen können. „Mir macht das Spaß“, sagt Krämer, „und das Tolle ist, man bekommt auch selbst ganz viel Dankbarkeit zurück.“
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Zwei Tage zuvor sitzt Krämer mit vier weiteren, pensionierten Kolleginnen und Kollegen im Präsidium in Kalk. Fortbildung zum Thema Trickbetrug an Senioren. Die ehemaligen Ermittlerinnen und Ermittler sitzen an einem Besprechungstisch bei Kaffee und Keksen. In einer Art Auffrischungskurs erfahren sie heute von Kollegen, die noch im Dienst sind, alles über die Maschen der Täter. Enkeltrick, SMS-Betrug, Schockanrufe, falsche Polizisten, falsche Handwerker, Gewinnspielversprechen am Telefon.
Seit ungefähr einem Jahr kommt diese Runde immer mal wieder zusammen. Die Idee dahinter ist: Die ehemaligen Polizistinnen und Polizisten nutzen ihr Fachwissen auch weiterhin für die Präventionsarbeit und geben es ehrenamtlich weiter. Sie gehen in Bankfilialen und Seniorenheime, sprechen vor Krankenpflege-Vereinen, halten Vorträge im Frauenmontagskurs, vor Gewerkschafts- und Kirchengemeindemitgliedern.
„Unsere Gesellschaft wird älter, der Kreis der potenziellen Opfer immer größer“, sagt Christoph Heinen, 66, bis vor wenigen Jahren noch Leiter des Betrugskommissariats und inzwischen im Ruhestand. Die Polizei könne den Aufwand alleine gar nicht mehr stemmen, sagt Heinen. „Daher unterstützen wir gerne.“ Zugleich wünscht er sich, dass die Polizei auch deutlich mehr Personal im Bereich Vorbeugung einsetzt.
Köln: Sparkasse verhindert 24 Betrugsfälle und hohen Schaden
Auch Christa Teutinger sitzt mit am Tisch. In ihrer aktiven Zeit hat die 66-Jährige zuletzt Beamtendelikte bearbeitet, davor war sie im Betrugsbereich tätig. Teutinger kann sich noch an die Anfänge des Enkeltricks in den 90er Jahren erinnern. Die Masche ist bis heute erfolgreich und so gut wie unverändert geblieben. „Mir macht das Spaß“, sagt sie über ihre ehrenamtliche Präventionsarbeit. „Die Leute reagieren sehr dankbar darauf, und ich freue mich, wenn ich mit meinem Polizeiwissen auch Detailfragen beantworten kann.“
Die Sparkasse Köln-Bonn berichtet, ihre geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Filialen hätten in den vergangenen zwölf Monaten in 24 Fällen Kundinnen und Kunden vor den Tätern geschützt und so einen Schaden von 720.000 Euro abgewendet. Die Banker waren jeweils misstrauisch geworden, weil die älteren Menschen ungewöhnlich hohe Geldbeträge abheben wollten.
Im Grunde, sagt Gudrun Krämer, gebe es zwei simple Tricks, um sich schon vor den meisten Trickbetrügern zu schützen: Nie allein die Tür öffnen, wenn jemand Fremdes davor stehe – und nicht ans Telefon gehen, stattdessen den Anrufbeantworter anspringen lassen. „Die Täter sprechen da nicht drauf. Und wer ein berechtigtes Interesse hat, hinterlässt eine Nachricht oder ruft nochmal an.“
Wenn durch seine Vorträge auch nur ein einziger Betrugsfall verhindert werden könne, sagt Michael Hoffmann, auch er 66 Jahre alt, ehemaliger Kriminalbeamter in Köln und jetzt in der Prävention tätig, „dann ist das schon eine ganze Menge, dann hat sich das alles schon gelohnt“.